Tourismusmanager Kein lauer Job unter Palmen

Hannover (RPO). Die Reisebranche wächst, mit ihr auch die Aufgaben der Tourismusmanager. Zum Job gehört nicht nur die Planung von Reisen, sondern auch ihre Vermarktung und Entwicklung neuer Konzepte. Wer mit dem Job ein laues Dasein in der Hängematte verbindet, liegt völlig falsch.

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Stephanie Schulze zur Wiesch wusste schon in der Oberstufe, dass es etwas mit Tourismus sein soll. Heute kümmert sie sich bei der Tui in Hannover unter anderem um die Clubprogramme und das Qualitäts- und Umweltmanagement. Der Spaß am Reisen hat ihre Studienwahl maßgeblich mitbeeinflusst.

Die Entscheidung fiel für die Uni Paderborn. Dort hat Schulze zur Wiesch Fremdenverkehrsgeografie und BWL studiert. "Das war schön und gut, hatte aber mit dem späteren Berufsleben wenig zu tun." Schon nach einem Jahr hat sie nebenbei an der Tui-Flughafenstation in Paderborn gejobbt. Und das würde sie jedem empfehlen: "Praxiserfahrung schon im Studium suchen, jede Chance nutzen, Praktika zu machen. Das ist schon deshalb wichtig, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo ich überhaupt hinpasse."

Ähnlich und doch anders war es bei Sabine Gerhard, die seit 26 Jahren beim Reiseveranstalter Dertour arbeitet und viel Erfahrung im Tourismusmanagement hat, auch wenn ihr Arbeitgeber das nicht so nennt: Auf ihrer Visitenkarte steht Vice-President. "Nach dem Abitur war ich ziemlich ratlos", erzählt sie. "Meine Mutter hat gesagt: 'Geh zur Hotelfachschule, Opa war doch Koch.' Aber das war nur Service, Küche und Wäscherei, das reichte mir nicht." Und so hat Gerhard noch ein FH-Studium in Worms draufgesattelt. "Das war auch eine gute Grundlage für die spätere Arbeit. Es hat geholfen, Scheuklappen abzulegen, aber auch Kontakte in die Branche zu knüpfen."

Studienangebote für angehende Tourismusmanager gibt es heute zahlreiche, in Güstrow genauso wie in Berlin, Bad Honnef, Konstanz und Wernigerode: Dort hat die Hochschule Harz einen passenden Bachelor/Master-Studiengang im Angebot. Mit Tourismuswirtschaft nur schöne weite Welt zu verbinden, sei falsch, erklärt Prof. Harald Bastian. Und auch, wer im Ausland in einem Feriengebiet tätig sein will, müsse wissen: "Das ist Arbeit und nicht Urlaub."

Die Mehrzahl starte mit dem B.A. ins Berufsleben. Absolventen haben ein breites Spektrum an Möglichkeiten: "Wir decken die gesamte Wertschöpfungskette ab", sagt Bastian - vom Reisebüro bis zum Tourismusverband, vom Hotelmanagement bis zum Reiseveranstalter. Die Folgen der Wirtschaftskrise seien für Berufseinsteiger derzeit zwar spürbar, sagt Prof. Bastian. "Aber die Tourismuswirtschaft weltweit wächst, und damit auch der Bedarf an Arbeitskräften."

Das schätzt Sabine Gerhard genauso ein. Die Anforderungen an den Nachwuchs seien aber größer geworden: "Die Branche hat sich stark verändert, Direktvertrieb und Onlinevertrieb sind viel wichtiger geworden", sagt Gerhard. "Die Arbeit ist heute komplexer, und es sind auch ganz andere Mengen zu bewältigen als vor 20 Jahren."

Praxiserfahrung sei bei der Stellensuche auf jeden Fall ein entscheidendes Kriterium. Hinzu kommen müssen Durchsetzungsvermögen, gutes Zeitmanagement und die Fähigkeit, sich problemlos auf neue Situationen und neue Gesprächspartner einzustellen.

Wer ins Tourismusmanagement will, weil er gern unter Palmen in der Hängematte liegt, wird wahrscheinlich frustriert. Führungskräfte in der Touristik sollten vielseitig, analytisch und kreativ sein, sagt Schulze zur Wiesch. "Und man muss wissen, dass es nicht nur darum geht, zum Beispiel Reisen zu produzieren, sondern mindestens genauso darum, sie zu vermarkten und neue Konzepte zu entwickeln."

(mais/fb)
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