Düsseldorf Ausländische Fachkräfte bleiben oft nur vorübergehend

Düsseldorf · Deutschland ist ein interessantes Land für ausländische Fach- und Führungskräfte, sagt Till Kaestner, Geschäftsleiter des Karrierenetzwerkes LinkedIn für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Europaweit wandern nur nach Luxemburg und die Schweiz mehr Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland ein. Dies zeigt eine aktuelle Studie von LinkedIn und der Bitkom Research GmbH, einer Tochter des IT-Verbands.

Die Anwerbung ist für viele Unternehmen schwierig. Die Hälfte der befragten Unternehmen empfindet das deutsche Zuwanderungsrecht als schwer durchschaubar. Daher beschäftigen nur 13 Prozent der befragten Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern ausländische Fach- und Führungskräfte.

Gerade für die Rekrutierung von Mitarbeitern aus Ländern, die nicht der Europäischen Union angehören, gibt es laut Studie viele Hürden. Nahezu die Hälfte aller Unternehmen braucht daher für die Suche nach Fach- und Führungskräften aus Nicht-EU-Ländern länger als ein Jahr. "Es ist erstaunlich, wie viel Zeit manche Unternehmen investieren müssen", sagt auch Axel Pohls, Geschäftsführer der Bitkom Research GmbH. Zum Vergleich: Innerhalb der EU finden die Unternehmen oft schon nach einem halben Jahr den passenden Kandidaten. Auffällig ist, dass bei Fachkräften aus EU-Ländern mehr als die Hälfte der Rekrutierungen in drei bis sechs Monaten und damit schneller als im Inland abgeschlossen ist. Pohls vermutete, dass es aktuell gerade in den südeuropäischen Ländern einen großen Druck gebe, rasch einen Job zu finden.

Das wissen auch die deutschen Unternehmen, die ihren Fokus daher besonders auf diese Regionen richten, wenn es um das Anwerben von Fachpersonal geht. 20 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits Fachkräfte aus Südeuropa rekrutiert, darunter eine Vielzahl aus den Krisenländern Portugal, Spanien und Griechenland. Weitere 36 Prozent planen Anwerbungen in diesen Regionen.

Gefragt sind vor allem ausländische Experten für die Bereiche Informationstechnologie und Telekommunikation sowie Controller. Am häufigsten versuchen Unternehmen, die neuen Mitarbeiter über die Agentur für Arbeit oder spezialisierte Personalvermittlungen (so genannte "Head Hunter") zu rekrutieren. Als besonders erfolgreich erweist sich jedoch vor allem der Weg über die unternehmenseigene Karriere-Webseite und Online-Jobbörsen.

Befürchtungen eines Braindrains, also des dauerhaften Entzugs von Wissen in den Herkunftsländern der abgeworbenen Fachkräfte, gibt die Studie keine neue Nahrung. Die Zahlen zeigen, dass 60 Prozent der ausländischen Fachkräfte maximal drei Jahre in Deutschland bleiben. Nur jeder Fünfte bleibt länger als vier Jahre. Dies liegt auch an den rechtlichen Schwierigkeiten, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Axel Pohls sagt daher, dass Deutschland nur dann ein attraktives Einwanderungsland werde, wenn die Option, dauerhaft hier zu leben und zu arbeiten, selbstverständlicher Bestandteil des Angebots an ausländischen Fachkräften wahrgenommen werde.

(RP)
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