Arbeitgeber Staatsdienst ist nicht gleich Staatsdienst

Sicheres Einkommen, gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie, interessante Aufgaben: Das dürften sich viele Jobeinsteiger wünschen. Wie die Chancen dafür im öffentlichen Dienst stehen, und wie man den Einstieg findet.

Die Tätigkeitsfelder sind vielfältig, die Voraussetzungen unterschiedlich: Wer sich für eine Karriere im öffentlichen Dienst interessiert, sollte sich vorab gut informieren.

Die Tätigkeitsfelder sind vielfältig, die Voraussetzungen unterschiedlich: Wer sich für eine Karriere im öffentlichen Dienst interessiert, sollte sich vorab gut informieren.

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Erst die Corona-Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und dazu die Klimakrise: All das lässt viele junge Menschen nicht gerade optimistisch in die Zukunft blicken – und schlägt sich womöglich auch in der Berufswahl nieder. „Arbeitsplatz- und Gehaltssicherheit sind bei den jungen Bewerbern wieder ganz oben auf die Prioritätenliste gerückt“, sagt Svenja Rausch von der Praktikums- und Stellenbörse Jobteaser, die auf die junge Generation Z spezialisiert ist.

Und was bietet mehr Sicherheit, als für den Staat zu arbeiten? Der öffentliche Dienst hat vielleicht ein etwas angestaubtes Image, doch in puncto Arbeitsplatzsicherheit liegen Beamte ganz weit vorne. Ein perfektes Job-Match für eine krisengebeutelte junge Generation also? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Welche Karrierewege gibt es im öffentlichen Dienst? Zunächst einmal muss gesagt werden, dass Staatsdienst nicht gleich Staatsdienst ist. Hier gibt es bisweilen große Unterschiede. Der wichtigste ist der zwischen Beamten und Angestellten. „Im öffentlichen Dienst arbeiten Beamte sowie Arbeitnehmer. Richter und Soldaten haben einen eigenen beamtenähnlichen Status“, erklärt Matthias Neyer, Berufsberater bei der Bundesagentur für Arbeit in Hamburg.

Während Arbeitnehmer auf der Basis eines privatrechtlichen Vertragsverhältnisses beschäftigt sind, das beidseitig gekündigt werden kann, führt die Verbeamtung zu einem besonderen Dienst- und Treueverhältnis gegenüber dem Staat. Das gelte zwar ein ganzes Berufsleben lang, so Neyer. Aber es kann auch bedeuten, dass eine Versetzung an einen anderen Dienstort eher akzeptiert werden muss.

Wie sieht es mit Lohn und Vereinbarkeit mit der Familie aus? Der jungen Generation gehe es oft nicht nur um einen sicheren Arbeitsplatz mit einem sicheren Einkommen, sagt Rausch. „Lohngerechtigkeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielen für die Generation Z ebenso eine wichtige Rolle.“ Gerade hier könnten Behörden gegenüber der freien Wirtschaft bei der jungen Generation punkten.

„Für Beamte gilt das Laufbahnprinzip, Karriereschritte und die dafür erforderlichen Qualifikationen sind klar definiert“, erklärt Matthias Neyer. Das Gleiche gelte bei der Besoldung. Sie ist öffentlich einsehbar und unabhängig von Geschlecht oder Alter. „Das bietet natürlich viel Planungssicherheit“, sagt der Berufsberater der Arbeitsagentur. Vergleichbar seien die Bedingungen auch für die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst, die als Tarifbeschäftigte nicht in Laufbahnen, sondern in Entgeltgruppen eingruppiert sind.

Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniere im Staatsdienst bereits sehr gut. „Mittlerweile gibt es bei den Behörden viele verschiedene Arbeitszeitmodelle und auch Homeoffice“, weiß Matthias Neyer. „Allerdings unterscheiden sich die Bedingungen in den einzelnen Behörden da teilweise sehr.“

Was sollten Bewerber mitbringen? „In vielen Punkten sind die Qualitätsmerkmale nicht anders als in der freien Wirtschaft“, sagt der Mitarbeiter der Arbeitsagentur. Die Schulabschlüsse müssten zur gewählten Einstiegsposition passen und es werden gute Noten in Mathematik, Deutsch und Sozialkunde gefordert, sowie gegebenenfalls in Englisch. Außerdem sollte man eine hohe Sozialkompetenz und eine Neigung zu administrativen Aufgaben mitbringen.

Sich mündlich wie schriftlich gut ausdrücken zu können, sei ebenfalls wichtig. Denn viele Stellen erfordern Kommunikations- und Teamfähigkeit. Ebenfalls gefragt: logisches Denken und Zuverlässigkeit. Je nach Stelle gibt es auch bestimmte gesundheitliche Voraussetzungen, so erfordert der Polizeidienst etwa besondere Fitness.

Trotz der Ähnlichkeiten gibt es aber einen wesentlichen Unterschied: „Die Arbeit in einer Behörde ist oft stärker rechtlich geprägt als in der freien Wirtschaft“, sagt Neyer. Behörden würden keine Produkte verkaufen und nicht am Markt agieren, sondern gewährleisteten öffentliche Dienstleistungen. „Dabei orientieren sie sich am Gesetz, vorhandenes Recht wird ausgelegt und angewandt.“ Bewerber sollten also ein Interesse an rechtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen mitbringen.

Braucht man ein Studium? Das kommt auf die Dienststufe an. Der Eintritt in den mittleren Dienst erfolgt etwa über eine Ausbildung als Fachangestellter oder direkt über eine Beamtenausbildung. Der gehobene Dienst erfordert mindestens einen Bachelor-Abschluss oder ein Fachhochschulstudium. Allerdings gibt es auch duale Studiengänge in den Behörden, die entweder in ein Beamten- oder Angestelltenverhältnis im öffentlichen Dienst münden. Der höhere Dienst erfordert zusätzlich einen Master-Abschluss.

Vom Forstamt bis zum Zoll, vom Stadtarchiv bis zur Bundesbank – das Angebot an Jobs im Staatsdienst ist vielfältig. Daher informiert man sich am besten bei den einzelnen Behörden direkt, welche Voraussetzungen gefordert sind. Das gilt natürlich genauso für alle, die an einer Ausbildung im öffentlichen Dienst interessiert sind: Allein die Bundesverwaltung bildet beispielsweise in über 130 staatlich anerkannten Berufen aus – Verwaltungsfachangestellte oder Fachinformatiker ebenso wie Gärtner.

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