Wiesbaden Beinharte Künstler – Steinmetze brauchen Kraft

Wiesbaden · Marmor in Form zu bringen, ist Schwerstarbeit. Steinmetze müssen deshalb nicht nur gut zeichnen, sondern auch zupacken können.

Fußböden, Fensterbänke oder Treppen: Steinmetze verarbeiten Steine zu den unterschiedlichsten Produkten. Grabsteine herzustellen gehört ebenso zu ihren Aufgaben wie Fassaden und Denkmäler zu restaurieren. Die Fachkräfte, auch Steinbildhauer genannt, sind sehr vielfältig einsetzbar und arbeiten viel an der frischen Luft. "Kräftig zupacken können muss man schon. Im Umgang mit den Steinen ist auch viel Muskelarbeit gefragt", sagt Andreas Broszeit. Der 38-Jährige ist seit 22 Jahren als Steinmetz aktiv und betreibt in Oranienburg einen Meisterbetrieb.

Marmor, Schiefer und Granit – das sind einige wichtige Arbeitsmaterialien von Steinmetzen. Darüber hinaus bearbeiten sie künstliche Steine wie Terrazzo – per Hand oder mit Spezialmaschinen. So entstehen zum Beispiel Gartenskulpturen. Wer sich für den Beruf interessiert, muss kreativ sein – nicht immer haben Kunden konkrete Vorstellungen. Auch Sorgfalt wird in dem Beruf großgeschrieben, schließlich geht es darum, auf den Millimeter exakt nach Schablonen, Zeichnungen und Plänen zu arbeiten.

"Bewerber haben in aller Regel mindestens einen Hauptschulabschluss, nicht selten auch Abitur", sagt Nina Pörtner. Sie ist Geschäftsführerin beim Berufsbildungswerk des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks in Wiesbaden. Wer sich für den Beruf entscheidet, sollte gute Noten in Kunst und Zeichnen haben. Mathematische Fähigkeiten sind gefragt, um Flächen zu berechnen.

Die Ausbildung dauert drei Jahre und findet im Betrieb und an der Berufsschule statt. Der Unterricht in der Berufsschule ist praxisorientiert, so Pörtner. So gehe es darum, eine Treppe herzustellen und zu versetzen oder ein Denkmal zu restaurieren. Nach dem zweiten Ausbildungsjahr spezialisieren sich die Lehrlinge. Jene, die die Fachrichtung Steinmetzarbeiten wählen, haben ihren Schwerpunkt in der handwerklichen und bautechnischen Arbeit. Bei der Fachrichtung Steinbildhauerarbeiten steht die Arbeit im kreativ-gestalterischen Bereich im Vordergrund.

Die Vergütung der Lehrlinge ist tarifvertraglich geregelt und liegt nach Angaben von Pörtner zwischen 450 und 680 Euro. Haben die Azubis die Gesellenprüfung bestanden, richtet sich ihre Bezahlung nach dem Tarifvertrag des Bundeslandes. Voraussetzung ist, dass der Betrieb der Innung angehört. Im Durchschnitt verdient ein Steinmetz 2900 Euro brutto im Monat. Seit Oktober gilt außerdem ein Mindestlohn. Im Osten liegt er bei 10,16 Euro die Stunde, im Westen bei elf Euro.

(dpa)
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