Anti-Diebstahl-Ratgeber "Die Hütte muss belebt aussehen"

Vor den Schulferien gibt ein erfahrener Kommissar Tipps zur Einbruchsicherung. Die Nachbarn sollten über die Abwesenheit informiert werden. Moderne Technik hilft sehr effektiv und ist nicht unbedingt teuer.

Die Polizei berät gern.

In seinem Leben hat er zahllose Tatorte gesehen, die den Polizisten eine Botschaft hinterließen: Den Tätern wurde es leicht gemacht. Diese Erkenntnis ist für die kommenden Wochen wichtig, denn Urlaubszeit ist Einbruchszeit. Ralf Wolfs, Oberkommissar bei der Polizei Mönchengladbach und Experte für Kriminalprävention und Opferschutz, weiß aus vielen Jahren, dass vielen Menschen vor dem Urlaub die Zeit fehlt, "um aus ihrem Lebensidyll Fort Knox zu machen". Oder sie vergessen es. Hinterher ist der Jammer groß, wenn sie die Wohnung verwüstet und geleert vorfinden.

Maßnahmen der Sicherung sind gar nicht so kostspielig oder aufwendig, wie manche denken. Die Umrüstung der Beschläge an Fenster und Türen auf Pilzkopftechnik und auch die Montage zusätzlicher Verriegelungseinrichtungen kostet kein Vermögen, lässt aber die Täter immer häufiger aufgeben. "Der Versuchsanteil beim sogenannten Wohnungseinbruchdiebstahl ist von 43,7 Prozent (2015) auf 46,3 Prozent (2017) gestiegen", sagt Wolfs. Das heißt: Die Wohnungen werden sicherer und Einbrüche immer häufiger abgebrochen.

Viele Bürger haben die kostenfreien Beratungen der kriminalpolizeilichen Beratungsstellen in Anspruch genommen und ihren Einbruchschutz optimiert. Wolfs: "Gerade nach den ,Baumessen' in vielen Städten hat es großen Andrang gegeben." Viele Menschen haben auch Fördermittel des Bundes in Anspruch genommen und sich auf der Homepage der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) über Einbruchschutzmaßnahmen und die Voraussetzungen einer Förderung informiert. Bei den Anträgen wurden sie häufig durch Fachhandwerker unterstützt. Hier gilt es allerdings, so Wolfs, "den Kostenvoranschlag des Handwerkers einzureichen und genehmigen zu lassen, bevor man den Auftrag erteilt".

Bis zu den Schulferien bleibt noch Zeit, effektive Maßnahmen zu ergreifen. Die Devise des erfahrenen Beamten: "Die Hütte muss sicher sein und belebt aussehen." Neben der regelmäßigen Leerung des Briefkastens, der Betätigung der Rollladen und dem Einsatz eines TV-Simulators mit Zeitschaltuhr sollten einem Anrufbeantworter folgende Worte fremd sein: "Wir sind bis zum Ende der Schulferien in Urlaub. Bitte versuchen Sie es später." Bedenklich ist auch das Posten von Fotos in sozialen Netzwerken während des Urlaubs. Weiter gilt: "Mit der Mailadresse sollte sorgsam umgegangen werden, damit die automatisch versandte Abwesenheitsnachricht wirklich nur einen ausgewählten Personenkreis erreicht." Über nachbarschaftlich eingerichtete Gruppen eines Messenger Dienstes kann man allen Nachbarn mitteilen, wann man in Urlaub ist. Ein Hinweisschild über eine solche Messenger-Gruppe informiert Tätergruppen ähnlich wie früher der Aufkleber "Achtung, wachsamer Nachbar". Die Daheimgebliebenen, rät Wolfs, "sollten verdächtige fremde Fahrzeuge, ausbaldowernde Spaziergänger oder unbekannte Anlieferer unbedingt telefonisch der Polizei mitteilen". Dies gelte grundsätzlich immer, mahnt Wolfs: "Ohne die Mithilfe der Bürger werden die gleichen, immer wieder in unterschiedlichen Städten auffälligen Personen und Fahrzeuge polizeilich nicht erfasst und können weiterhin unerkannt ihren Geschäften nachgehen. Einsätze der Polizei, die sich als, Fehlalarm' herausstellen, sind für den Bürger kostenfrei."

Ein Hinweis ist Wolfs besonders wichtig: "Der Täter kommt nur selten mit eigenem Werkzeug, weil er bei der An- und Abreise nicht mit Einbruchswerkzeug von einer Polizeistreife angehalten werden möchte. Vielmehr bedient er sich beim Opfer vor Ort." Ratsam sei es, so der Kommissar, das Augenmerk auf die oft nicht abgeschlossene hintere Garagentür zu richten: "Dort lagert häufig das Schrauberwerkzeug für das Auto oder nützliches Gartenwerkzeug. Gleiches gilt für nicht verschlossene Gartenlauben oder -hütten. Der Täter ist dankbar für das Sortiment vom Spaten bis hin zum Spalthammer."

Gerade moderne Technik kann beim Einbruchschutz helfen, weiß Wolfs: "In Garage, Gartenhütte und natürlich im Wohnbereich kann man Kameras oder Bewegungsmelder montieren und sich die dazugehörige kostenfreie App mit dem Smartphone herunterladen." Das ist nützlich, denn: "Der Inhaber selbst und mögliche weitere Berechtigte werden dann per Push-Mail davon unterrichtet, wenn ein Täter eindringt. Die Kameras versenden ein Bild über das Wlan-Netz oder mit einem GSM-Modul und aufgeladener SIM-Karte, also mit Handy-Technik. Wer diese Push-Nachricht bekommt und vorher Telefonnummer der Polizeileitstelle seiner Behörde ins Handy eingespeichert hat, kann von jedem Ort im In- und Ausland seine Polizei alarmieren. Die veranlasst alles Weitere."

(w.g.)
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