Ausbildung und Studium Nachhaltigkeit steckt in vielen Prozessen

Die nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft ist ein hochaktuelles Thema. Daher befassen sich auch immer mehr Studiengänge damit. Das hilft unter anderem bei der Förderung der sogenannten MINT-Berufe.

 Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind wichtige Themen für die Zukunft und finden sich bereits heute in vielen Berufsfeldern wieder.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind wichtige Themen für die Zukunft und finden sich bereits heute in vielen Berufsfeldern wieder.

Foto: dpa-tmn/Florian Küttler

Klimawandel, weltweite Armut, soziale Ungerechtigkeiten: Die Menschheit steht vor großen Herausforderungen, um die Welt als einen lebenswerten Ort zu erhalten. Dafür sind viele Anstrengungen nötig, unter anderem finanzielle. Um bis 2050 CO2-Neutralität herzustellen, seien bis zu 270 Milliarden Euro jährlich an Investitionen notwendig, teilt die EU-Kommission mit. Und um die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) zu erreichen, werden laut Schätzungen der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung bis 2030 jedes Jahr 2,5 Billionen US-Dollar weltweit benötigt.

Zugleich ist es nötig, Menschen fachlich zu qualifizieren, sich mit solchen Nachhaltigkeitsthemen auseinanderzusetzen und die richtigen Lösungen dafür zu erarbeiten und dauerhaft zu begleiten – ob in der Privatwirtschaft, bei der öffentlichen Hand oder in entsprechenden nachhaltigkeitsorientierten Organisationen. Und daher nimmt auch die Zahl der Studiengänge, die speziell die Nachhaltigkeit beziehungsweise besondere Nachhaltigkeitsthemen adressieren, kontinuierlich zu.

Die Technische Hochschule Köln beispielsweise bietet nach eigenen Angaben rund 90 verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge an, um sich auf eine berufliche Tätigkeit in den Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit vorzubereiten. Dazu gehören vor allem die sogenannten MINT-Fächer, also Fächer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Laut dem MINT-Frühjahrsreport 2020 des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) hängt die Innovationsstärke von Deutschland maßgeblich von der Erwerbstätigkeit im MINT-Bereich ab.

Ob Maschinenbau, angewandte Chemie, Architektur, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik oder Wirtschaftsingenieurwesen: In diesen und mehr Studiengängen spielen Umwelt und Nachhaltigkeit an der TH Köln eine besondere Rolle. Der Hintergrund: „Immer mehr junge Menschen begeistern sich hierzulande für die Themen Nachhaltigkeit, Ökologie und Klimaschutz. Das wirkt sich nicht zuletzt auch auf die Wahl des passenden Studiums aus“, heißt es dort. Dazu kommen Studienmöglichkeiten, die sich direkt mit der nachhaltigen Entwicklung befassen, wie Erneuerbare Energien, Green Building Engineering, Natural Resources Management and Development oder auch Renewable Energy Management.

In der Praxis spielt die Nachhaltigkeit bei vielen Prozessen bereits eine herausragende Rolle, beispielsweise in der Bauwirtschaft. Für den Architekten Christoph Wagener umfasst nachhaltiges Bauen und Betreiben von Immobilien vor allem die Aspekte einer umweltschonenden Bauweise, die effiziente Nutzung von Ressourcen, eine hohe Nutzungsflexibilität, einen energieeffizienten Betrieb und effiziente Lebenszykluskosten. Er sagt: „Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen oder auch das Recycling von Materialien rücken in den Fokus und müssen im nachhaltigen Lebenszyklus einer Immobilie Berücksichtigung finden.“

Hohe Einsparpotenziale sieht Nachhaltigkeitsexperte Wagener daher unter anderem bei Bau- und Dämmstoffen und der besseren Einbeziehung von ökologischen Baumaterialien über deren gesamte Nutzungsdauer. „Daher ist es auch wichtig, dass sich diese Kompetenzen in der akademischen Ausbildung unmittelbar wiederfinden. Sie werden dringend gebraucht und können auch technische und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge wieder attraktiver machen. Denn Nachhaltigkeit ist zunehmend eine Verpflichtung“, betont Wagener.

Auch an der Hochschule Niederrhein nehmen Fragestellungen rund um die Nachhaltigkeit zunehmend Raum ein. Martin Wenke, Professor für Ökonomie und Ökologie und Autor des Lehrbuchs „Unternehmensethik, Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility“, stellt heraus, dass Nachhaltigkeit als Studieninhalt unter anderem in den Fachbereichen Textil- und Bekleidungstechnik und Wirtschaftswissenschaften vorkommt. „Dabei sehen wir wachsendes Interesse seitens der Studierenden, sich auch in Abschlussarbeiten mit Nachhaltigkeitsthemen zu befassen. Sie wollen sich aktiv in die nachhaltige Entwicklung einbringen und suchen entsprechende akademische und praktische Zugänge zu dem Thema. Das reicht von der Unternehmensstrategie bis zu technisch-naturwissenschaftlichen Fragestellungen.“

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