Serie: Auslandsknigge (Teil 2) Indien: Wo Kopfschütteln "Ja"bedeutet

Berlin · In Indien leben eine Milliarde Menschen. Landschaft und Kultur sind von Reichtum und Armut zugleich geprägt. Es gehört wirtschaftlich zu den größten Aufsteigern. Wer hier geschäftlich bestehen will, sollte die Regeln kennen.

Fahrradtour durch Neu Delhi
5 Bilder

Fahrradtour durch Neu Delhi

5 Bilder

Denn schon einfache Kommunikationsgrundlagen wie "Ja" und "Nein" werden in Indien ganz anders ausgedrückt als in Deutschland. So drücken Einheimische ihre Zustimmung durch das Schütteln des Kopfes aus. Eine Geste die in den meisten europäischen Ländern als "Nein" interpretiert werden würde. Ein echtes "Nein" dagegen, bedeuten Inder durch ein schnelles Ziehen und Rucken des Kopfes. Es lohnt sich die Gestik und Mimik der Menschen auf der Straße ein wenig zu studieren, um von der Körpersprache der Geschäftspartner nicht all zu irritiert zu sein.

Hand in Hand über die Straße

Für befreundete Männer etwa, ist es ganz normal Hand in Hand über die Straße zu laufen. Mit erotischer Liebe hat das in Indien nichts zu tun. Umgedreht sollten Frauen und Männer auf offener Straße möglichst keine Zärtlichkeiten austauschen. Das wird als anstößig empfunden, und geht vor allem zur Lasten der Frau. Auch die Kleidung sollte entsprechend bedeckt sein. Auch wenn Inderinnen mit kurzen Ärmeln oder auch einmal bauchfrei zu sehen sind, die Dekolleté und Schultern sind immer bedeckt und die Röcke lang. Ähnlich sollten es Geschäftsfrauen in dem Land halten. Ein Kostüm sollte immer über das Knie reichen.

Für Männer gilt ebenfalls elegante Kleiderordnung, trotz Hitze. Ähnlich wie in Brasilien und China basiert eine gute Geschäftsbeziehung in Indien auf einem persönlichen Verhältnis zwischen den beteiligten Personen. Mit einem Fremden kommen Inder nicht ins Geschäft. Aus diesem Grund ist Geduld für jeden Geschäftsreisenden der beste Berater. Zum einen kann es sein, dass mehrere Essen und Ausflüge veranschlagt werden, bevor es zur ersten richtigen Verhandlungsrunde kommt. Zum anderen stehen auch Inder in dem Ruf, sich von der "Gummizeit" beeinflussen zu lassen.

Zeit ist demnach flexibel und es kann sein, dass der einheimische Geschäftpartner eine halbe Stunde zu spät zum Essen kommt. Europäer sollten sich trotzdem an ihre gewohnte Pünktlichkeit halten.

Szenario am Essenstisch

Endlich am Tisch, wartet dann auch schon das nächste potenzielle Fettnäpfchen: Viele Inder essen kein Fleisch. Zudem ist in Gegenwart von Hinduisten das Essen von Rindfleisch tabu, in Gegenwart eines Moslems dagegen der Verzehr von Schweinefleisch. Mit dem Bestellen zu warten bis das indische Gegenüber geordert hat, ist also durchaus empfehlenswert, um auf der sicheren Seite zu sein. Wird etwas zu trinken angeboten, ziemt es sich in Indien zunächst einmal dankend abzulehnen. Sofort anzunehmen gilt hier als unhöflich.

Ein weiterer Moment für große Augen ist für viele Besucher das Essen selbst. In Indien ist es üblich mit den Händen zu speisen. Manche Geschäftsleute haben diesen Brauch, trotz internationaler Kontakte nicht abgelehnt. Natürlich ist es kein Problem Gabel und Messer nachzuordern. Wer sich jedoch entschließt sich dieser Kultur anzuschließen, sollte unbedingt darauf achten nur mit der rechten Hand zu essen. Die linke Hand gilt als unrein, übrigens ebenso wie das Putzen des Nase am Tisch.

Keine Freunde macht sich außerdem, wer politische Themen oder gesellschaftliche Unstimmigkeiten anspricht. Kritik am Kastensystem, Kommentare zum Konflikt mit Pakistan oder zur Kinderpolitik im Land sollten absolut gemieden werden.

Breites Lachen statt einem "Danke schön"

Mehr und mehr Inder gewöhnen sich zur Begrüßung den Handschlag an. Traditionell legen sie jedoch die Hände vor der Brust an eindander. Die Fingerspitzen zeigen dabei nach oben man neigt den Kopf leicht und sagt "Namaste". Auf typische europäische Höflichkeitsfloskeln legen Inder dagegen wenig wert. Ein "Danke" beispielsweise fällt hier so gut wie nie. Stattdessen beschenkt man sich mit einem strahlenden Lächeln.

(ham)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort