Nicht jede Belästigung ist handgreiflich Macho-Sprüche am Arbeitsplatz kontern

Norderstedt · Hinterherpfeifen, eindeutige Blicke und provokante Sprüche: Was manche Männer witzig finden, kommt bei Frauen oft nicht gut an. Trotzdem schweigen viele aus Scham. Lesen Sie hier, wie Sie sich schalgfertig zur Wehr setzen können.

Strategien für die Schlagfertigkeit
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Foto: tmn

Sprüche wie "Na Mädchen, soll ich dir mal zeigen, wie das geht?" sind möglicherweise nicht böse gemeint - aber eben auch nicht wirklich passend. Schlagfertige Konter fallen meist erst Minuten oder gar Stunden später ein.

"Wenn mich das als Frau ärgert und ich mit dem betreffenden Mann häufiger zu tun habe, sollte ich das ansprechen", sagt die Etikette-Expertin Bettina Geißler aus Norderstedt. "Sonst staut sich was auf, und ich explodiere irgendwann."

Machohafte Komplimente

Oft helfe es schon, sein Gegenüber darauf hinzuweisen, dass man solche Sprüche nicht angemessen findet. "Wenn es dann trotzdem weitergeht, muss ich noch einmal klar sagen: Bitte sprechen Sie mich nicht so an." Das gilt zum Beispiel auch, wenn ein Kollege einer Frau hinterherpfeift oder ihr machohafte Komplimente macht. "Wenn es mich stört, kann ich ihn fragen, was das soll", empfiehlt Geißler. "Oder ihm sagen: Bitte lassen Sie das!"

So zu reagieren, sei nicht unhöflich - unhöflich sei derjenige, der eine Kollegin auf diese Weise nervt. Deshalb sei es auch angebracht, Macho-Sprüche, die einen ärgern, ohne Lächeln zu kontern: "Sonst nimmt mich der andere nicht ernst."

Das Problem vieler Betroffener: Die Hemmschwelle ist recht hoch. "Viele trauen sich nicht, weil es in manchen Fällen sogar der Chef selbst ist, der die weiblichen Kollegen belästigt", sagt Bernhard Franke, Referatsleiter bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Berlin. Doch genau dies sei das falsche Signal. Setze man sich nicht zur Wehr, ermuntere man den anderen nur dazu, weiterzumachen.

Zuhilfenahme von Dritten

Auch die Zuhilfenahme von Dritten spiele eine wichtige Rolle. "Eine sexuelle Belästigung spielt sich ja meistens im Vier-Augen-Verhältnis und ohne Zeugen ab. Für das Opfer besteht daher noch zusätzlich das Problem, die Belästigung überhaupt nachweisen zu können, um sich nachher nicht den Vorwurf der üblen Nachrede anhören zu müssen", so Franke.

Sinnvoll sei es daher - ähnlich wie beim Mobbing - ein Tagebuch zu führen und darin genau aufzuführen, wann und wo welche Art von Belästigung stattgefunden habe.

(dpa)
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