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Unsere Serie Wie werde ich... Busfahrer?

Köln/Hannover (RPO). Vielleicht war es ihm bestimmt, Busse zu lenken: "Das Fahren hat man mir wohl in die Wiege gelegt", sagt Michael Liebetrut. Also machte der heute 40-Jährige nach einer Ausbildung zum Kraftfahrmechaniker noch den Busführerschein, steuerte dann einige Jahre Reisebusse quer durch Europa - und befördert jetzt die Fußballprofis des 1. FC Köln.

Ausbildung zum Kraftfahrmechaniker
Foto: NN

Liebetrut ist der Fahrer des Manschaftsbusses beim frisch aufgestiegenen Erstligisten. Damit trägt er eine hohe Verantwortung: "Die Jungs müssen 75 Minuten vor Anpfiff im Stadion eintreffen, sonst kommt die ganze Vorbereitung durcheinander." Zur Not fahre er im Stau auch auf dem Standstreifen.

Außerdem sei Verschwiegenheit vonnöten: "Man bekommt so einiges mit, was nicht nach außen dringen darf." Liebetrut ist mit seinen "Jungs" auf du und du; bei den Spielen sitzt er auf der Trainerbank.

Für viele Busfahrer ist der Beruf nicht ganz so aufregend - aber noch immer sehr abwechslungsreich. "Unsere Mitarbeiter ziehen es vor, nicht jeden Tag die gleiche Strecke zu fahren", sagt Peter Stimming, stellvertretender Betriebsleiter von Bayern Express in Berlin. Das Unternehmen fährt im städtischen und im europaweiten Linienverkehr.

Zusätzlich werden beim so genannten Gelegenheitsverkehr Busse für Reisegruppen angeboten. Für viele Fahrer bietet sich so eine gute Mischung: Sie schätzen es durchaus, immer wieder Stadtfahrten zu übernehmen, freuen sich dann aber auch auf längere Touren. "Da entsteht viel mehr Kontakt zu den Fahrgästen", so Stimming.

Die Entlohnung von Busfahrern ist sehr unterschiedlich. Der zwischen der Gewerkschaft ver.di und dem Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen abgeschlossene Tarifvertrag beispielsweise sieht Stundenlöhne von 10 bis 10,53 Euro vor. Dazu kommen verschiedene Zulagen für die Schichtarbeit (1 Euro), den Verkauf von Fahrkarten (1 Euro) und für das Fahren in der Nacht sowie an Sonn- und Feiertagen.

Verschiedene Tarifverträge

Doch bundesweit gelten viele verschiedene Tarifverträge, und längst nicht jeder Busunternehmer zahlt überhaupt nach Tarif. Für eine Stelle bei Bayern Express - und auch bei anderen Busunternehmen - ist eine mehrjährige Ausbildung zum Beispiel als Berufskraftfahrer oder Fachkraft im Fahrbetrieb nicht zwingend.

Grundsätzlich genügt der "Busführerschein", also Klasse D. Voraussetzungen dafür sind ein Mindestalter von 21 Jahren, bestandene medizinische Prüfungen und gewisse finanzielle Mittel: "Das kann schon mal 6000 bis 8000 Euro kosten", sagt Stimming. Unter Umständen ist eine Förderung durch die Agentur für Arbeit möglich.

Darüber hinaus erwartet Bayern Express weitere Fähigkeiten von seinen Fahrern: "Die Leute müssen nicht nur große Fahrzeuge sicher bewegen können, sondern sollen ja auch mit den Fahrgästen umgehen", erklärt Stimming. Vor allem auf längeren Fahrten komme es darauf an, dass der Fahrer einen guten Draht zu seinen Passagieren entwickele. Auch Fremdsprachenkenntnisse sind im Fernverkehr gerne gesehen. Oft hilft auch eine bereits abgeschlossene Berufsausbildung.

Der 27-jährige Andy Schiller hat seinen Busführerschein bei der Bundeswehr gemacht und anschließend eine Stelle bei Bayern Express angetreten. "Man muss in jedem Augenblick ruhig bleiben können", nennt Schiller eine weitere Voraussetzung für den Beruf. Auch durch ungeduldige Passagiere dürfe er sich nicht zum schnelleren Fahren verleiten lassen. Sogar im eigenen Auto lenke er jetzt viel vorsichtiger: "Denn so viel ist ja klar: Wenn du den Lappen los bist, bist du den Job los."

Obwohl er seinen Beruf mag - bis zur Rente will er nicht mehr fahren. Langfristig möchte er lieber im Büro arbeiten, wo Strecken und Einsätze geplant werden. "Aber dafür muss ich mich dann schon noch fortbilden", sagt Schiller, "da ist eine kaufmännische Schulung gefragt." Oder eine Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb. Seit Herbst 2002 wird dieser Ausbildungsberuf angeboten. Drei Jahre lang werden junge Menschen nicht nur auf das Führen ihres Fahrzeugs vorbereitet, sondern zum Beispiel auch in Fächern wie Verkehrsmarkt, Planung, Werbung oder Beschwerdemanagement unterrichtet. So werden Fachkräfte im Fahrbetrieb breiter qualifiziert und können auch an vielen anderen Stellen in den Verkehrsunternehmen eingesetzt werden.

Die Üstra, die in Hannover Stadtbusse und -bahnen betreibt, bildet zum Beispiel ab Herbst 2005 erstmalig zur Fachkraft im Fahrbetrieb aus. Das Angebot richtet sich an junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren. Erwartet wird von den künftigen Azubis teamfähig, verantwortungsbewusst und zuverlässig zu sein und möglichst die Realschule erfolgreich abgeschlossen zu haben.

Im ersten Jahr verdienen die Auszubildenden bei der Üstra 617,34 Euro, im zweiten 666,15 Euro und im dritten 710,93 Euro. Wer sich bewerben möchte, muss sich allerdings bis zum kommenden Jahr gedulden. Die neun jungen Männer und zwei jungen Frauen, die im September ihre Ausbildung beginnen, stehen schon fest.

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