Kolumne Die Zukunft jetzt anpacken
Jahresbilanzen und Prognosen geben im Bausektor wenig Anlass zur Zuversicht. Unkalkulierbare Kosten, Lieferkettenprobleme und Handwerkernotstand sorgen für Verzögerungen und Stornierungen. Neue gesetzliche Vorgaben zu baulichen Energiesparmaßnahmen prallen auf massiven Mangel an Fachpersonal und Materialien.
Die Konsequenzen sind deutlich: Das Statistische Bundesamt zählte bis November 2022 bereits 4,7 Prozent weniger Baugenehmigungen als im Vorjahr. Das liegt nicht nur an Personal- und Materialknappheit. Die Unplanbarkeit verschärfen auch Überbürokratisierung und endlose Wartezeiten auf dem Weg zur Baugenehmigung. Verfahrensverschlankungen verspricht die Politik auf Landes- wie Bundesebene schon seit Jahrzehnten. Die Schwierigkeit, Bauvorhaben und angestrebte Ziele wie bundesweit 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu realisieren, löst das nicht – 2021 sank die Zahl fertiggestellter Wohnungen um 4,2 Prozent auf 293.393. Digitale Bauanträge sollen ab 2023 für Linderung sorgen. Doch das reicht nicht, wenn eine zahnlose Bundespolitik, die mit ihrem Schlingerkurs in puncto Förderungen noch zusätzliche Fallstricke für Hausbauer aufstellt, auf Lokalpolitik trifft, in der Individual-
interessen in zermürbenden Grabenkämpfen über das Allgemeinwohl gestellt werden und Baufreigaben so vollends ins Stocken geraten. Gerade jetzt muss es Menschen geben, die sich nicht wegducken. Jetzt ist die Zeit, zusammenzukommen, Konsequenzen zu ziehen, auch schwere Kompromisse einzugehen – und gemeinsam anzupacken.
Dr. Axel Martin Schmitz
Der Autor ist Geschäftsführender Gesellschafter der Ralf Schmitz GmbH.