Kaufmännische Berufe Im „Backoffice“ sozialer Dienste arbeiten

Bekannte Tätigkeiten im sozialen Bereich sind Pflege, Erziehung und Betreuung. Es muss aber auch viel im Hintergrund geleistet werden. Der Sektor braucht also genauso Fachkräfte für organisatorische und kaufmännische Aufgaben.

 Damit die Arbeit im Sozial- und Gesundheitswesen funktioniert, gibt es auch im Büro viel zu tun.

Damit die Arbeit im Sozial- und Gesundheitswesen funktioniert, gibt es auch im Büro viel zu tun.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Ob Altenpflege, Kita oder Krankenhaus – im Sozialbereich arbeiten Fachkräfte häufig sehr eng mit Menschen zusammen. Sie sollten belastbar sein, über ein gutes Einfühlungsvermögen sowie viel Geduld verfügen und dürfen keine Berührungsängste aufweisen. Zu diesen klassischen Berufen sind jedoch auch Kollegen für organisatorische und kaufmännische Tätigkeiten gefragt. „In sozialen Organisationen gibt es viele Aufgaben, für die kaufmännische Kompetenzen benötigt werden“, weiß Verena Burger, Leiterin des Arbeitgeber-Services und der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Düsseldorf. „Finanz- und Rechnungswesen, Personalrekrutierung, Marketing und Controlling sind Tätigkeitsfelder, die in sozialen Einrichtungen im gleichen Maße umgesetzt werden wie in jeder anderen Branche auch.“

Daher sind Bürokaufleute auch in sozialen Einrichtungen sehr gefragt. Wer sich entsprechend spezialisieren möchte, absolviert beispielsweise die dreijährige duale Ausbildung zu Kaufleuten im Gesundheitswesen. Diese Fachkräfte planen und organisieren Geschäftsprozesse und Dienstleistungen in Krankenhäusern, Sanitätshäusern oder medizinischen Laboren. Weitere mögliche Arbeitsstätten sind Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen, Arztpraxen, Pflegeheime, Rettungsdienste oder Krankenversicherungen.

Viele Aufgaben im Gesundheitswesen sind durch sozial- und gesundheitsrechtliche Regelungen bestimmt. „Wer beispielsweise bei einer Krankenversicherung oder in einem Krankenhaus arbeitet, muss sich sehr gut mit der Gesetzgebung auskennen“, sagt Verena Burger. „Darüber hinaus informieren und betreuen Kaufleute im Gesundheitswesen Patienten und beobachten das Marktgeschehen im Gesundheitssektor.“ Sie erfassen Patientendaten und rechnen Leistungen mit Krankenkassen und anderen Kostenträgern ab, zudem kalkulieren sie Preise und beschaffen Gesundheitsprodukte. „So wie in anderen Branchen entwickeln sie aber auch Marketingstrategien oder wirken beim betrieblichen Qualitätsmanagement mit“, zeigt Burger die Vielfalt des Berufsbilds auf. „Weiterhin üben sie im Finanz- und Rechnungswesen und in der Personalwirtschaft allgemeine kaufmännische Tätigkeiten aus.“

Kaufleute im Gesundheitswesen sollten ein ausgeprägtes Organisationstalent mitbringen, sorgfältig arbeiten und aufgrund des Kundenkontakts äußerst kommunikationsstark sein.

Wer sich weiterqualifizieren und beispielsweise Führungsaufgaben wahrnehmen möchte, hat im sozialen Bereich viele Möglichkeiten. Ein Beispiel ist die IHK-Weiterbildung zum Gesundheits- und Sozialfachwirt, die auch berufsbegleitend angeboten wird. Sie richtet sich insbesondere an Beschäftigte in ambulanten, stationären und teilstationären Gesundheitseinrichtungen. Das Ziel der Weiterbildung ist es, die Beschäftigten auf verantwortungsvolle Organisations- und Führungsaufgaben vorzubereiten. Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen erarbeiten beispielsweise Finanzierungspläne oder optimieren Arbeitsabläufe sowie Kommunikationsprozesse. Mit einer Weiterbildung zum Betriebswirt für Management im Gesundheitswesen arbeiten Fachkräfte der Geschäftsführung und der medizinischen Leitung zu. Sie unterstützen bei der Entwicklung von Konzepten oder der strategischen Positionierung des Unternehmens.

Weiterbildungsmodule wie „Management-Strategien der Unternehmensführung“ helfen ebenfalls bei der Vorbereitung auf eine Führungsaufgabe im sozialen Sektor. Die Kosten für zusätzliche Qualifizierungen müssen nicht unbedingt durch die Organisationen oder die Arbeitnehmer getragen werden. „Viele Weiterbildungen im sozialen Bereich werden von der Arbeitsagentur finanziert“, sagt Burger. Das betreffe sowohl die Lehrgangskosten als auch die Lohnkosten. „Eine Beratung dazu erhalten die Einrichtungen und Firmen vom Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit.“

Die Beschäftigten können sich bei der Agentur für Arbeit an die Berufsberatung im Erwerbsleben wenden. Diese hilft bei der Suche nach der richtigen Weiterbildung und klärt bei Bedarf auch direkt mit dem Arbeitgeber, wie die Finanzierung erfolgen kann.

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