"Sie haben keine Post" Erste Firma testet E-Mail-Verbot
Düsseldorf/Hamburg (RPO). Kein blinkender Briefumschlag am Bildschirmrand, kein "Sie haben Post", kein "Pling". An zwei Tagen im Monat wird ein Hamburger Unternehmen zur E-Mail-freien Zone. Die Mitarbeiter waren zunächst gar nicht begeistert.
An zwei Bürotagen im Monat greifen die 72 Mitarbeiter der Leasing-Firma Maske AG aus Hamburg zum Telefonhörer. Oder sie spazieren direkt zum Kollegen, wenn Sie etwas wissen wollen. Firmeninhaber Martin Peters hatte Anfang des Jahres ein E-Mail-Verbot eingeführt.
Intern dürfen an bestimmten Arbeitstagen gar keine Mails geschrieben werden, extern nur die allernötigsten. Bei der Belegschaft stieß die Neuerung zunächst auf wenig Verständnis. "Die Mitarbeiter reagierten mit Augenverdrehen, Kopfschütteln, also ziemlich viel Unverständnis", sagt Peters der Hamburger Morgenpost.
Nach eignen Angaben ist die Maske AG das erste deutsche Unternehmen, das Arbeitstage einführt, in denen die Mitarbeiter keine E-Mails schreiben dürfen. Vorbilder kannte man in Hamburg vorher nicht. Dabei üben sich in den USA bereits mehrere Firmen im Verzicht auf die elektronische Post. Der Mikrochiphersteller Intel zum Beispiel oder das Transportunternehmen PBD.
Mehr miteinander sprechen
Man wolle die elektronische Post nicht verteufeln, sondern lediglich die Mitarbeiter für ihre Kommunikation sensibilisieren, heißt es. Täglich wird man von E-Mails überhäuft. Viele Mails gehen in Kopie gleich an mehrere Adressaten. Durch das E-Mail-Verbot sollen Kollegen wieder mehr miteinander sprechen.
Außerdem ist der E-Mail-Verkehr nicht immer produktiv. Rund vier Minuten brauchen Personen, nachdem sie in ihr Postfach geguckt haben, um sich wieder auf ihre ursprüngliche Arbeit zu konzentrieren, das hat das Marktforschungsinstitut TNS Emnid in einer Studie herausgefunden. Und jeder dritte Beschäftigte in Deutschland glaubt, dass seine Arbeitsbelastung durch E-Mails zugenommen hat.
Kein Wunder, die Zahl der weltweit verschickten E-Mails hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Etwa 25 Billionen E-Mails werden mittlerweile weltweit pro Jahr versendet. Aus eigener Erfahrung weiß eigentlich jeder, dass viele der täglichen Mails überflüssig sind.
In der Hamburger Maske AG jedenfalls fällt die Bilanz des E-Mail-Verbots bisher positiv aus. Es werde mehr gesprochen und am nächsten Tag gebe es nicht doppelt so viele Mails. Im Sommer soll die Probephase abgeschlossen sein. Wenn es bis dahin gut läuft, soll es einen E-Mail-freien Freitag geben.