Start ins Berufsleben Unglücklich in der Ausbildung

Fühlen sich Auszubildende in ihrem ausgewählten Beruf fehl am Platz, kann dies verschiedene Ursachen haben. Gespräche mit dem Ausbilder im Betrieb und Berufsberatern können bei der Problemlösung helfen.

 Wer das Gefühl hat, die falsche Ausbildung ausgewählt zu haben, sollte mit seinem Ausbilder über seine Situation sprechen.

Wer das Gefühl hat, die falsche Ausbildung ausgewählt zu haben, sollte mit seinem Ausbilder über seine Situation sprechen.

Foto: Getty Images/iStockphoto/fizkes

Viele Auszubildende sind zwischendurch unglücklich in ihrem Job. Wenn aus dieser Phase jedoch ein Dauerzustand wird, sollten die Ursachen für die Unzufriedenheit hinterfragt werden. „Meistens stellt sich schon in der Probezeit heraus, ob die richtige Ausbildung gewählt wurde oder nicht“, sagt Christian Henke, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf. „In diesen Wochen gibt es die meisten Vertragslösungen.“

Die Gründe dafür sind vielfältig. Häufig haben Schüler eine unrealistische Vorstellung ihres vermeintlichen Wunschberufs und sind dann enttäuscht von dem, was sie in der betrieblichen Realität erleben. „Gerade in handwerklichen Kleinbetrieben spielt es auch eine große Rolle, ob die Chemie zwischen Auszubildenden, Ausbildern und Belegschaft stimmt“, betont Henke. „Diese Klippen kann man gut umschiffen, wenn im Vorfeld der Ausbildung ein Praktikum im Wunschberuf gemacht wird. Hierbei können Jugendliche nicht nur den Ausbildungsberuf, sondern auch die Menschen im Ausbildungsbetrieb kennenlernen.“ Wenn es dann im Praktikum passt, klappt es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch in der Ausbildung.

Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine falsche Berufswahl hinweisen können. „Manche Auszubildende stellen fest, dass das Berufsbild nicht den Neigungen, Interessen oder Talenten entspricht“, sagt Claudia Balla, Ausbildungsberaterin bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf. Auch gesundheitliche Probleme können darauf hinweisen, dass junge Menschen sich für die falsche Ausbildung entschieden haben.

Wer unsicher ist, sollte sich im ersten Schritt einige Fragen stellen und ehrlich beantworten: Macht mir das, was ich in der Ausbildung tue, Spaß? Habe ich einen Zugang zu diesem Beruf? Interessiert mich das, was ich im Betrieb und in der Berufsschule lerne? Bin ich neugierig darauf? Bin ich zufrieden, wenn ich am Ende des Arbeitstags etwas geschaffen habe? Und wenn ich unzufrieden bin: Liegt es an meinem Ausbildungsberuf oder eher am Umfeld?

Wenn es am Umfeld liegt, wäre ein Betriebswechsel
eine mögliche Lösung, um den Spaß an der Ausbildung zurückzugewinnen. „Sinnvoll ist auch ein Gespräch mit den Ausbildern des Unternehmens“, rät Claudia Balla. Alternativ stehen die Ausbildungsberater der IHK oder der Handwerkskammer zur Verfügung. „Erfahrungsgemäß lassen sich viele Dinge klären, sodass eine Kündigung nicht notwendig ist“, sagt die Beraterin. Insbesondere bei betrieblichen Konflikten sollten Azubis das offene Gespräch suchen und dem Problem nicht aus dem Weg gehen, denn auch in anderen Unternehmen können ähnliche Herausforderungen auftreten.

Für viele junge Menschen bedeutet der Beginn einer Ausbildung eine große Veränderung. Sie kommen aus dem „sicheren Umfeld“ der Schule und müssen sich im Betrieb beweisen. „Ganz gleich, ob Studium oder Ausbildung – nicht jeder Tag ist Sonnenschein“, betont Christian Henke. „Es gehört einfach dazu, dass auch einmal Dinge getan werden müssen, die nicht so viel Spaß machen und wo man sich durchbeißen muss. In solchen Situationen nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen, ist ein ganz wichtiger Lernprozess.“

Es kann sich also lohnen, die Ausbildung trotzdem abzuschließen. Die Entscheidung hängt jedoch von vielen Faktoren ab, wie den persönlichen Zielen, dem aktuellen Ausbildungsstand und der Betriebs- und Arbeitsatmosphäre. „Die Verfügbarkeit von Alternativen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle“, erklärt Claudia Balla. „Denn in den meisten Fällen ist es nicht hilfreich, die aktuelle Ausbildung ohne eine neue Perspektive abzubrechen.“

Wer aber dauerhaft unglücklich ist und die Ausbildung als Qual ansieht, sollte die Reißleine ziehen und einen neuen Weg einschlagen. Gemeinsam mit Ausbildern oder Ausbildungsberatern lassen sich oftmals gute Lösungen finden. Bei grundlegenden Konflikten im Unternehmen kann beispielsweise die Ausbildung in einem anderen Betrieb fortgesetzt werden. Wer sich vom Job her verändern möchte, kann eventuell sogar den Ausbildungsberuf innerhalb der Firma wechseln. „Es ist für Jugendliche schwer, sich einzugestehen, dass sie die falsche Wahl getroffen haben“, sagt Balla. Bei Problemen kann eine Beratung daher sinnvoll sein. „Um das Risiko einer falschen Berufswahl zu verringern, helfen frühzeitige Praktika im Wunschberuf oder sogar beim favorisierten Unternehmen.“

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