Leserforum Krankschreibung erst nach einer Woche?

Düsseldorf · Während die Grippewelle über Deutschland rollt, ist eine Diskussion über die Pflicht zur Krankschreibung ausgebrochen. Wie ist Ihre Meinung? Handelt es sich bei der geltenden Rechtslage um Gängelung der Arbeitnehmer oder wird so dem "Blaumachen" ein Riegel vorgeschoben? Schreiben Sie uns.

Wer einmal an einem akuten Magen-Darm-Infekt erkrankt war, hat eine Vorstellung davon, wie schwer der Weg zum Arzt fällt. Dabei dürfte der Arbeitgeber bereits am ersten Tag der Krankheit verlangen, dass sein Beschäftigter sich eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung vom Hausarzt ausstellen lässt. Ärzte der Uni Magdeburg haben jetzt eine Diskussion über die Krankschreibungs-Praxis in Deutschland angefacht.

Rechtlich geregelt ist die im Entgeltfortzahlungsgesetz. Unter Paragraf 5 heißt es, dass die Arbeitsunfähigkeit dem Arbeitgeber unverzüglich anzuzeigen ist. Dauert die Krankheit länger als drei Kalendertage, hat der Arbeitnehmer spätestens am darauffolgenden Arbeitstag eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorzulegen. Allerdings kann der Arbeitgeber die Vorlage früher verlangen — sogar am ersten Tag der Krankheit. Gründe dafür muss er nicht nennen. Weigert sich der Arbeitnehmer, darf der Arbeitgeber die Entgeltfortzahlung verweigern.

Die Magdeburger Forscher kritisieren, dass viele Arbeitnehmer allein für den gelben Schein den Arzt aufsuchen. Das führe zu einer Überlastung der Hausärzte. Sie schlugen vor, die Frist auf eine Woche zu verlängern. Während Ärztevertreter und Arbeitgeber vor einer solchen Regelung warnen, zeigte sich der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn, aufgeschlossen gegenüber einer längeren Frist.

In Norwegen ist dies beispielsweise schon heute möglich: Dort können sich Beschäftigte bis zu viermal innerhalb eines Jahres selbst für drei Tage krank melden. In vielen Firmen gibt es sogar Ausnahmeregelungen, wonach die Mitarbeiter sogar bis zu acht Tage ohne Arztbesuch zu Hause bleiben können. Das Überraschende: Nicht nur die Zahl der Arztbesuche pro Kopf fällt in Norwegen halb so hoch aus wie in Deutschland, auch die Zahl der Fehltage ist dort seit Jahren rückläufig.

Was ist Ihre Meinung? Würde eine Änderung der Regelung nur dem "Blaumachen" Tür und Tor öffnen, womöglich zu massiven wirtschaftlichen Schäden führen? Oder beendet die eigenständige Krankschreibung eine Arbeitnehmer-Gängelung und führt zu leereren Wartezimmern. Schreiben Sie uns an opinio@rp-online.de oder einen Kommentar zu diesem Artikel.

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