Schwarze Glücksbringer im Osten gesucht Freie Ausbildungsplätze für Schornsteinfeger

Berlin (dapd). Im Schornsteinfegerhandwerk können in diesem Jahr voraussichtlich Dutzende Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Dies trifft allerdings nur auf den Osten zu, wie der Bundesverband in Siegburg betont.

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Foto: ddp, ddp

Bundesweit werden derzeit fast 700 Ausbildungsplätze angeboten. Von den 120 Lehrstellen im Osten bleiben 40 bis 50 unbesetzt, wie Gunar Thomas, Vorstand Berufsausbildung des Bundesverbands, sagt.

Seine Erklärung: Im Osten mangelt es aus demografischen Gründen an jungen Leuten, und auch die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist etwas schlechter als im Westen.

Von den bundesweit 7.800 Betrieben bieten fast neun Prozent Ausbildungsplätze an. Im Westen Deutschlands sieht es mit der Besetzung in diesem Jahr gut aus, wie Thomas sagt. Im März gab es 1.650 Schornsteinfeger-Lehrlinge, darunter neun bis zehn Prozent junge Frauen.

Um die Zukunft des Berufs muss sich das Handwerk nach Einschätzung Thomas' keine Sorgen machen. Im Gegenteil: In den nächsten Jahren können sich viele ausgebildete Schornsteinfeger selbstständig machen.

Bisher ist die Zahl der Betriebe an amtlich festgelegte Kehrbezirke gebunden, und die Höhe der Gebühren ist behördlich festgelegt. Der Bundestag hat das im Mittelalter eingeführte, in Deutschland seit 1935 geltende Kehrmonopol 2008 abgeschafft.

Demnach können die Haus- und Wohnungseigentümer den Schornsteinfeger beauftragen, dessen Angebot sie überzeugt. Ab 2013 sind die Preise frei aushandelbar.

Vom Glück des "schwarzen Mannes"

Die freie Arbeit des Schornsteinfegers macht den Beruf seit jeher attraktiv, wie Thomas sagt. Bei der selbstständigen Arbeit komme man viel herum, lerne viele Menschen kennen und sei oft an der frischen Luft.

Weil der "schwarze Mann" als Glücksbringer gilt, begegnen die Menschen ihm in der Regel sehr freundlich. Auch die Verbindung eines alten, ehrwürdigen Handwerks mit moderner Technik sei viele bei der Berufswahl attraktiv.

"Das Hauptgerät ist nicht mehr der Kehrbesen", sagt Thomas. Und das Fernglas, mit dem der Kaminkehrer früher in den Schornstein blickte, ist inzwischen durch die Digitalkamera ersetzt worden.

"Unsere attraktiven und zukunftsorientierten Aufgabenbereiche sind Brandschutz, Umweltschutz, Energieeinsparung - Verantwortung für unsere Umwelt zu übernehmen ist das Ziel des Schornsteinfegers" - so werben die Schornsteinfeger-Innungen um Nachwuchs.

Der Schornsteinfeger soll dafür sorgen, dass Schornsteine, Kamine, Heizungs- und Lüftungsanlagen einwandfrei funktionieren und die Schadstoffmengen im Rahmen des Erlaubten sind. Er klärt die Eigentümer gegebenenfalls auch darüber auf, dass zu viel Wärme ungenutzt durch den Schornstein entweicht.

Bei Gasöfen und Thermen misst er regelmäßig den Kohlenmonoxidgehalt der Abgase. Ab 2013 können qualifizierte Schornsteinfeger auch Dienstleistungen im Bereich des Energie- und Wärmesektors anbieten.

Der alte Besen hat indessen nicht ausgedient. Noch immer muss Ruß aus Schornsteinen gefegt werden - manchmal sind es aber auch tote Vögel. Denn die Tiere atmen Abgase ein und können an einer Kohlenmonoxidvergiftung sterben.

(AP)
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