Kolumne Bauen nach Bedarf

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) belegt, was schon zu befürchten war: In Deutschland werden aktuell zu wenige Wohnungen gebaut, vor allem in Ballungsräumen und Großstädten. Auf dem Land dagegen entstehen mitunter zu viele neue Wohnungen.

Ermittelt wurden die Zahlen auf Basis der demografischen Entwicklung und des sogenannten Ersatzbedarfs, der durch Abriss und Umnutzung notwendig wird. Demnach müssen in Deutschland bis 2020 jährlich rund 266 000 Wohnungen gebaut werden - mit etwa 245 000 Neubauten liegt die aktuelle Bautätigkeit knapp darunter. Diese Zahlen sind aber nur bundesweite Durchschnittswerte und müssen im Detail betrachtet werden. Denn wer mit einem Bein im kalten und mit dem anderen im heißen Wasser steht, hat auch nur lauwarme Füße.

Fakt ist, die Bautätigkeit entspricht nicht dem regionalen Bedarf. In Düsseldorf, Duisburg, Krefeld und Mönchengladbach muss bis 2020 zwischen zehn und 30 Prozent mehr Wohnraum geschaffen werden. Das gilt auch für einige Landkreise rund um die Landeshauptstadt. Im Landkreis Neuss etwa liegt laut der Studie der Bedarf an neuem Wohnraum in den nächsten 15 Jahren tatsächlich rund 30 Prozent über der aktuellen Bautätigkeit. Betroffene Städte und Landkreise sollten also nicht nur, sie müssen die Ergebnisse der IW-Studie zum Anlass nehmen, ihre Handlungskonzepte schnellstmöglich zu überarbeiten, Bauland zur Verfügung zu stellen und Projekte zügig zu genehmigen. Das ist eine gesellschafts- und wirtschaftspolitische Herausforderung, an der sich unsere Politiker messen lassen müssen.

Thomas Schüttken

Der Autor ist Geschäftsführer der Böcker Wohnimmobilien.

(RP)
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