Traumjob Tierschutz China sucht die Super-Pandapfleger

Chengdu (RPO). Pandabären sind ziemlich divenhafte Tiere. Obwohl sie vom Aussterben bedroht sind, ist ihr sexueller Appetit äußerst wählerisch. Das Panda-Zuchtzentrum in der südwestchinesischen Provinz Sichuan sucht nun weltweit nach "intelligenten" Pflegern, die sich besonders in der Fortpflanzungszeit hingebungsvoll um die Tiere kümmern und darüber im Internet berichten.

Panda-Junge feiert mit gefrorener Bambustorte
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Die zwei Pandabären Jing Jing und Xiao Yatou liegen auf dem Rücken und kauen selbstvergessen an ihren Bambusrohren. Als Tierpfleger Yang Gangkun sie zur Morgen-Gymnastik ruft, stehen sie gemächlich auf und trotten zur Sportstunde. Yang ist einer von 40 professionellen Wärtern im Zuchtzentrum für Riesenpandas in der südwestchinesischen Provinz Sichuan.

Mit einer Medienkampagne will das Zentrum nun sechs Tierliebhabern im Alter von 18 bis 40 Jahren weltweit die Gelegenheit geben, für jeweils einen Monat Yangs Job zu machen - und dabei per Internet über ihre Arbeit mit ihren seltenen Schützlingen zu berichten. Das erinnert an eine Tourismus-Kampagne des australischen Bundesstaates Queensland, der Anfang 2009 nach einem "Hausmeister" für eine kleine Insel im Great Barrier Reef suchte, der in einem Blog über seine Aktivitäten berichten sollte. Zehntausende bewarben sich damals.

Anfang der Woche wurde das auch vom WWF mitgetragene "Project Panda" vom Panda-Zentrum und auf der Expo 2010 in Shanghai offiziell gestartet. In den kommenden sechs Wochen können sich Panda-Freunde weltweit im Internet als "Pambassador" (Panda-Botschafter) wahlweise in einem Video-Spiel oder Video-Interview bewerben. Am 6. September werden 60 Job-Kandidaten aus den Bewerbern ausgewählt, Ende September die sechs Gewinner im lokalen Fernsehen vorgestellt.

Nach Angaben eines der Organisatoren sollten die Bewerber "intelligent und eloquent sein, ein einnehmendes Wesen haben und großes Interesse am Artenschutz zeigen". Und bereit sein, sich komplett durchleuchten zu lassen. Das Zuchtzentrum behält sich vor, die finanzielle Situation, den Gesundheitszustand und die weiße Weste der Bewerber zu prüfen, heißt es auf der Website.

Trekking-Touren zu wilden Pandas

Wer einen der begehrten Jobs ergattert, werde "lernen, wie einzigartig diese Tiere wirklich sind". Die Hobby-Wärter sollen Forscher und Wissenschaftler vor Ort unterstützen und in Internet-Tagebüchern über ihre Erfahrungen erzählen. Bei Trekking-Touren in den nahegelegenen Bergen lernen sie zudem das Leben wilder Pandas kennen. Auf diese Weise hofft das Panda-Zentrum nach Angaben seines Direktors Zhang Zhihe, mehr und mehr Menschen als Panda-Schützer gewinnen zu können.

Riesenpandas sind seit Jahren vom Aussterben bedroht. Nur noch 1600 Tiere leben in freier Wildbahn, die meisten im Südwesten Chinas. Pandas dazu zu bekommen, sich fortzupflanzen ist schwer - sie sind bekannt für ihre schwache Libido. Vor allem während der Fortpflanzungszeit im Frühjahr und dann im Sommer, wenn die Geburten beginnen, werden deshalb die Pfleger gebraucht, sagt der in Chengdu für artgerechte Tierhaltung zuständige Abteilungsleiter Huang Xiangming. Dies sei eine kritische Zeit. "Während dieser beiden Phasen machen wir kaum Pause. Unsere Pfleger widmen sich vollkommen ihrer Aufgabe", erzählt Huang. "Sie sind so engagiert, manche verschieben sogar ihre Hochzeit."

Übernachten bei den Bären

Auch Yang gehört zu den hingebungsvollen Pflegern. Vor kurzem erst hat er sein Veterinärstudium beendet. Jetzt kümmert er sich fast rund um die Uhr mit 14 weiteren Wärtern um acht Tiere: Für 117 Euro im Monat steht er regelmäßig morgen um 6.30 Uhr auf, um rechtzeitig im Zuchtzentrum außerhalb von Chengdu zu sein; zwei Mal pro Woche bleibt er über Nacht. Seine Begeisterung für seine Schützlinge ist ungebrochen. Mit den Bären zu arbeiten, findet er "großartig". Für die künftigen Pfleger gibt es kein Gehalt. Sie erhalten aber eine Aufwandsentschädigung von 1000 Dollar, inklusive Kost, Logis und Flugticket.

Nach Angaben von Abteilungsleiter Huang begann die Arbeit im Zuchtzentrum 1987 mit sechs halbverhungerten wilden Bären. Inzwischen leben dort 84 Tiere. Fast 300 Pandabären wurden in verschiedenen Aufzuchtstationen in China gezüchtet. Jetzt prüfen die Forscher Möglichkeiten, wie sie die in Gefangenschaft geborenen Tiere in die Wildnis entlassen können. Ein erster Versuch endete tragisch: Der junge Bär Xiang Xiang, der nach jahrelanger Vorbereitung 2006 ausgewildert wurde, überlebte nur zehn Monate. Dann wurde er offenbar von wilden Pandas getötet.

Derzeit entsteht ein neues Zentrum, in dem die Tiere langsam an ein Leben in der Natur gewöhnt werden sollen. Forscher planen zudem, trächtige Bärinnen teilweise auszuwildern, damit ihre Jungen bereits frei zur Welt kommen.

Laut Direktor Zhang können die sechs Amateur-Pfleger aus dem Ausland möglicherweise mit einigen Stars des Zentrums arbeiten. Zu ihnen zählt Mei Lan, eine dreijährige Bärin aus Atlanta, die erst kürzlich an China zurückgegeben wurde. Pflegerin Chen Min warnt allerdings vor dem divenhaften Charakter ihres Schützlings: "Manchmal, wenn Mei Lan faul ist und nicht turnen will, bekommt sie keinen Apfel. Dann ignoriert sie uns und legt sich einfach schlafen," erzählt sie mit einem breiten Lächeln.

Info und Bewerbung: www.pandahome.com/en/

(AFP/mais)
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