Harvard-Studie Diese Rahmenbedingungen im Job machen Mitarbeiter unglücklich

Düsseldorf · Ein Team der Universität in Harvard erforscht seit 85 Jahren in einer Studie das Glück. Nun will man herausgefunden haben, welche Voraussetzungen im Arbeitsleben zu starker Frustration und Unzufriedenheit führen.

Wie eine Studie der Universität Harvard herausfand, macht Einsamkeit im Job unglücklich. Angestellte bei Lieferdiensten haben es besonders schwer.

Wie eine Studie der Universität Harvard herausfand, macht Einsamkeit im Job unglücklich. Angestellte bei Lieferdiensten haben es besonders schwer.

Foto: Jens Hartmann

Die Jobs, in denen Menschen am unglücklichsten sind, sind auch die einsamsten. Das hat eine seit 85 Jahren laufende Studie der Universität Harvard herausgefunden. Demnach finden sich die unglücklichsten Mitarbeiter in Berufen wieder, die nur wenig soziale Interaktion erfordern und keine Möglichkeiten bieten, ein gutes Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen aufzubauen.

„Zwar lassen sich bestimmte Aufgaben nicht zuverlässig mit Unzufriedenheit und Burnout in Verbindung bringen, doch bestimmte Jobmerkmale können das tun“, sagt Robert Waldinger, Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School und Leiter der Harvard Study of Adult Development, gegenüber dem US-amerikanischen Nachrichtenportal CNBC.

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Foto: dpa/Monika Skolimowska

Seit 1938 forschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität in Harvard mit der „Harvard Study of Adult Development“ zur Entwicklung von Erwachsenen. Auch der Aspekt des Glücks spielt eine entscheidende Rolle in der Studie, die Gesundheitsdaten von mehr als 700 Teilnehmern aus der ganzen Welt sammelt und ihnen alle zwei Jahre detaillierte Fragen zu ihrem Leben stellt.

Diese Arbeitnehmer leiden besonders unter sozialer Isolation

Der Studie zufolge sind weder Geld, beruflicher Erfolg, Sport noch eine gesunde Ernährung essenziell für ein zufriedenes Leben, sondern positive Beziehungen. Das gelte auch für das berufliche Leben, so Waldinger. „Wenn man sich mit anderen Menschen verbunden fühlt, ist man zufriedener mit seinem Job und leistet bessere Arbeit.“

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Foto: picture alliance / dpa Themendie/Christin Klose

Besonders unglücklich sind offenbar Arbeitnehmer, deren Jobprofil darauf ausgelegt sei, von anderen Menschen isoliert zu arbeiten. Etwa Lkw-Fahrer oder Angestellte bei Paket- und Lieferdiensten. Auch unübliche Arbeitszeiten mit wenig Kontakten während der Schicht, etwa bei Nachtwächtern, führen den Erkenntnissen zufolge zu sozialer Isolation. Ebenso wie besonders hektische Aufgaben, etwa im Lager eines Online-Handels, oder solche, bei denen die positive Resonanz in den Gesprächen ausbleibt. Als Beispiel dafür führt Waldinger die Arbeit im Kundendienst an: „Wir wissen, dass Menschen in Call-Centern durch ihre Arbeit oft enorm gestresst sind, insbesondere, da sie den ganzen Tag mit frustrierten, ungeduldigen Menschen am Telefon sitzen“, erklärt er.

Gefahr für die Gesundheit der Angestellten

Verschiedene Studien belegen, dass Einsamkeit und soziale Isolation negative Auswirkungen auf die psychische wie körperliche Gesundheit eines Menschen und seine Lebenserwartung haben können. Das Sterberisiko einsamer oder sozial isolierter Personen wird als vergleichbar mit Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen oder Fettleibigkeit angesehen.

Daher ist es der Forschergruppe zufolge wichtig, im Büro Möglichkeiten für soziale Interaktionen zu schaffen und das Teamgefühl zu stärken: „Wenn man einen Anreiz schafft, in Teams zu arbeiten, ist es einfacher, positive Beziehungen zu seinen Mitarbeitern aufzubauen“, sagt Professor Waldinger.

(hf)
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