Auf Dresscode achten Keine Karriere im Schlabberlook

Düsseldorf (RPO). Der erste Blick macht viel aus. Die alte Binsenweisheit sollte man gerade im Berufsleben im Hinterkopf behalten. Das Erscheinen und Auftreten kann Sympathien wecken und genau das Gegenteil bewirken. Nicht umsonst heißt es auch: Kleider machen Leute.

Dresscode fürs Büro
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Foto: ddp

Ob ein Geschäftspartner seriös erscheint oder windig, ob ein Chef Autorität vermittelt oder etwas schrill rüberkommt, ob dem Azubi zugetraut wird, die Stelle im Außendienst zu übernehmen oder nicht - all das ist auch eine Frage der Garderobe.

Schlabberlook zu Hause lassen

Allerdings: "Kleidung rettet nicht alles" Das sagt Führungskräfte-Coach Hans-Michael Klein aus Essen: Mangelnde Intelligenz, miese Noten im Abschlusszeugnis oder einen unterirdischen Auftritt beim Bewerbungsgespräch macht selbst ein perfektes Outfit nicht wett. "Aber die Wirkung eines Menschen hängt in erster Linie von seinem Äußeren ab, und da spielt Kleidung eine große Rolle", sagt Klein. Sogar ein Überflieger mit brillanten Noten und eloquentem Auftreten kann sich mit groben Verstößen gegen den Dresscode viel kaputt machen - Karriere macht man eben nicht im Schlabberlook.

"Es sei denn, der Personalchef lässt alle Fünfe gerade sein", so der Experte. Das ist allerdings eher unwahrscheinlich. "Da gibt es schon eher welche, die auch noch auf die Schuhabsätze gucken." Die sollten einer verbreiteten Regel zufolge auf keinen Fall abgelaufen wirken. Klein beobachtet insgesamt eine "Rückbesinnung auf tradierte Werte" und damit auch einen Trend zu strengerer Kleiderordnung. "Dieter Bohlen hält sich an keine Konventionen und hat damit Erfolg - Normalos müssen sich an die Spielregeln halten."

Kein Braun nach Sechs

Dazu gehört, zumindest im Büro eher gedeckte Farben zu tragen. "Aber keinen Anzug in Schwarz", sagt Klein - es sei denn, man geht zur Beerdigung. Bei Geschäftsterminen gilt: "Je später es ist, umso dunkler kleidet man sich. Und nach sechs Uhr trägt man kein Braun mehr." Regelverstöße sind Motivkrawatten genau wie Krawattennadeln oder weißer Kragen zu blauem Hemd - "völlig out", lautet Kleins Urteil.

Die Kleiderordnung ist aber nicht nur eine Frage individueller Geschmackssicherheit: "Auch für das Unternehmen stellt sich die Frage, was passt zu uns, was nicht, sollte Anzug Pflicht sei?", erläutert Bettina Angerer, Trainerin aus Norderstedt bei Hamburg. Schließlich wird über den Dresscode auch ein Image kommuniziert. "Die Firmen machen sich verstärkt Gedanken in diese Richtung."

Nicht übertreiben

Die Art sich zu kleiden, hat auch Auswirkungen auf die Art sich zu bewegen, zu sprechen und zu laufen. "Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass die Kleidung sogar die Haltung von Back-Office-Mitarbeitern beeinflusst." Manche Experten gehen selbst davon aus, man könne hören, ob das Gegenüber am Telefon eine Krawatte trägt. Wer bei geschäftlichen Telefonaten maximal korrekt klingen möchte, sollte sie also besser umbehalten.

Auch hier gilt allerdings: Bitte nicht übertreiben. "Ab einem bestimmten Punkt fühlt man sich overdressed und einfach unwohl, und das merkt man einem dann auch an", sagt Angerer. "Kleidung muss der Situation angemessen sein und gleichzeitig so, dass man sich gut damit fühlt."

Durch Kleidung Interesse signalisieren

Kleiderregeln haben durchaus ihre positiven Seiten. Zum Beispiel geben sie Halt. "Gerade in unsicheren Zeiten sucht man feste Regeln, an denen man sich orientieren kann", sagt Petra Begemann, Management-Trainerin aus Frankfurt. Wer sich den Anforderungen entsprechend kleidet, hat aber auch einen Vorteil gegenüber Konkurrenten, die das nicht tun: "Personaler können schließlich meistens aus vielen Bewerbern auswählen."

Nachlässige Kleidung wird dann zum Ausschluss-Kriterium. "Dem Dresscode zu entsprechen, signalisiert auch, dass einem die Bewerbung wichtig ist", sagt Begemann. "Aber auch, dass man weiß, was in so einer Situation von einem erwartet wird." Wer das nicht weiß, von dem muss befürchtet werden, dass er in anderen Situationen ebenfalls nicht fähig ist, sich angemessen zu verhalten.

An den Hoffnungsträgern orientieren

Kleidung ist in der Regel vielsagend. "Man kann damit auch zeigen, dass man Ambitionen hat", sagt Angerer. "Wer aufsteigen möchte, sollte sich so kleiden, wie es für die angestrebte Position erwartet wird." Gut sei, sich an denen zu orientieren, die im Unternehmen als Hoffnungsträger gelten, empfiehlt Petra Begemann. Allerdings sollte man sich nie teurer kleiden als der eigene Vorgesetzte. "Und man darf andere nicht exakt kopieren." Chefs wollen schließlich Individuen und keine Klone - egal wie gut gekleidet.

Literatur: Petra Begemann: Der große Business-Knigge, Eichborn, ISBN-13: 978-3-8218-5930-9, 19,90 Euro.

(gms2)
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