EU-Kommission stellt fest Frauen verdienen deutlich weniger als Männer

Brüssel (RPO). Frauen sind oftmals besser qualifiziert. Trotzdem verdienen sie in der Europäischen Union immer noch deutlich weniger als Männer. Besonders in Deutschland geht die Schere bei den Gehaltsunterschieden weit auseinander. Eine versteckte Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt sei der Grund dafür, sagte EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla am Mittwoch in Brüssel.

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Foto: HEA, gms

Nach Zahlen von 2005 verdienten Frauen im EU-Schnitt 15 Prozent weniger als Männer. In Deutschland ging die Schere sogar noch weiter auseinander: Frauen erhielten 23 Prozent weniger Gehalt als Männer. Nur in Zypern, Estland und der Slowakei standen die Frauen im Vergleich zu den Männern noch schlechter da.

Als Grund nannte Spidla die geringe Vollzeit-Quote in Deutschland: Fast jede zweite Frau geht einer Teilzeitarbeit nach. Die Mitgliedstaaten müssten darüber hinaus aber Sorge tragen, dass Frauen durch die Geburt eines Kindes nicht zurückgeworfen würden. "Es ist unbegreiflich, dass eine Frau, die bis zu acht Monate zu Hause bleibt, dies noch nach 30 Jahren spürt", sagte Spidla. Zu Beginn der Karriere liege der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in der EU statistisch bei sieben Prozent, vor der Rente seien es dann 30.

Die Erscheinung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles reicht weit über die Problematik "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" hinaus. Eine der Hauptursachen ist die Art und Weise, wie die Kompetenzen von Frauen im Vergleich zu denen von Männern bewertet werden. Arbeitsaufgaben, für die vergleichbare Qualifikationen oder Erfahrungen erforderlich sind, werden im Allgemeinen schlechter bezahlt, wenn die entsprechenden Arbeitsplätze überwiegend von Frauen besetzt sind. Zum Beispiel erhalten in einigen Ländern Kindergärtner weniger Lohn als Kraftfahrzeugmechaniker, Supermarktkassiererinnen weniger als Lagerarbeiter und Krankenschwestern weniger als Polizisten.

Auch die ungerechte Aufteilung der Hausarbeit nannte der tschechische Kommissar mit ausschlaggebend. Deutsche Frauen arbeiten nach seinen Angaben zehn Stunden mehr im Haushalt als Männer. Spidla richtete deshalb einen Appell an die Männer: "Es ist nicht möglich, die Gehaltsunterschiede zu beseitigen, wenn wir nicht mehr zu Hause tun." Ob weitere Gesetzes-Vorschriften nötig sind, will Spidla bis zum kommenden Jahr untersuchen. Er zeigte sich jedoch zurückhaltend. Die Diskriminierung von Frauen ist in der gesamten EU verboten.

(afp)
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