Rückkehr Beim Ex-Arbeitgeber ein zweites Mal anheuern

Wenn ein Arbeitnehmer zu einem Unternehmen zurückkehrt, spricht man von Boomerang-Hiring. Klingt ein bisschen nach Scheitern, kann aber auch für beide Seiten eine echte Chance sein.

 Wer zu einem ehemaligen Arbeitgeber zurückkehrt, sollte den Schritt auch gegenüber den alten und neuen Kollegen erklären.

Wer zu einem ehemaligen Arbeitgeber zurückkehrt, sollte den Schritt auch gegenüber den alten und neuen Kollegen erklären.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Rückkehr – sei es zur alten Liebe, ins Elternhaus oder auch in den alten Job – bringen viele mit dem einfachsten Weg und Bequemlichkeit in Verbindung. Oder sie nehmen an, dass der Rückkehrer es woanders nicht geschafft hat. Kann sein. Aber gerade im Beruf bringt es Vorteile mit sich, nach einigen Zwischenstationen oder ein paar Jahren in einem anderen Job zum ehemaligen Arbeitgeber zurückzukehren. Das sogenannte Boomerang-Hiring oder Rehiring birgt aber auch Gefahren.

Bevor man wieder beim Ex-Arbeitgeber anfängt, sollte man sich noch mal bewusst machen, warum man gegangen ist, rät Karrierecoach Bernd Slaghuis. Lag es an der Unternehmenskultur, dem Management oder den Aufgaben? Zurückkehren sollte man nur, wenn sich in diesem Bereich etwas geändert hat, etwa in der personellen Besetzung.

Für die Psychologin und Coachin Kristine Qualen zählt die innere Einstellung: Man sollte nicht davon ausgehen, ins warme Nest zurückzukehren. Sie empfiehlt stattdessen, sich klarzumachen, welche Entwicklung man beruflich gemacht hat. Welche zusätzlichen Erfahrungen habe ich gesammelt? Welche Kompetenzen habe ich erweitert? Vor diesem Hintergrund kommt man gestärkt zurück.

Rückkehrer sollten sich vorab überlegen, wie sie ihren Schritt vor dem Team begründen. So lassen sich Flurfunk und Vermutungen vermeiden. Und es gibt ein weiteres Problem, das beim Boomerang-Hiring mit den alten und neuen Kollegen zusammenhängt: der Stempel, den man möglicherweise nicht loswird. „Es kann einem gehen, wie dem Azubi, der im Unternehmen bleibt: Er bleibt immer der Azubi“, sagt Slaghuis.

Es sei schwer, eine neue Rolle anzunehmen und von den Kollegen auch so gesehen zu werden. Dessen sollte man sich bewusst sein und sich entsprechend vorbereiten. Wie will ich mich neu positionieren? Das kann über neue Themen und Aufgabengebiete geschehen, aber auch über das eigene Verhalten im Team.

Klare Kommunikation empfiehlt sich auch im Bewerbungsprozess: „Im Anschreiben sollte man die Verbindung aufgreifen und nicht so tun, als sei man irgendein externer Bewerber“, sagt Slaghuis. Thematisch passend findet er den Bezug zum Unternehmen in dem Part, wo es um die eigenen Stärken und Kompetenzen geht.

Für das Gespräch sollte sich der Bewerber auch auf unangenehme Fragen einstellen, etwa zu den Gründen, warum er damals gegangen ist. Slaghuis rät außerdem, nicht darauf zu vertrauen, dass alles so ist wie früher. Besser sei es, gezielt zu fragen: Ich kenne dieses oder jenes so – wird das noch immer so gehandhabt? „Jeder Rückkehrer sollte sich ein Update des guten Gefühls verschaffen.“

Geht man offen miteinander um, können beide Seiten vom Boomerang-Hiring profitieren. Ehemalige Beschäftigte kennen die Strukturen und bringen frisches Wissen mit – im besten Falle von einem Wettbewerber. „Das ist der Hauptgrund, warum Arbeitgeber Interesse haben, ehemalige Leistungsträger zurückzugewinnen“, meint Slaghuis.

Wer das Unternehmen und die dortige Kultur bereits kennt, kann Kristine Qualen zufolge sein Netzwerk schneller wieder aufbauen, sich schneller entfalten und somit auch schneller für das Unternehmen wirksam sein. Daher gelte es auch zu Beginn, die mittel- und langfristige Perspektive im Unternehmen zu besprechen. Das zeige zum einen Zuverlässigkeit und Beständigkeit, aber auch Eigenmotivation.

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