Niedrigste Zahl seit der Wiederverinigung Nur 531.000 neue Azubis in diesem Jahr

Bonn · In Deutschland haben 2013 so wenige junge Menschen eine Berufsausbildung begonnen wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Knapp 531.000 neue Lehrverträge wurden bundesweit zum Stichtag 30. September geschlossen.

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Foto: ddp

Das waren 3,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn am Donnerstag mitteilte. Die amtlichen Forscher sprachen von einem historischen Tiefstand seit der Deutschen Einheit. Gegenüber 2012 sei die Zahl der Ausbildungsplätze (minus 3,5 Prozent) noch stärker als die Zahl der Interessenten gesunken (minus 2,1 Prozent).

"Insgesamt verschlechterte sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt zu Lasten der Jugendlichen", berichteten die Forscher. Bundesweit wurden gut 564.000 Lehrstellen angeboten, etwa 20.000 weniger als ein Jahr zuvor. Etwa 614.000 junge Leute hatten Interesse an einer Lehrstelle - das waren 13.000 weniger. Zum Stichtag 30. September gingen knapp 84.000 Bewerber bei der Vergabe der Lehrstellen leer aus, das entspricht einem Plus von zehn Prozent.

Gleichzeitig blieben mehr Stellen unbesetzt - für rund 33.500 Stellen wurden keine Azubis gefunden (plus 0,8 Prozent). "Auf Seiten der Betriebe zeichnen sich zunehmende Stellenbesetzungsprobleme vor allem im Handwerk und in der Landwirtschaft ab", erklärten die Forscher. Hoteliers, Gastronomen, Metzger oder Bäcker hätten Probleme mit dem Nachwuchs. Diese Zweige gelten bei jungen Leuten häufig als wenig attraktiv.

Die Gewerkschaften sprachen von einer verheerenden Bilanz - und sehen Unternehmen und Politik in der Pflicht. "Weniger als 22 Prozent der Betriebe bilden aus. Das ist fahrlässig", erklärte IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban. Deutschland habe keinen Fachkräftemangel, sondern einen Ausbildungsmangel. IG Metall und DGB forderten eine gesetzliche Ausbildungsgarantie. "Wir können uns nicht auf vereinzelte, freiwillige Initiativen der Arbeitgeber verlassen", sagte Urban.

Die amtierende Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) forderte die Wirtschaft auf, die aktuell positive Konjunktur auch in Beschäftigung und Ausbildung umzusetzen. "Mit den aktuellen Ergebnissen können wir nicht zufrieden sein", erklärte sie. Nicht zuletzt wegen der Fachkräftestärke und der geringen Jugendarbeitslosigkeit schauten andere Staaten auf Deutschland. "Deshalb haben wir auch eine Vorbildfunktion", sagte sie in einer Mitteilung.

"Die Unternehmen haben in vielen Regionen zunehmend Rekrutierungsprobleme", teilte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer mit. Auch die mangelnde Ausbildungsreife vieler Bewerber mache es Betrieben immer schwieriger, angebotene Stellen zu besetzen. "Es macht für Unternehmen, die bereits angebotene Plätze nicht besetzen können, keinen Sinn, zusätzliche Ausbildungsstellen zu melden", erklärte er. Von allen ausbildungsberechtigten Betrieben bildeten über mehrere Jahre hinweg betrachtet fast vier Fünftel aus.

(lnw)
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