Im Schnitt 23 Prozent Frauen verdienen viel weniger als Männer

Frankfurt/Wiesbaden (RPO). Von wegen Gleichberechtigung: In Deutschland verdienen berufstätige Frauen weiterhin fast ein Viertel weniger als Männer. In einigen Wirtschaftszweigen klafft die Einkommensschere im Vergleich zum Vorjahr sogar noch weiter auseinander.

So viel verdienen Frauen weniger - Sechs Beispiele
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Foto: ddp

Hauptgrund ist der Behörde zufolge, dass immer noch hauptsächlich Frauen aus Rücksicht auf die Kindererziehung im Beruf zurückstecken und damit weniger verdienen. Das teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit.

Im Bundesdurchschnitt verdienten Frauen 2007 23 Prozent weniger als Männer. Das entspricht exakt dem Abstand des Jahres 2006, der wiederum - wenn auch nach einer anderen Berechnungsweise - nahezu auf dem Niveau der Jahre 2000 bis 2005 war. Dieser Abstand bedeutet allerdings nicht, dass Frauen im selben Unternehmen für die gleiche Tätigkeit soviel weniger verdienen. Vielmehr spiegelt er die unterschiedliche Berufs- und Branchenwahl von Männern und Frauen sowie deren unterschiedliche "Erwerbsbiografie" wider.

So arbeiten den Angaben zufolge in Berufen mit hohen Bruttojahresverdiensten wie zum Beispiel im Luftverkehr deutlich mehr Männer, während in schlecht bezahlten Berufen wie Friseur- oder Raumpflegegewerben deutlich mehr Frauen beschäftigt sind.

Viel mehr Frauen in Teilzeit als Männer

Außerdem liegt der Verdienstabstand daran, dass immer noch meist die Frauen eine Babypause einlegen und danach oft nur noch Teilzeit arbeiten. Denn beim Einstieg in das Berufsleben, also bei den 25- bis 29-Jährigen, lag der Abstand nur bei 8 Prozent. Bei den 35- bis 39-Jährigen betrug er 21 Prozent, bei den 60-Jährigen und Älteren 30 Prozent.

Bei der Geburt ihres ersten Kindes waren Frauen 2006 im Durchschnitt knapp 30 Jahre alt. Kehrten sie nach der Babypause in den Beruf zurück, wechselten viele in die Teilzeit: Der Anteil der Frauen in Vollzeit an den erwerbstätigen Frauen sank von 65 Prozent bei den 25- bis 29-Jährigen, über 57 Prozent bei den 30- bis 34-Jährigen auf 46 Prozent bei den 35- bis 39-Jährigen.

Abstand im Osten geringer

Überdurchschnittlich hoch waren 2007 die Unterschiede bei den unternehmensnahen Dienstleistungen (30 Prozent) und im Kredit- und Versicherungsgewerbe (29 Prozent). Bereits auf sehr hohem Niveau zugelegt hat der Abstand beim verarbeitenden Gewerbe (29 anstelle von zuvor 28 Prozent). Zunahmen gab es auch in den Bereichen Erziehung und Unterricht (17 statt 16 Prozent) und Energie- und Wasserversorgung (15 statt 14 Prozent).

Während der Verdienstabstand in Westdeutschland 24 Prozent beträgt, liegt er im Osten nur bei sechs Prozent. Verantwortlich dafür ist laut Bundesamt ein drastisch niedrigerer Durchschnittsverdienst der ostdeutschen Männer im Vergleich zu denen im Westen.

Bundesfamilienminister Ursula von der Leyen erklärte, dass Mütter nach der Geburt der Kinder ihren Beruf ganz oder teilweise aufgäben, sei "ein fatales Signal für unsere Gesellschaft". Es bedeute nicht nur Karriereknick und Gehaltseinbußen für Frauen, sondern auch Kindermangel und gebremstes Wachstum in Deutschland. Müttern müsse die Tür zum Berufsleben offengehalten werden, zudem müsse der Ausbau der Kinderbetreuung zügig vorangehen.

(ap)
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