Bauen & Gestalten So funktioniert eine Grauwasseranlage im Wohnhaus

Trinkwasser ist wertvoll. Hierzulande wird es aber nicht nur zum Trinken verwendet, sondern überall im Haushalt.Wer zum Beispiel duscht oder sich die Hände wäscht, macht aus dem wertvollen Nass schnell Abwasser. Dabei ist es lediglich leicht verschmutzt und eigentlich zu kostbar, um es gleich in den Schmutzwasserkanal abzuleiten.

 Zweite Chance für das Duschwasser: Grauwasseranlage für das Haus

Zweite Chance für das Duschwasser: Grauwasseranlage für das Haus

Foto: dpa, fz

<p>Trinkwasser ist wertvoll. Hierzulande wird es aber nicht nur zum Trinken verwendet, sondern überall im Haushalt.Wer zum Beispiel duscht oder sich die Hände wäscht, macht aus dem wertvollen Nass schnell Abwasser. Dabei ist es lediglich leicht verschmutzt und eigentlich zu kostbar, um es gleich in den Schmutzwasserkanal abzuleiten.

Trinkwasser ist wertvoll. Hierzulande wird es aber nicht nur zum Trinken verwendet, sondern überall im Haushalt.
Wer zum Beispiel duscht oder sich die Hände wäscht, macht aus dem wertvollen Nass schnell Abwasser. Dabei ist es lediglich leicht verschmutzt und eigentlich zu kostbar, um es gleich in den Schmutzwasserkanal abzuleiten.

Eine Grauwasseranlage gibt benutztem Wasser eine zweite Chance. Sie recycelt das Wasser zu hochwertigem Betriebswasser, das im Haushalt wiederverwendet werden kann. "Grauwasser gewinnt an Bedeutung", sagt Erwin Nolde von der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung in Darmstadt. "Denn damit lässt sich nicht nur viel Wasser, sondern auch viel Energie einsparen."

Als Grauwasser wird das häusliche Abwasser bezeichnet, das frei von Fäkalien ist. Dazu zählen Dusch- und Badewasser, aber auch stärker verschmutzte Abflüsse aus der Waschmaschine oder in der Küche. "In einem wassersparenden Haushalt entstehen täglich etwa 30 bis 55 Liter Grauwasser pro Person", erklärt Nolde. Wird es wiederverwendet, lässt sich der Trinkwasserverbrauch um bis zu 50 Prozent reduzieren.

"Sinnvollerweise plant man eine Grauwasseranlage gleich beim Neubau oder im Zuge einer umfangreichen Sanierung ein", sagt Nolde. Das Nachrüsten ist sehr aufwendig. Denn die Anlagen benötigen ein separates Leitungsnetz zur Erfassung des Grauwassers und zur Verteilung des Betriebswassers. "Wichtig ist, Abwasser und Grauwasser schon im Haus getrennt zu erfassen", betont der Experte.

Die Grauwasseranlage bereitet das gebrauchte Wasser so auf, dass es für die Toilettenspülung, Gartenbewässerung und sogar in der Waschmaschine verwendet werden kann. "Grauwasser ist dann keinesfalls mehr grau", sagt Nolde. "Im Gegenteil - das Betriebswasser ist klar, sauber, geruchsneutral und äußerlich nicht von Trinkwasser zu unterscheiden." Auch die inneren Werte stimmen. "Das Wasser wird biologisch gereinigt und mit UV-Licht desinfiziert. Damit erfüllt es locker die Anforderungen der EU-Richtlinie für Badegewässer."

Keine Trinkwasserqualität

Allerdings hat das aufbereitete Wasser keine Trinkwasserqualität, es darf also nicht zum Kochen, Spülen oder zum Duschen oder Baden verwendet werden. So muss der Eigentümer einer Mietwohnung mit Grauwasseranlage den Wasserhahn, aus dem das Betriebswasser fließt, entsprechend kennzeichnen, betont Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung und Klima in Sankt Augustin bei Bonn.

Oft ist das gebrauchte Wasser im Haushalt noch warm, wenn es in den Abfluss gelangt. Diese Energie lässt sich nutzen. "Wird die Grauwasseranlage mit einer Wärmerückgewinnung gekoppelt, kann die Wärme gespeichert und bei Bedarf zum Vorheizen des Trinkwassers verwendet werden", erklärt Nolde. Damit hat man eine energiepositive Kläranlage im Keller. Denn während die Erzeugung von 1000 Litern Grauwasser lediglich 1,5 Kilowattstunden benötigt, lassen sich aus dem warmen Wasser 10 bis 15 Kilowattstunden rückgewinnen.

Nach Einschätzung der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung lohnt sich der Einbau einer Grauwasseranlage vor allem in Mehrfamilienhäusern. Dort lässt sie sich besonders wirtschaftlich betreiben. Es gibt sie aber auch für Ein- und Zweifamilienhäuser, wo die Anlage sich allerdings nicht ganz so schnell amortisiert. "Da die Technik noch neu und deshalb relativ teuer ist, müssen private Bauherren momentan noch genau rechnen, ob das für sie sinnvoll ist", erklärt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren in Berlin. Nach ihrer Erfahrung entscheiden sich bisher nur sehr engagierte, umweltbewusste Hausbauer dafür.

Wer sich für eine Grauwasseranlage in einem bestehenden Gebäude interessiert, wendet sich am besten an seinen Sanitärfachbetrieb. "Der macht sich ein Bild über die Leitungssysteme und von den anfallenden Wassermengen im Haushalt", erläutert Braun. "Er weiß, wo die Rohre liegen und welche Armaturen installiert sind. Zusammen mit dem Hersteller kann er auf dieser Grundlage die Anlage einpassen." Das Verlegen eines zweiten Leitungsnetzes sei dabei unumgänglich und im Falle einer Nachrüstung meist sehr aufwendig.

Auch die Abwasserleitungen müssen angepasst werden, um den Transport des Spülgutes sicherzustellen. "Insgesamt ist eine Grauwasseranlage derzeit meist noch ein Projekt für Idealisten, die natürliche Ressourcen nicht verschwenden wollen", meint auch Sanitärexperte Braun. Doch je mehr sich diese Philosophie durchsetzt, umso wirtschaftlicher lassen sich die Anlagen in Zukunft betreiben.

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