Berufsporträt Falkner sichern den Flugverkehr

Vögel nahe der Start- und Landebahnen können Flugzeuge schnell in Gefahr bringen. Um sie zu vertreiben, werden dort auch speziell ausgebildete Greifvögel eingesetzt. Einer ihrer Trainer schildert seine Aufgaben.

Herbert Boger ist mit seinen Wüstenbussarden am Flughafen Hamburg für die Vogelvergrämung zuständig.

Herbert Boger ist mit seinen Wüstenbussarden am Flughafen Hamburg für die Vogelvergrämung zuständig.

Foto: dpa-tmn/Markus Scholz

(tmn) Es sind die weitläufigen Grünflächen an Flughäfen, die immer wieder Schwärme von Vögeln anlocken. Doch willkommen sind sie dort nicht. Denn geraten sie in die Triebwerke der Flugzeuge, können sie schwere Schäden anrichten und den Flugverkehr gefährden. Um sie zu vertreiben, beschäftigen manche Flughäfen Falkner – wie Herbert Boger, der am Flughafen Hamburg im Einsatz ist.

Mein Beruf – einfach erklärt Ich arbeite mit Greifvögeln unterschiedlicher Art. Das sind beispielsweise Falken und Wüstenbussarde. Ich züchte und pflege sie und trainiere mit ihnen für die Jagd auf andere Vögel und auch auf Wildtiere. Die Jagd mit Greifvögeln nennt sich Beizjagd. Es geht dabei darum, dass sie andere Tiere, zum Beispiel Tauben oder Möwen, vertreiben, ohne sie zu töten.

Wie mein Joballtag aussieht Ich halte in großen Volieren zehn Greifvögel. Morgens kontrolliere ich als erstes, ob meine Jagdkumpanen die Nacht gut überstanden haben. Dann bade und füttere ich sie. Später reinige ich die Voliere. Danach trainiere ich mit jedem einzelnen Vogel mithilfe von Attrappen das Vorbeifliegen, Wenden und erneute Anjagen.

Ich bin mit meinen Greifvögeln das ganze Jahr über etwa zwei- bis dreimal pro Woche am Flughafen. Aber nie an bestimmten Tagen und niemals zu immer den gleichen Uhrzeiten. Das würden die Tauben, Krähen und Möwen, die von den Rändern der Start- und Landesbahnen zu vertreiben sind, irgendwann verstehen und sich darauf einstellen. Zwei- bis dreimal die Woche am Flughafen zu sein, ist insofern ausreichend, weil die Greifvögel die Vogelschwärme in der Regel für zwei bis drei Tage verscheuchen.

Die schönen Seiten und Herausforderungen im Job Es macht unglaublich viel Spaß, mit Greifvögeln zu arbeiten. Jedes Tier hat einen anderen Charakter, und es ist schön, das zu erleben und damit umzugehen. Ich bin viel draußen in der Natur, das liegt mir einfach. Und: Jeder Tag ist anders, immer wieder gibt es irgendetwas Neues. Langeweile im Job kenne ich nicht.

Es kann aber vorkommen, dass einer meiner Greifvögel im Jagdeifer vor eine Fensterscheibe fliegt und sich verletzt, oder in einem Drahtzaun landet und sich dabei ebenfalls Blessuren zuzieht. Daher ist es wichtig, dass ich als Falkner wachsam und hoch konzentriert bin, damit ich gegebenenfalls die Greifvögel rechtzeitig zurückrufen kann.

Mein Weg in den Beruf Schon als Kind war ich von Tieren umgeben und ihnen sehr verbunden. Zunächst war ich als Pferdewirt und habe als Berufsreiter an internationalen Turnieren teilgenommen. Weil mich auch andere Tiere sehr interessiert haben, habe ich den Jagdschein gemacht und die Falknerprüfung abgelegt. Auf meiner Reitanlage habe ich eine große Voliere gebaut und mir den ersten Greifvogel gekauft. So fing alles an. Später kamen die ersten Zuchtpaare dazu.

Zu meinen Einsätzen am Flughafen Hamburg bin ich über Kontakte gekommen. Der Förster am Airport war ratlos, weil die Jagd auf Vogelschwärme an den Start- und Landebahnen mit Waffen verboten ist. Schließlich kam ein mit dem Förster befreundeter Tierarzt auf die Idee, einen Falkner zu engagieren.

Wo Falkner sonst noch arbeiten Wir machen viel Öffentlichkeitsarbeit und informieren über Greifvögel. Einige wenige arbeiten in Tierparks, Wildtiergehegen oder Schaufalknereien. Falkner kommen auch in Städten zum Einsatz oder in der Land- und Forstwirtschaft, um Tauben und Krähen zu vergrämen.

Allerdings sind die wenigsten Falkner in Deutschland fest angestellt und können von ihrem Job leben. Für die meisten ist die Tätigkeit eher ein Hobby oder ein Zuverdienst.

(dpa/tmn)
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