Arbeitsmarkt Als Ungelernter beruflich Fuß fassen

Wer keine Ausbildung vorweisen kann, muss mit Nachteilen in der Arbeitswelt rechnen. Doch welche Möglichkeiten haben Geringqualifizierte, einen Job zu finden und sich dann sogar weiterzubilden?

In der Gastronomie lässt sich auch ohne Berufsausbildung einen Job finden. Wer sich dort im Service bewerben möchte, kann das oft formlos tun und vor Ort den Besitzer direkt ansprechen.

In der Gastronomie lässt sich auch ohne Berufsausbildung einen Job finden. Wer sich dort im Service bewerben möchte, kann das oft formlos tun und vor Ort den Besitzer direkt ansprechen.

Foto: dpa-tmn/Marijan Murat

Kein Schulabschluss, keine Berufsausbildung: Trotzdem gibt es für Ungelernte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Sie arbeiten etwa im Lager, am Fließband, im Reinigungsbereich, als Helfer in der Küche oder im Büro. Im Handwerk gibt es in bestimmten Bereichen ebenfalls Jobs für Ungelernte.

Typisch bei Tätigkeiten, für die keine besonderen Qualifikationen erforderlich sind: Solche Stellen werden überwiegend von Leiharbeitsfirmen ausgeschrieben. „Dies beschleunigt die Jobsuche, heißt aber auch, ein Dritter verdient mit“, sagt Olaf Craney vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung. Man kommt zu solchen Jobs aber auch über Beziehungen, Kontakte oder Initiativbewerbungen.

Die erste Kontaktaufnahme erfolgt in aller Regel eher formlos. „Man geht zu einem potenziellen Arbeitgeber und spricht vor“, erklärt Craney. „Bei solchen Gesprächen ist es aufgrund fehlender Qualifikationen immer besser, bisherige berufliche Erfahrungen und persönliche Stärken in den Vordergrund zu stellen“, rät Christian Ludwig von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.

Wer ohne formale berufliche Qualifikationen einen Job bekommen hat, kann sich allerdings in beruflicher Hinsicht nicht unbedingt in Sicherheit wähnen. Die Bezahlung ist oft niedrig und Ungelernte sind nicht selten die ersten, denen gekündigt wird, wenn ein Unternehmen in eine Krise gerät. „Das sind alles gute Gründe für Ungelernte, möglichst schnell Abschlüsse oder wenigstens Qualifizierungen anzugehen“, sagt Olaf Craney.

Ein Weg kann sein, den Arbeitgeber um Unterstützung zu bitten bei dem Vorhaben, einen Schulabschluss und eine Ausbildung nachzuholen. Der Arbeitgeber kann sich wiederum an die Arbeitsagentur wenden und sinngemäß sagen: „Ich habe hier einen engagierten und motivierten Helfer, aus dem ich gerne eine Fachkraft machen möchte.“ Für solche Fälle gibt es von der Agentur Zuschüsse zum Arbeitsentgelt. „Oft ist es sogar möglich, dass die Ausbildung verkürzt werden kann, wenn der Helfer durch die Helfertätigkeit entsprechende praktische und theoretische Erfahrungen aufweisen kann“, sagt Craney.

„Ungelernte können sich aber auch selbst bei der örtlichen Arbeitsagentur beraten lassen und sich dort über Fördermöglichkeiten informieren“, erklärt Christian Ludwig. Wichtig im Vorfeld: Sie sollten sich über ihre eigenen Stärken und Interessen in Ruhe Gedanken machen und sie klar benennen können.

Mit dem Bürgergeldgesetz, das am 1. Januar in Kraft getreten ist, werden die Möglichkeiten zur Qualifizierung, vor allem von Geringqualifizierten, noch einmal gestärkt. Im Fokus sind hierbei unter anderem abschlussorientierte Weiterbildungen. Um Ungelernte zu motivieren und ihr Durchhaltevermögen bei einer abschlussorientierten Weiterbildung zu stärken, gibt es zudem ab dem 1. Juli ein monatliches Weiterbildungsgeld in Höhe von 150 Euro. Und für bestandene Zwischen- und Abschlussprüfungen winken Prämien: Für eine erfolgreiche Zwischenprüfung gibt es 1000 Euro, für die bestandene Abschlussprüfung 1500 Euro.

Wer an einer Weiterbildung teilnimmt, die nicht auf einen Berufsabschluss zielt und länger als acht Wochen dauert, hat ab Juli dieses Jahres Anspruch auf den sogenannten Bürgergeldbonus. Er beträgt für die Dauer der Qualifizierung 75 Euro monatlich.

(dpa/tmn)
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