Hochschulen sollen internationaler werden 664 Millionen Euro für den Ausbau der Unis

Deutschland braucht dringend Fachkräfte aus dem Ausland, sagen viele Experten. Um dem Mangel abzuhelfen, müssten auch die deutschen Hochschulen viel ausländerfreundlicher werden, fordert der Aktionsrat Bildung in seinem neuen Gutachten. 664 Millionen Euro sollen dafür 2013 in die Unis fließen.

2012: Das sind Deutschlands Elite-Unis
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Die deutschen Hochschulen müssen nach Einschätzung des Aktionsrats Bildung sehr viel internationaler werden, damit die Bundesrepublik im internationalen Wettbewerb um Wissenschaftler und Fachkräfte bestehen kann. Die Bildungsforscher verlangen in einem neuen Gutachten unter anderem, den Anteil ausländischer Dozenten von derzeit weniger als zehn Prozent auf ein Fünftel zu erhöhen.

Ausländische Studenten sollen nach dem Abschluss leichter in Deutschland bleiben können. Die Etats der Hochschulen sollen erhöht und 200 000 neue Studienplätze eingerichtet werden.

Das Gutachten soll an diesem Donnerstag veröffentlicht werden und lag der Nachrichtenagentur dpa vorab vor. Ziemlich deutlich kritisiert der Aktionsrat das Gebaren der Hochschulverwaltungen:

Diese neigen nach Einschätzung der Bildungsforscher bislang eher dazu, ausländische Wissenschaftler und Studenten abzuwimmeln. "Es wird darauf ankommen, Maßnahmen zu einem grundlegenden Mentalitätswechsel beim deutschen Hochschulpersonal einzuleiten", heißt es in dem Gutachten wörtlich. 2010 lag Deutschland mit knapp 245.000 ausländischen Studenten weltweit auf Platz vier hinter den USA, Großbritannien und Australien.

Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Und in Übereinstimmung mit vielen anderen Gutachten fordert der Aktionsrat eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Wissenschaftler - unter anderem durch die Einführung unbefristeter Dozentenstellen. Der Hintergrund: Bisher haben lediglich Professoren an deutschen Hochschulen sichere Arbeitsplätze, der akademische Mittelbau muss sich zum allergrößten Teil mit Zeitverträgen begnügen.

Deutsche Studenten sollten aber auch viel häufiger Auslandsaufenthalte einlegen: Bisher hat laut Bildungsrat ein Viertel der Hochschulabsolventen Auslandserfahrung - bis 2020 sollten es 50 Prozent sein.

Insgesamt hätten die deutschen Hochschulen in Sachen Internationalisierung bereits "überaus positive" Fortschritte gemacht, heißt es in dem Gutachten. Doch diese reichen nach Einschätzung des Bildungsrats nicht aus. "Andere Länder, insbesondere in Asien, weisen zum Teil eine noch deutlich höhere Dynamik auf." Finanziert wird der Aktionsrat von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Auch den Unternehmen halten die Internationalisierung der Hochschulen für dringend notwendig.

Eine Million Arbeitskräfte fehlen

"Laut unserer Studie "Arbeitslandschaft 2030" wird bereits 2015 deutschlandweit rund eine Million Arbeitskräfte mit Hochschulabschluss fehlen", warnte vbw-Präsident Randolf Rodenstock. "Gleichzeitig weist Deutschland eine negative Wanderungsbilanz auf.
Jährlich wandern rund 40.000 hochqualifizierte Erwerbstätige aus Deutschland in EU-Mitgliedsstaaten aus."

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat derweil den Wissenschaftsministern der 16 Bundesländer in einem Brief deutlich mehr Geld für zusätzliche Studienplätze in Aussicht gestellt. "Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass der Haushaltsentwurf des Bundes für das Jahr 2013 eine Erhöhung der Mittel um 664 Millionen Euro vorsieht", schreibt Schavan an ihre Länderkollegen.

Der Brief liegt der Nachrichtenagentur dpa vor. Laut Schavan stünden damit im Haushaltsjahr 2013 für zusätzliche Studienplätze insgesamt 1,85 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Bundesregierung trage damit der Tatsache Rechnung, dass 2011 die Studienanfängerzahl deutlich über der Prognose der Kultusministerkonferenz (KMK) gelegen hat.

664 Millionen Euro für Unis

Die Finanzierung erfolge zum einen durch zusätzlich seitens des Bundesfinanzministeriums zur Verfügung gestellte Mittel in Höhe von 320 Millionen Euro, schreibt Schavan weiter. Durch Umschichtungen in ihrem Etat stünden weitere 344 Millionen Euro für den Hochschulpakt zur Verfügung. Daraus ergebe sich die Summe von 664 Millionen Euro.

Schavan fordert zugleich ihre Länderkollegen auf, die für zusätzliche Studienplätze notwendigen Finanzmittel des Bundes an die Hochschulen weiterzuleiten und zugleich "die Co-Finanzierung seitens des Landeshaushaltes" sicherzustellen. Bund und Länder hatten im Hochschulpakt verabredet, sich die Kosten für zusätzliche Studienplätze für die geburtenstarken Abiturientenjahrgänge zu teilen. In jüngster Zeit waren wiederholt Zweifel laut geworden, dass die Länder tatsächlich auch ihren Anteil an den notwendigen Mehraufwendungen in voller Höhe erbracht haben.

(dpa)
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