Interview Marcel Schäfer Vom Fußballplatz ins Management gewechselt

Marcel Schäfer absolvierte über 400 Spiele als Fußball-Profi, war Deutscher Meister und Nationalspieler. Seit 2018 ist er Sportdirektor beim VfL Wolfsburg. Auf seine zweite Karriere bereitete er sich mit einem Fernstudium in Sportmanagement und Sportmarketing am IST-Studieninstitut in Düsseldorf vor.

Marcel Schäfer wurde als Profi mit dem VfL Wolfsburg 2009 Deutscher Meister. 2018 beendete er seine aktive Karriere.

Marcel Schäfer wurde als Profi mit dem VfL Wolfsburg 2009 Deutscher Meister. 2018 beendete er seine aktive Karriere.

Foto: dpa, ahi nic

Herr Schäfer, Sie haben sich nicht nur kontinuierlich weitergebildet, sondern bereits sehr früh damit begonnen. Warum haben Sie sich bereits mit 21 Jahren für die Sportmanagement-Weiterbildungen am IST-Studieninstitut entschieden?

MARCEL SCHÄFER Es ist immer förderlich, sich frühzeitig Gedanken zu machen und neben dem Fußball etwas zu tun. Die Karriere kann aufgrund von Verletzungen sehr schnell vorbei sein, das sollte einem bewusst sein. Daher würde ich jedem empfehlen, eine berufsbegleitende Weiterbildung schon während der aktiven Zeit zu machen und sich so neben dem Beruf als Fußballprofi ein zweites Standbein aufzubauen, um in einem solchen Fall schnell in ein neues Berufsleben einsteigen zu können.

Spielten Ihre Weiterbildungen eine Rolle, die Position als Sportdirektor zu bekommen?

SCHÄFER Darauf zu bauen, nur von seinem Namen als Profifußballer zu leben, ist ziemlich riskant. Um eine verantwortungsvolle Position zu erlangen, muss man sich die notwendigen Qualifikationen erarbeiten. Und da gehören meine Sportmanagement-Weiterbildungen am IST-Studieninstitut sicher dazu.

Der 38-Jährige wechselte unmittelbar nach dem Ende seiner aktiven Karriere ins Management.

Der 38-Jährige wechselte unmittelbar nach dem Ende seiner aktiven Karriere ins Management.

Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Jan Woitas

Wie wichtig war es für Sie, dass die Weiterbildungen als Fernstudium durchgeführt wurden?

SCHÄFER Das Fernstudium ist aufgrund seiner Flexibilität für Sportler natürlich besonders geeignet. Der ganze Aufbau des Studiums ist hervorragend, auch als Fußballprofi lassen sich so Studienhefte oder Einsendearbeiten trotz der vielen Reisen mit dem Verein gut bearbeiten. Mir haben die Weiterbildungen sehr gut gefallen.

Profitieren Sie bei Ihren Aufgaben als Sportdirektor von dem dort erworbenen Know-how?

SCHÄFER Selbstverständlich profitiert man davon. Mit jeder Fortbildung stellt man sein Wissen noch mal auf eine ganz andere Breite. Wir haben bei den Weiterbildungen viele Themen durchgearbeitet, die mir jetzt in meiner aktuellen Tätigkeit weiterhelfen. Außerdem tauscht man sich nicht nur mit Dozenten aus, sondern auch mit anderen Teilnehmern, die aus unterschiedlichen Branchen kommen und in unterschiedlichen Positionen arbeiten. So profitiert man auch immer wieder von anderen Blickwinkeln, von anderen Sichtweisen.

Was genau gehört denn alles zu Ihren Aufgaben als Sportdirektor?

SCHÄFER Hier in Wolfsburg verantworte ich zusammen mit dem Geschäftsführer Jörg Schmadtke den sportlichen Bereich. Ich bin zum Beispiel mitverantwortlich für den Lizenzbereich, die Akademie, das Scouting oder die Kaderplanung. Bei Letzterem ist es immer das Ziel, mit guten Transfers eine schlagkräftige Truppe aufzustellen, die den Ambitionen des VfL Wolfsburg gerecht wird. Ich versuche aber auch, Strukturen zu schaffen, den Verein infrastrukturell auf ein neues Niveau zu bringen.

Mit Jörg Schmadtke haben Sie jetzt schon länger einen erfahrenen Manager an Ihrer Seite – profitieren Sie davon und können Sie sich von ihm etwas abschauen?

SCHÄFER Ich glaube, dass so eine Konstellation für einen jungen Mann wie mich, aber auch für den Verein einfach hervorragend ist. Jörg hat schon in einigen Klubs gearbeitet und war überall sehr erfolgreich – hat alle seine Klubs in das internationale Geschäft geführt. Dabei hat er total unterschiedliche Vereine mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen kennengelernt und schon sehr viele Personen geführt – Spieler, Trainer, Mitarbeiter drumherum. All seine positiven, aber auch negativen Erfahrungen gibt er an mich weiter. So einen Input zu bekommen, so einen Erfahrungsschatz zur Verfügung gestellt zu bekommen – das ist für mich natürlich einfach hervorragend. Dafür bin ich sehr dankbar.

Sie kennen das Fußballgeschäft aus jahrelanger Erfahrung als Profi. Gibt es dennoch Dinge, die Sie in Ihrer Managementtätigkeit überrascht haben oder die Sie jetzt ganz anders wahrnehmen als früher als Spieler?

SCHÄFER Es ist nicht so, dass mich Dinge überrascht haben, aber man entwickelt schon eine andere Sicht auf gewisse Themen und Dinge, wenn man auf der anderen Seite sitzt. Als Spieler hat man vordergründig die Aufgabe, sich um sich selbst zu kümmern. Klar, auch um seine Mannschaft, aber man muss immer zusehen, dass man sich individuell jeden Tag verbessert, an sich arbeitet, man seinen Körper in optimaler Verfassung hat. Und jetzt ist es so, dass ich eben Ansprechpartner und in Verantwortung bin für alle Bereiche, die den Sport betreffen. Da hat man einen deutlich anderen Blickwinkel und auch teils andere Einschätzungen. Bei dem ein oder anderen Thema denkt man dann schon mal überrascht: Das habe ich als Spieler doch sehr in meinem Spielertunnel gesehen.

Gibt es Dinge in Ihrem jetzigen Aufgabenbereich, die Ihnen mehr Spaß machen und welche, die Ihnen weniger gut gefallen?

SCHÄFER Ich muss ganz ehrlich sagen: Spieler gewesen zu sein und jetzt Sportdirektor bei dem Klub zu sein, für den ich zehn Jahre gespielt habe – das ist und bleibt ein Privileg, für das ich sehr dankbar bin. Es ist ein sehr zeitintensiver, sehr komplexer Job. Über die Jahre hat die Zahl der Mitarbeiter immer mehr zugenommen – sowohl die Mannschaft als auch das Staff-Team, also das Expertenteam um die Mannschaft herum, sind gewachsen. Die dadurch immer professionelleren Strukturen bedeuten aber eben auch immer mehr Personal, das man zu führen hat. Besonders viel Spaß macht mir natürlich der Austausch mit den Spielern und dem Trainerteam, ebenso die Kaderplanung und Transferaktivitäten, aber auch die für mich neue Herausforderung, einen Verein zu strukturieren, ihn mitzugestalten.

Das Interview ist in voller Länge auf www.ist.de erschienen.

(rps)
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