Serie Wie werde ich... Hotelfachkraft?

Düsseldorf (RPO). Hotels haben ihn schon während seiner Schulzeit fasziniert. Heute lernt Benjamin Leimich im Hamburger "Vier Jahreszeiten" Hotelfachmann und damit einen Beruf mit Perspektive. Im zweiten Teil unserer Serie "Wie werde ich" stellen wir heute das Berufsfeld Hotelfachkraft vor.

Ausbildung zur Hotelfachkraft
Foto: jürgen bosmann

Und beliebt ist der Job allemal. Das bestätigt Ingrid Hartges, Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Berlin: "Die Zahl der Ausbildungsverträge hat sich seit Anfang der neunziger Jahre fast verdoppelt." Von den insgesamt sechs Ausbildungsberufen ist der Hotelfachmann bei den Ausbildungszahlen nach dem Koch der wichtigste. "Die Zahl der Bewerber ist allerdings höher als die der Ausbildungsplätze", dämpft Hartges überhöhte Erwartungen.

Täglich ein Dutzend Bewerbungen

Das gilt auch für das Hamburger "Raffles Hotel Vier Jahreszeiten", in dem zurzeit 38 angehende Hotelfachleute ausgebildet werden. "Wir bekommen täglich fast ein Dutzend Bewerbungen", sagt Personalleiterin Claudia Schnirch. Das Auswahlverfahren ist anspruchsvoll: "Erst treffen die Kandidaten bei einem Assessment Center alle sieben Ausbilder zu einem Gespräch und werden von ihnen bewertet", erzählt Schnirch. Wenn die erste Hürde genommen ist, müssen sie in einem sechsmonatigen Praktikum zeigen, ob sie ins Haus passen.

Klappt es mit dem Ausbildungsvertrag, lernt der Azubi das Hotel von oben bis unten kennen: "Von der Rezeption über den Verkauf, die Hauswirtschaft, Küche, Restauration und Wäscherei bis zum Weinkeller", zählt die Personalchefin auf. Auch die kaufmännische Abteilung ist eine Ausbildungsstation.

Hauptschulabschluss als Mindestvoraussetzung

Anders als das 1897 eröffnete "Vier Jahreszeiten" gibt es das "Kempinski Grand Hotel Heiligendamm" an der Ostsee erst seit zweieinhalb Jahren. "Unsere ersten Azubis werden 2006 fertig", sagt die dortige Personalleiterin Bianca Haug. Etwa ein Vierteljahr vor Ausbildungsende steht ein Gespräch über die weiteren Perspektiven an. "Viele wollen sich noch anderswo umgucken. Und das ist auch vernünftig", sagt Haug.

"Abitur muss zwar nicht sein, ist aber auch nicht ungewöhnlich", erläutert die Personalchefin. Mindestvoraussetzung ist ein Hauptschulabschluss. "Wir bevorzugen außerdem Bewerber, die schon 18 sind, auch wegen des Jugendarbeitschutzgesetzes, bei uns ist schließlich 24 Stunden am Tag was los." Fremdsprachenkenntnisse, vor allem in Englisch, sind kaum verzichtbar. "Und Selbstbewusstsein ist ganz wichtig. Hotelfachleute müssen den Gästen höflich, aber nicht zu schüchtern gegenübertreten", betont Haug.

Dienstleistung ist das A und O

Ohnehin sollte Bewerbern klar sein, dass im Hotel Dienstleistung groß geschrieben wird: "Man ist ja nicht nur an der Rezeption und begrüßt ständig prominente Gäste", sagt Ingrid Hartges. "Man arbeitet auch auf Etage, das heißt, man reinigt auch die Zimmer." Eine gewisse praktische Veranlagung kann für den Beruf deshalb nicht schaden: "Zwei linke Hände darf man im Hotel nicht haben."

Wichtig sei außerdem Teamfähigkeit und ein Talent im Umgang mit Menschen. "Die Wünsche der Gäste haben Priorität", sagt Hartges. "Und die sind in den vergangenen Jahren eher anspruchsvoller geworden. Im Hotel heißt das Motto "Freundlichkeit siegt"." Fingerspitzengefühl ist auch gefragt, wenn einzelne Gäste einen Sonderwunsch nach dem anderen äußern. "Mancher VIP will schon zur Begrüßung Papayas auf dem Zimmer."

Details merken

Benjamin Leimich hat in dieser Hinsicht noch keine unangenehmen Erfahrungen gemacht, dabei hat er schon manchen Prominenten im Zimmer gehabt - Bill Clinton inklusive. "Viele Stammgäste kenne ich inzwischen", sagt der Auszubildende - etliche mit Namen. "Es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn man sich solche Details merken kann."

Die Ausbildungsvergütung für Azubis hängt stark vom Bundesland ab: In Thüringen etwa beginnt sie bei 328, in Berlin bei 470 Euro monatlich im ersten Jahr. Im dritten sind es 478 und 640 Euro. Nach bestandener Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer bieten sich Hotelfachleuten nicht nur in der Hotellerie und Gastronomie Chancen: "Man erwirbt einfach viele Kenntnisse, die auch anderswo gefragt sind", sagt Ingrid Hartges. "Begehrt sind Hotelfachleute zum Beispiel als Sekretariats-Assistenz, egal in welcher Branche."

Hotelfachschule als Sprungbrett

Wichtiges Karrieresprungbrett ist der Besuch einer Hotelfachschule - es muss nicht in der Schweiz sein. "Es gibt auch exzellente Schulen in Deutschland wie in Hannover oder Heidelberg", sagt Hartges. Besser mehrere Hotels kennen zu lernen und auch nach der Ausbildung im Ausland Erfahrung zu sammeln, ist auch nach Claudia Schnirchs Empfehlung gut für die Karriere. Und wer Mut zum Risiko und entsprechendes Selbstbewusstsein hat, kann sich schließlich mit einem eigenen Hotel auch selbstständig machen - bis es den Ruf des "Vier Jahreszeiten" hat, kann es allerdings etwas dauern.

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