Die Ausbildung beim Zoll Beamtenlaufbahn mit „Action und Analyse“

Der Staat will Kriminalität, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit eindämmen. Dafür sorgen die Mitarbeiter beim Zoll. Yelda Akcay schildert ihre Erfahrungen, während ihrer Ausbildung.

 Zwei Jahre dauert die Ausbildung im mittleren Dienst beim Zoll: Anwärterin Yelda Akcay darf sich bald Zollbeamtin nennen.

Zwei Jahre dauert die Ausbildung im mittleren Dienst beim Zoll: Anwärterin Yelda Akcay darf sich bald Zollbeamtin nennen.

Foto: dpa-tmn/Jürgen Feld

Den Fund eines Goldklumpens in einer Windel bezeichnet Yelda Akcay als bisherigen Höhepunkt in ihrer Ausbildung. Sie muss immer wieder lachen, wenn sie erzählt, was eine Kontrolle am Flughafen so alles zutage fördern kann. Aber auch das Rentner-Ehepaar, in dessen Wohnung eine Marihuana-Plantage gedieh, ist der 23-Jährigen noch lebhaft in Erinnerung. „Wir haben viel mit Menschen zu tun, das ist spannend und bietet immer wieder Überraschungen“, sagt Akcay. Zwei Jahre dauert ihre Ausbildung beim Zoll. „Anwärterin“ lautet die konkrete Bezeichnung.

Bundesweit 40 000 Zöllner fertigen Waren aus aller Welt ab, gehen gegen Drogenschmuggler vor, setzen sich für Artenschutz ein, kämpfen für gerechte Löhne und faire Wettbewerbsbedingungen. Zudem erheben sie jedes Jahr mehr als 140 Milliarden Euro Steuern – das verlangt von den Auszubildenden die Bereitschaft, sich mit Gesetzestexten, den verschiedenen Steuerarten und der Betriebswirtschaft auseinanderzusetzen. Das geschieht gleich zu Beginn in einem der 41 Ausbildungshauptzollämter in Deutschland. Auch Yelda Akcay zog für sechs Monate auf den Campus des Bildungszentrums in Sigmaringen und tauchte ab in die Theorie. Erst nach erfolgreich bestandener Zwischenprüfung schließt sich die praktische Ausbildung an.

In der Praxis lernen die Azubis dann alle Facetten der Aufgaben beim Zoll kennen. Etwa wenn es um die Eindämmung von Schwarzarbeit geht. Auf Baustellen oder in der Gastronomie wird zum Beispiel kontrolliert, ob die Mitarbeiter ordnungsgemäß zur Sozialversicherung angemeldet sind. Yelda Akcay war auch schon daran beteiligt, offene Schulden gegenüber dem deutschen Staat einzutreiben und hat sich darum gekümmert, dass ausstehende Zölle und Steuern gezahlt werden. Falls Bürger oder Unternehmen säumig sind, prüft der Zoll, welche Gegenstände sich zur Pfändung eignen.

Außerdem obliegt die „Warenabfertigung“ dem Zoll. Jährlich werden Produkte im Wert von etwa 400 Milliarden Euro nach Deutschland eingeführt. „Heute kontrollieren wir verdächtige Sendungen mit Hilfe von moderner Technik – da hat sich unser Beruf sehr weiterentwickelt seit der Zeit, als ich 1999 meine Ausbildung begonnen habe“, sagt Zollamtsrat Thomas Seemann.

Für ihn ist die die Arbeit beim Zoll „eine gute Mischung aus Action und analytischer Tätigkeit am Schreibtisch“. Wer hier arbeitet, ist im Auftrag des Staats unterwegs und trägt große Verantwortung. Schließlich sollen Kriminalität, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit eingedämmt werden. „Offene Grenzen bedeuten nicht freie Fahrt für Dro-genkuriere, Waffenhändler und Zigarettenschmuggler“, sagt Seemann.

Für eine Ausbildung beim Zoll genügt für den mittleren Dienst ein mittlerer Schulabschluss, wer sich für den gehobenen Zolldienst interessiert, muss das (Fach-)Abitur mitbringen. Neben einem hohen Verantwortungsbewusstsein sowie der Fähigkeit, gut auf Menschen zuzugehen, ist eine gewisse körperliche Fitness nötig. Anwärter im mittleren Dienst verdienen etwa 1270 Euro brutto im Monat, im gehobenen Dienst rund 1510 Euro brutto.

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