Schikane im Job So erkennen Sie Mobbing am Arbeitsplatz

Mobbing am Arbeitsplatz kann jeden treffen. Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen unter Mobbing am Arbeitsplatz. Die Folgen sind in ihren Ausmaßen erschreckend.

Mobbing am Arbeitsplatz: 10 Tipps zu Ursachen und Lösungen
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10 Tipps bei Mobbing am Arbeitsplatz

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Niemand will mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehen. Mit genau diesem Gefühl haben aber viele Arbeitnehmer zu kämpfen, denn Mobbing am Arbeitsplatz ist ein weit verbreitetes Problem. Nach einer aktuellen Studie des Büroausstatters Viking zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll unter 1000 deutschen Arbeitnehmern haben 60 Prozent schon einmal Mobbing erlebt. Fast jeder Vierte (24 Prozent) gibt an, selbst schon einmal gemobbt worden zu sein.

Die Betroffenen tragen fast immer erhebliche seelische und körperliche Beschwerden davon. Die Organisationen werden durch die Ausfälle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finanziell erheblich belastet. Und wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass Mobbing in bestimmten Betrieben und Verwaltungen an der Tagesordnung ist, leidet das Image gewaltig.

Wie entsteht Mobbing am Arbeitsplatz?

Mobbing gedeiht vor allem in schlechtem Betriebsklima: Weil der Vorgesetzte es ignoriert oder sogar noch befeuert, mit öffentlichen Ermahnungen des Betroffenen etwa. Oder weil Kollegen sich nicht hinter den Angegriffenen stellen, sondern vielleicht sogar bei der Treibjagd mitmachen. Schreiten andere dagegen frühzeitig und beherzt ein, haben Mobber in der Regel keine Chance.

Das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung NRW listet einige Merkmale auf, die Mobbing am Arbeitsplatz begünstigen:

  • wenig transparente Abläufe
  • stark hierarchische Organisationensstrukturen
  • Mängel bei der internen Kommunikation
  • Defizite im Führungsverhalten
  • unzureichende Abgrenzung des Aufgabenbereichs
  • Schwächen in der Personalpolitik
  • fehlende Streitkultur
  • Neuorganisierung innerhalb des Unternehmens
  • großer Konkurrenz- und Leistungsdruck

Die Gründe für Mobbing sind vielfältig

Menschen, die mobben, tun dies in der Regel aus persönlichen Motiven heraus. Zu den Gründen zählen Antipathie, Neid und Eifersucht dem Opfer gegenüber. Es können aber auch genausogut eigene Ängste sein, die die Täter dazu bringen, einen Kollegen zu mobben. Zum Beispiel die Angst vor einer Kündigung. Bei massivem Arbeitsplatzabbau steigt die Gefahr von Mobbing im Betrieb.

Auch, wenn jemand neu in eine seit Jahren bestehende Gruppe hinzukommt, besteht die Gefahr, dass er gemobbt wird. Ebenso können kulturelle Unterschiede zu Mobbing am Arbeitsplatz führen. Wer sich ein Büro mit jemandem teilt, dessen Angewohnheiten ihn verunsichern oder verärgern, kann seinen Unmut durch Mobbing zeigen.

Wie erkenne ich Mobbing am Arbeitsplatz?

Klassisch beginnt Mobbing am Arbeitsplatz mit sozialer Ausgrenzung. Manchmal fängt es aber auch damit an, dass böse Gerüchte über den Arbeitnehmer in Umlauf geraten, die, soweit unbegründet, als üble Nachrede strafbar sein können. Ist dann noch das Betriebsklima schlecht und setzt sich der Arbeitgeber nicht für den Betroffenen ein, wird die Situation schnell untragbar. Das muss allerdings nicht sein. Nicht nur der Betroffene kann sich gegen die Mobber zur Wehr setzen. Auch Kollegen können ein Fehlverhalten ansprechen sobald sie es bemerken und damit dem Mobbing schon frühzeitig vorbeugen.

Mobbing am Arbeitsplatz zu erkennen ist deshalb nicht nur für die Kollegen des Betroffenen wichtig. Auch der Arbeitgeber beziehungsweise der Vorgesetze sollten ein Interesse daran haben, zu erkennen, ob am Arbeitsplatz gemobbt wird. Schließlich hat er eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Arbeitnehmern.

Anzeichen für Mobbing am Arbeitsplatz gibt es viele, da das Problem auf ganz unterschiedliche Art und Weise auftreten kann.

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Der Betriebswirt Heinz Leymann, der als Pionier in der Mobbing-Forschung gilt, hat 45 verschiedene Arten des Mobbing identifiziert, unterteilt in fünf verschiedene Bereiche:

  1. Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen
  2. Angriffe auf die sozialen Beziehungen
  3. Auswirkungen auf das soziale Ansehen
  4. Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation
  5. Angriffe auf die Gesundheit

Welche Folgen hat Mobbing am Arbeitsplatz?

Die hohe seelische Belastung, der Mobbing-Opfer ausgesetzt sind, führt auch zu psychosomatischen Erkrankungen. Nach Informationen der Hans-Böckler-Stiftung, einem gemeinnützigen Forschungswerks des Deutschen Gewerkschaftsbunds, können schon nach wenigen Tagen Beschwerden auftreten. Häufig sind Magen- und Darmprobleme, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen und Angststörungen.

Wird der Arbeitnehmer über einen längeren Zeitraum gemobbt, können sich chronische Krankheiten im Bereich des Herz- und Kreislaufsystems, des Magen- und Darmtrakts sowie Atemwegserkrankungen und Hauterkrankungen einstellen.

Auch psychisch hat das Mobbing Auswirkungen. Häufig treten schwere Depressionen und Suchterkrankungen auf. Die Selbstmordgefährdung steigt.

Etwa jeder dritte von Mobbing Betroffene erkrankt längerfristig, teilweise kann sich das über ein Jahr hinziehen. Am Ende von Mobbing-Attacken steht oft die Kündigung oder sogar eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit.

Folgen von Mobbing für den Betrieb

Nicht nur auf die direkt betroffene Person hat das Mobbing Auswirkungen. Nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung ist auch der Betrieb vom Kollegen bis hin zum Arbeitgeber nachhaltig von den Folgen betroffen.

Das Betriebsklima ist oft über eine lange Zeit vergiftet, was die Motivation aller Mitarbeiter gefährden kann. Das wiederum wirkt sich auf ihre Produktivität aus. Nach Angaben der Stiftung kann das für ein Unternehmen Kosten von 15.000 bis 50.000 Euro pro Jahr und gemobbter Person bedeuten.

Was hilft bei Mobbing am Arbeitsplatz?

Mobbing ist ein Problem, das Lösungen braucht. Und das gleich auf mehreren Ebenen. Der gemobbte Arbeitnehmer braucht persönlich und bei der Arbeit Unterstützung, um die Attacken des Mobbers zu verarbeiten und wieder Spaß am Job zu haben. Zusätzlich ist der Arbeitgeber gefragt, eine Atmosphäre im Betrieb zu schaffen, in der Mitarbeiter frei von Angst vor mobbenden Kollegen ihrer Arbeit nachgehen können.

Ein wichtiger Schritt für die gemobbte Person ist es, sich die Hilfe zu suchen, die sie braucht, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Oft geschieht dies erst, wenn die Situation unhaltbar geworden und bereits ziemlich verfahren ist.

Probleme bei der Arbeit früh ansprechen

Deshalb raten Experten, frühzeitig über die Probleme bei der Arbeit zu sprechen. In einigen Unternehmen gibt es Vereinbarungen, wie das Verhalten unter den Mitarbeitern sein sollte. Einige schließen Mobbing kategorisch aus und belehren über rechtliche Folgen, die Mobbing am Arbeitsplatz haben kann.

So eine Vereinbarung kann auch für den Arbeitgeber von Vorteil sein, denn er unterliegt der Fürsorgepflicht (§ 241 BGB). Nach ihr hat der Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass ein angemessener Maß an Schutz und Rücksichtnahme am Arbeitsplatz durchgesetzt wird. Verletzt er seine Fürsorgepflicht, indem er nichts gegen das Mobbing unternimmt, kann er haftbar gemacht werden.

Auch wenn ein Unternehmen nicht über eine entsprechende Vereinbarung verfügt, empfehlen Experten, sich so früh wie möglich am Arbeitsplatz Hilfe zu suchen, idealerweise beim Vorgesetzen in einem Vier-Augen-Gespräch, sofern er nicht der Mobber ist. Weitere Ansprechpartner sind der Betriebsrat oder der Personalrat. Ist das nicht möglich, sollte zumindest eine Vertrauensperson zu Rate gezogen werden.

Viele wünschen sich mehr Unterstützung

Laut Mobbing-Report, einer Repräsentativstudie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, suchen tatsächlich viele Betroffene Unterstützung im Betrieb, insgesamt waren dies mehr als zwei Drittel. Die überwiegende Mehrheit (68,7 %) suchte Hilfe beim Betriebsrat. Rund 62 Prozent sprachen Kollegen an, die nicht gemobbt hatten. 79,6 Prozent der Befragten meinten, der Betriebs- oder Personalrat sollte sich stärker gegen Mobbing engagieren.

Um auch Gehör zu finden, sollten sich die Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz die Vorfälle, in denen sie vom Mobber terrorisiert wurden, in einer Art Mobbing-Tagebuch notieren. Wenn es dann nicht gelingt, das Problem innerbetrieblich zu lösen, kann ein Mediator eingeschaltet werden.

Hilfe von außen holen

Die psychische Belastung ist bei Mobbing oft ausgeprägt. Wer am Arbeitsplatz kein Gehör findet oder auch einfach nicht weiter weiß, sollte sich professionelle Hilfe von außen holen. Es gibt verschiedene Stellen, die weiterhelfen. Dazu gehören:

Seit 2002 gibt es vom Landesinstitut für Arbeitsgestaltung NRW die MobbingLine, die Betroffene berät. Erreichbar ist sie unter 0211/ 837 19 11Hilfe bietet auch der deutschlandweit agierende Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing unter 0611 / 9 57 03 81Frauen, die gemobbt werden, können sich beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter 08000 166 016 Hilfe holen

Welche Rechte hat man bei Mobbing am Arbeitsplatz?

Der Arbeitgeber ist seinen Arbeitnehmern nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) zur Fürsorge verpflichtet. Diese Fürsorgepflicht beinhaltet auch die Achtung der Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber nicht selber zum Mobber werden darf und alles unterlassen muss, was als Mobbing gewertet werden könnte. Es heißt aber auch, dass er verpflichtet ist, seine Arbeitnehmer vor ungerechter Behandlung oder systematischem Anfeinden durch Kollegen oder Vorgesetzte zu schützen.

Nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz hat der Arbeitgeber außerdem dafür zu sorgen, dass sein Angestellter nicht aufgrund seiner Rasse oder seiner ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität in der Arbeitswelt angefeindet wird.

Erfährt ein Arbeitgeber von Mobbing im Unternehmen, muss er etwas dagegen tun. Seine Möglichkeiten reichen von Ermahnung über Abmahnung, Umsetzung und Versetzung in eine andere Abteilung bis hin zur ordentlichen oder, in besonders schwerwiegenden Fällen, fristlose Kündigung des Mobbingtäters.

Der Mobbing-Opfer ist allerdings in der Pflicht zu beweisen, dass es im Job gemobbt wird. Gelingt ihm das, hat es einen Erfüllungsanspruch gegenüber dem Arbeitgeber, dass dieser das Mobbing abstellt. Es kann Beschwerde einlegen, wenn das nicht geschieht und unter Umständen gemäß § 273 BGB5 ein Zurückbehaltungsrecht hinsichtlich seiner Arbeitsleistung ausüben, indem es nicht zur Arbeit kommt. Wegen der durch das Mobbing verursachten Schäden kann das Opfer unter Umständen auch vom Arbeitgeber Schadensersatz sowie Schmerzensgeld verlangen.

Wann ist Mobbing am Arbeitsplatz strafbar?

Mobbing am Arbeitsplatz: Definition, Anzeichen und Hilfe für Betroffene
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Das Mobbing-Opfer kann gegen den Mobber rechtliche Schritte einleiten. Es kann den Täter wegen Beleidigung, übler Nachrede oder Nötigung anzeigen. Wird der Betroffene durch das Mobbing krank und bekommt ein ärztliches Attest darüber, kann der Täter wegen Körperverletzung belangt werden.

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