Kolumne Blasenbildung ist nicht in Sicht

Die Diskussion um eine vermeintliche Blasenbildung am Wohnungsmarkt ebbt nicht ab. In der Regel werden die bekannten qualitativen Standardindikatoren als Maßstab herangezogen. Am geläufigsten ist das Preis-Einkommen-Verhältnis, auch "Erschwinglichkeitsindex" genannt.

Die Deutsche Bundesbank wählt allerdings eine andere Methode: Sie analysiert die Preisentwicklung für Wohnimmobilien anhand eines statistischen Modells, in das demografische und auch ökonomische Faktoren einfließen. So werden zum Beispiel die Bevölkerungsdichte, das Pro-Kopf-Einkommen oder die Hypothekenzinsen der 402 deutschen Kreise und kreisfreien Städte in die Berechnung integriert. Damit lässt sich im Vergleich zu einem Referenzpreis eine Aussage ableiten, ob der reale Preis im Immobiliensektor in Deutschland unter den nachhaltigen fundamentalen Einflussfaktoren als gerechtfertigt gilt.

Das Ergebnis dieses Modells stützt die Aussagen der Experten, die in der bundesweiten Gesamtbetrachtung keine Überbewertung von Wohnimmobilien feststellen. Dies trifft allerdings nicht auf deutsche Städte zu. Hier stiegen die Preise seit dem Jahr 2010 zwischen zehn und 20 Prozent. Sehr deutliche Überbewertungen sind bei Eigentumswohnungen in Großstädten zu verzeichnen. Dennoch verneint die Deutsche Bundesbank die Frage nach einer Blasenbildung. Der Preisanstieg hat sich 2014 etwas verflacht. Und die nach wie vor hohen Preise gehen nicht mit einer übermäßigen Vergabe von Immobiliendarlehen einher.

Sven Bartram

Der Autor ist Certified Real Estate Analyst bei der Deutschen Apotheker- und Ärzte bank in Düsseldorf.

(RP)
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