Berufstätige Eltern Vereinbarkeit von Familie und Beruf - das müssen Sie wissen

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist vielen Menschen wichtig. Frauen sehnen sich nach beruflicher Verwirklichung, Männer möchten zuhause größeren Einsatz zeigen. Doch die Doppelbelastung führt oft zu Überlastung.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Tipps wie sie den Job mit Familie meistern
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Vereinbarkeit von Familie und Beruf: So klappt es!

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Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

Was bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Können Beruf und Karriere sowie das Familienleben unter einen Hut gebracht werden, sind diese beiden Lebensbereiche miteinander vereinbar. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dies überwiegend als Frage verstanden, wie und ob Mütter eine berufliche Tätigkeit mit der Erziehung der Kinder vereinen können.

Noch heute werden eher Frauen gefragt, wie Sie ihre Arbeit und die Betreuung der Kinder organisieren. Dabei sind beide Elternteile bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefragt. Gerade junge Väter wissen, wie wichtig die Zeit mit der Familie ist, und möchten Familie und Beruf besser balancieren.

Durch den demografischen Wandel mit einer älter werdenden Bevölkerung übernehmen außerdem immer mehr Menschen die Pflege von älteren Angehörigen. Genügend Zeit für alle Lebensbereiche im Alltag zu finden ist oftmals schwierig.

Mindestens ein Bereich bleibt auf der Strecke. Entweder leidet die Karriere unter familiären Pflichten oder das Leben der Kinder spielt sich in der Kindertagesstätte ab. In vielen Unternehmen wird auf die Bedürfnisse von erwerbstätigen Müttern und Vätern kaum Rücksicht genommen.

Oft rutschen auch moderne Paare nach der Familiengründung unbewusst in eine traditionelle Rollenverteilung: Die Frau bleibt nach der Geburt des ersten Kindes zuhause und kümmert sich um den Haushalt, der Mann behält seine Vollzeitstelle bei und verbringt 50 Stunden in der Woche im Büro.

Die Ergebnisse des Mikrozensus 2013 des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass vor allem junge Frauen ihre berufliche Beschäftigung einschränken, wenn sie eine Familie gründen. Mütter mit Kindern unter drei Jahren sind selten erwerbstätig – daran hat sich in den letzten Jahren kaum etwas verändert.

Je älter die Kinder werden, desto mehr Mütter steigen jedoch wieder ins Berufsleben ein. Sind die Kinder über zehn Jahre alt, gehen über 70 Prozent der Mütter einer beruflichen Beschäftigung nach. Bei den Vätern ist das anders: Ein Großteil der Männer bleibt erwerbstätig. Es gibt kaum einen Unterschied zwischen Männern mit und Männern ohne Kinder.

Wie wichtig ist Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Für die junge Generation nimmt die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit einen hohen Stellenwert ein. Junge Frauen und Männer sind der Meinung, dass beide für Kinder und Familieneinkommen zuständig sind. Frauen möchten arbeiten, Männer möchten aktiver am Leben der Kinder teilnehmen.

Diesen Spagat zu realisieren ist nicht einfach. Laut einer neuen Studie mit dem Namen „Junge Familien 2017“, die im Auftrag der pronova BKK ausgewertet wurde, sind Familie und Beruf tendenziell immer schlechter vereinbar.

Für viele verheiratete Mütter lohnt es sich nicht, schnell wieder ins Berufsleben einzusteigen. Fehlende Kita-Plätze, hohe Betreuungskosten und ein geringer finanzieller Vorteil drücken selbst progressive, junge Frauen in die Hausfrauenrolle. Gleichzeitig stoßen Väter auf Unverständnis, wenn sie Elternzeit nehmen möchten oder zugunsten der Familie im Unternehmen fehlen.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf – gibt es ein Gesetz?

Im Rahmen der Familienpolitik unterstützen eine Reihe von Gesetzen die Chancengleichzeit zwischen Mann und Frau und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zu den wichtigsten Gesetzen der Familienpolitik zählen das Mutterschutzgesetz zum Schutz der werdenden Mutter und das Elternzeitgesetz für die Kinderbetreuung.

Beim Mutterschutzgesetz geht es – wie der Name vermuten lässt – um das wohlergehen von werdenden, erwerbstätigen Müttern. Sie dürfen während ihrer Schwangerschaft keinen Gefahren wie schädlichen Chemikalien oder körperlichen und psychischen Überlastungen im Arbeitsalltag ausgesetzt sein. Schwangere dürfen nicht gekündigt werden.

Sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin beginnt der offizielle Mutterschutz, der bis acht Wochen nach der Geburt andauert. In dieser Zeit sind Frauen von der Arbeit freigestellt und erhalten Mutterschaftsgeld.

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Foto: dpa, jbu htf jol

Die Elternzeit beginnt nach Ende des Mutterschutzes. Eltern haben das Recht, ihre Kinder in den ersten drei Lebensjahren selbst zu betreuen. Gekündigt werden dürfen sie in dieser Zeit ebenfalls nicht. Nach Ablauf der Elternzeit haben sie Anspruch auf den gleichen oder einen gleichwertigen Arbeitsplatz.

Vater und Mutter können die Elternzeit untereinander aufteilen. So können auch Väter Initiative ergreifen und sich für einen begrenzten Zeitraum um die Kinder kümmern. Es gibt natürlich noch weitere Gesetze zum Schutz der Familie. Sind die Kinder krank, dürfen berufstätige Eltern bis zu 20 Tage pro Elternteil zusätzlich freinehmen. Alleinerziehende Mütter oder Väter dürfen bis zu 40 Tage fehlen. In der Corona-Pandemie wurde der Anspruch ausgeweitet. Gesetzlich krankenversicherte Eltern können damit im Jahr 2021 je gesetzlich krankenversichertem Kind für 30 statt bisher 20 Arbeitstage Kinderkrankengeld beantragen, Alleinerziehende für 60 statt bisher 40 Arbeitstage.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Alleinerziehende

Alleinerziehende haben es doppelt schwer, Familie und Beruf zu vereinen. Es gibt keinen Partner, der ihnen bei der Organisation im Alltag hilft, die Kinderbetreuung zeitweise übernimmt oder Aufgaben im Haushalt abnimmt. Erwerbstätige Alleinerziehende leiden häufiger unter Burn-out und finanziellen Engpässen.

Gemäß des Mikrozensus 2009 des Statistischen Bundesamtes haben ein Fünftel der Familien einen alleinerziehenden Elternteil. In 90 Prozent der Fälle ist das laut der Statistik die Frau. Alleinerziehende Frauen sind dabei häufiger von Armut betroffen. Außerdem ist ihre physische und psychische Gesundheit durch die andauernde Doppelbelastung gefährdet.

Selten haben alleinerziehende Frauen mit kleinen Kindern eine gute Work-Life-Balance. Es ist ein Kraftakt, den Alltag zwischen Kita-Öffnungszeiten, der Arbeit und Terminen ohne Unterstützung zu organisieren. Dazu kommen Geldsorgen und wenig Zeit für sich. Wenn möglich, sollten sich Alleinerziehende um Unterstützung von außen bemühen.

Welche Probleme tauchen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf?

Familie und Beruf miteinander zu vereinen, stellt viele Familien vor große Herausforderungen. Der Alltag muss gut um die Öffnungszeiten von Kindergarten und Schule organisiert werden und bei Krankheit oder Notfällen muss sich ein Elternteil spontan um die Betreuung kümmern können.

Nicht jeder Arbeitgeber nimmt auf Mütter und Väter mit familiären Verpflichtungen Rücksicht. Alleine das Meeting kurz vor Feierabend bringt Eltern in Schwierigkeiten, wenn sie ihre Kinder pünktlich von der Schule oder dem Verein abholen möchten.

Die regulären Öffnungszeiten der meisten Kindergärten ermöglichen es Müttern dagegen kaum, schnell wieder einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen. Vorausgesetzt, die Familie konnte überhaupt einen Kitaplatz ergattern.

Einige Familien entscheiden sich für den Alleinverdiener, da sich das Arbeiten aufgrund der erhöhten Betreuungskosten und Fahrtkosten nicht lohnt. Nach einer längeren Auszeit ist es dann oft die Frau, die den Anschluss an die Karriere verpasst hat.

Gleichzeitig erwarten die Arbeitgeber von Familienvätern viel Einsatz. Durch Meetings und Überstunden sehen die Väter ihre Kinder unter der Woche nur noch schlafend. Möchten sie dagegen die Initiative ergreifen und mehr am Leben der Kinder teilhaben, wird dies im eher Betrieb negativ aufgenommen.

Arbeitet einer oder sogar beide Elternteile im Schichtdienst, bringt dies wiederum ganz neue Herausforderungen mit sich. Es ist möglich, dass sich die Eltern im Schichtdienst abwechseln und die Betreuung der Kinder ebenfalls abwechselnd übernehmen. Für die Partnerschaft bleibt dann wenig Zeit übrig. Für Spät- oder Nachtschichten können auch die Großeltern einspringen. In einigen Städten bieten 24-Stunden-Kitas eine Lösung für Schichtarbeiter an.

Kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Auswirkungen auf die Gesundheit haben?

Familie und Beruf – zwei Lebensbereiche die viel Zeit in Anspruch nehmen. Oft bringt Eltern diese Doppelbelastung an ihre Grenzen. Vor allem berufstätige Frauen, die laut Studien mehr Zeit für die Familie und den Haushalt aufbringen, leiden oft unter Überlastung und Burn-out.

Wichtig ist es, die Anzeichen einer Überlastung zu erkennen und dagegen anzusteuern. Sind Eltern dem Burn-out nahe oder ist die Gesundheit geschwächt, können sie eine Mutter-Kind-Kur beantragen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Vorsorgemaßnahme, wenn gesundheitliche Risiken drohen.

Ist eine Mutter-Kind-Kur nicht möglich, sollten sich Mütter und Väter mit der Doppelbelastung Familie und Beruf regelmäßig eine Auszeit gönnen. Ein heißes Bad, ein gemütlicher Abend oder ein entspannender Spaziergang kann Abhilfe schaffen. Stehen Eltern dauerhaft unter Strom, wirkt sich das negativ auf die Gesundheit aus.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf im öffentlichen Dienst

Für Eltern, die im öffentlichen Dienst arbeiten, sieht es noch recht rosig aus: Flexible Arbeitszeiten erleichtern das Leben zwischen Büro und familiären Pflichten. Noch dazu ist der Arbeitsplatz sicher, relativ gut bezahlt und bringt Vorteile wie Kinderzuschläge und Pensionen.

Entscheidet sich eine Frau nach der Familiengründung jedoch für eine Teilzeitstelle, verbaut sie sich möglicherweise Karrierechancen. Bei Beförderungen wird sie eher übergangen. Gleiches gilt natürlich auch für Väter, die laut Statistik jedoch viel seltener nach der Geburt der Kinder in Teilzeit wechseln.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Pflege

Mütter, die Altenpflegerin oder Krankenschwester sind, haben es deutlich schwerer als Grundschullehrerinnen: Schichtdienst im Pflegesektor ist eine große Hürde für das Familienleben. Die Schwierigkeiten der Vereinbarkeit führen oft dazu, dass ein Elternteil nach der Familiengründung den Beruf für einige Zeit aufgibt.

Um Arbeitskräfte zu halten, müssen Pflegeheime Rücksicht auf die Bedürfnisse des Pflegepersonals nehmen. Einige Pflegeheime bieten Angebote zur Kinderbetreuung an oder nehmen bei der Aufstellung von Dienstplänen auf Eltern mit Kindern Rücksicht.

Dennoch ist der Schichtdienst für Eltern eine große Herausforderung bei der Gestaltung des Alltags mit Kindern. Die Öffnungszeiten der Kindertagesstätten passen selten zum Früh- oder Spätdienst der Eltern und Angebote wie 24-Stunden-Kitas sind in Deutschland noch eine Seltenheit.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr möchte für junge Familien attraktiv sein. Für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bietet die Bundeswehr daher einige familienfreundliche Angebote an. Sie unterstützt Familien durch Familienservices und Beratung, Kindernotfallbetreuung, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur Telearbeit.

Und damit nicht genug: Um die Betreuung der Kinder während der Arbeitszeiten zu sichern, bietet die Bundeswehr Belegrechte an Kindergärten, Kinderbetreuungsplätze während Lehrgängen und in einigen Fällen sogar Eltern-Kind-Arbeitszimmer.

Für die Chancengleichheit und Vereinbarkeit von Familie und Arbeit gilt außerdem das Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz (SGleiG). Dieses besagt, dass die Arbeitszeiten familienfreundlich sein müssen. Es besteht auch ein Anspruch auf eine Teilzeitstelle und der Wiedereinstieg in eine Vollzeitstelle. Teilzeitbeschäftigte Personen dürfen laut des SGleiG nicht benachteiligt werden.

Wie können Familie und Beruf vereinbart werden?

Möchten Familien nicht in eine traditionelle Rollenverteilung rutschen und die Karriere nicht aufgrund der Familiengründung aufgeben, müssen sie ihr Unternehmen genau prüfen. Denn dieses ist maßgeblich daran beteiligt, ob Arbeit und Familie erfolgreich vereinbart werden können. Ansonsten muss mindestens ein Elternteil zurückstecken.

Eltern sollten einen Arbeitgeber wählen, der flexible Arbeitszeitmodelle anbietet. Darunter zählt die Teilzeitarbeit, die gerade von Müttern mit jungen Kindern für den Wiedereinstieg ins Berufsleben bevorzugt wird. Aber auch Gleitzeit ist wichtig, um familiären Pflichten nachkommen zu können.

Die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten, kommt dagegen nicht nur den Eltern entgegen: Ist das Kind krank, müssen Eltern nicht einen ganzen Tag im Büro fehlen, sondern haben die Möglichkeit zuhause zu arbeiten und gleichzeitig das kranke Kind zu betreuen.

Größere Unternehmen unterstützen junge Familien beim schnellen Wiedereinstieg in die Arbeit mit einem Betriebskindergarten. Ist das nicht möglich, kommt auch eine finanzielle Unterstützung für die Kinderbetreuung den jungen Familien entgegen.

Das Unternehmen kann außerdem zusätzliche Teilzeitstellen schaffen, indem es eine Vollzeitstelle auf zwei Mitarbeiter aufteilt. Mit diesem sogenannten Job-Sharing profitieren mehr Mitarbeiter von den Teilzeitangeboten des Unternehmens.

Diese familienfreundlichen Maßnahmen wirken sich nicht nachteilig auf den Arbeitgeber aus: Die Angebote unterstützen die Zufriedenheit der Mitarbeiter und steigern damit die Arbeitsleistung. Sie verringern Arbeitsausfälle und binden Personen an das Unternehmen. Letzteres ist in Zeiten von Fachkräftemangel ein wichtiges Argument.

Der Artikel ist vom 13. November 2018 und wurde aktualisiert.

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