Begrenztes Angebot in Solingen Unklare Zukunft für den Immobilienmarkt

Serie | Solingen · Wie die Zinswende den Immobilienmarkt beeinflussen wird, lässt sich noch nicht absehen, sagt der Immobilienmakler Olaf Koppenhagen.

 Der Solinger Immobilienmakler Olaf Koppenhagen geht davon aus, dass Immobilien auch in Zukunft eine Wertsteigerung verbuchen werden.

Der Solinger Immobilienmakler Olaf Koppenhagen geht davon aus, dass Immobilien auch in Zukunft eine Wertsteigerung verbuchen werden.

Foto: Koppenhagen Immobilien/Bettina Osswald

Wer eine Eigentumswohnung oder ein Haus sucht, steht vor vielen Fragen. Wie groß soll das Objekt sein? In welchem Stadtteil soll es liegen? Und vor allem: Wie viel darf es kosten? Bevor man mit der Suche beginnt, sollten solche Fragen geklärt sein, sagt Immobilienmakler Olaf Koppenhagen. Sein Immobilienbüro, das er in zweiter Generation führt, vermittelt seit fast 50 Jahren Wohnraum in Solingen.

„Das allererste, was ein Kunde tun muss, ist sich um die Finanzierung zu kümmern. Ich habe das Gefühl, dass viele da ziemlich unbedarft dran gehen“, sagt Koppenhagen. Gebraucht wird ein genauer Überblick über die eigenen Finanzen, „sodass ich weiß, was ich mir leisten kann.“ Eine Bank- oder Finanzierungsberatung könne dabei helfen, sagt der Immobilienmakler. Im nächsten Schritt sei es wichtig, seine Vorstellungen mit der Realität abzugleichen. Da spiele zum Beispiel die Frage rein, wie viel Wohnfläche man brauche. Oder welche Ansprüche man sonst an das Wohneigentum hat und sich auch leisten kann.

Schließlich sei es wichtig, neben dem Kaufpreis alle weiteren Kosten mit einzuberechnen, die sich mit dem Eigenheim ergeben. Da zähle zum Beispiel zu, wie viele Arbeiten an einem Objekt anfallen oder in Zukunft nötig werden könnten. „Ältere Baujahre gibt es ja viele in Solingen“, so Koppenhagen. Da müsse man vor allem einen Blick auf Keller und Dächer werfen, um den Zustand abschätzen zu können. „Die besten Baujahre sind aus meiner Sicht Ende der Siebziger bis Ende der Achtziger“, sagt Koppenhagen. Häuser aus dieser Zeit seien in der Regel qualitativ hochwertig und noch nicht zu alt. Neben einem möglichen Sanierungsbedarf seien auch die Energiekosten gerade in der aktuellen Zeit ein wichtiger Punkt. „Das ist ein riesengroßes Thema. Wir wissen ja auch nicht, wie sich das entwickelt.“ Man müsse sich daher Gedanken darüber machen, wie man heizen möchte und wie energieeffizient ein Haus oder eine Wohnung ist.

„Ein Hauskauf klingt erst mal einfach, aber viele gehen da etwas blauäugig dran“, so Koppenhagens Einschätzung. Wie lange man nach einem Eigenheim suchen muss, lasse sich schwer sagen, das sei auch abhängig von der individuellen Herangehensweise der Kaufinteressenten. „Aber so im Schnitt kann das aktuell schon ein Jahr dauern.“ Manche Interessenten hätten bereits früher Glück, andere würden sogar mehrere Jahre suchen.

Das liegt vor allem daran, dass der Markt für Eigenheime ist, nicht nur in Solingen. „Das Angebot ist nach wie vor sehr rar, der Markt war bereits die letzten Jahre leer gefegt.“ Es sei nicht unüblich, dass er für ein gutes Haus rund 150 Anfragen bekomme, so Koppenhagen. „Das Angebot an schönen Wohnungen und Häusern ist noch sehr verhalten.“ Gerade im vergangenen Jahr war zudem die Nachfrage besonders hoch. Die Corona-Lockdowns hätten in vielen Leuten den Wunsch nach einem Eigenheim geweckt, so Koppenhagen. Inzwischen sei die Nachfrage etwas zurückgegangen.

Aktuell sei die weitere Entwicklung des Markts schwer abzuschätzen, sagt der Immobilienmakler. „Kippt der Markt? Steigen die Preise? Sinken Sie?“ Sinken würden sie vermutlich eher nicht, gibt Koppenhagen sich selbst die Antwort. Allerdings sei damit zu rechnen, dass zumindest Spitzenpreise, wie man sie in Solingen beispielsweise in Gräfrath findet, wegbrechen werden.

Die aktuelle Unsicherheit am Markt komme unter anderem von der Zinswende, die mit der von der Europäischen Zentralbank angekündigten Anhebung des Leitzinses eingeleitet worden sei. Für Kaufinteressenten bedeute das teurere Kredite. „Die Zinsen kommen so langsam wieder auf bis zu drei Prozent. Bei einer Finanzierung kann ein Zinsunterschied von zwei Prozent schon eine um 500 bis 600 Euro teurere monatliche Rate bedeuten.“ Profitieren würden zurzeit also vermutlich diejenigen, die gerade erst einen Kredit mit niedrigen Zinsen über die nächsten zehn, fünfzehn Jahre abgeschlossen haben. Allerdings ließe sich nicht sagen, wie die Zinssituation sich künftig entwickelt.

Hinzu komme die allgemeine Inflation, gerade auch die gestiegenen Baukosten. „Das wird sich auf die Immobilienpreise auswirken“, sagt Koppenhagen. Und dann gebe es noch viele weitere Punkte, die den Markt in Zukunft beeinflussen könnten. Beispielsweise sei vorstellbar, dass die derzeit unbeliebteren Objekte an Hauptstraßen an Wert steigen, wenn irgendwann nur noch E-Autos auf den Straßen unterwegs sind.

„Der Wunsch nach Eigenheim ist ungebrochen“, sagt Koppenhagen. Und es sei davon auszugehen, dass Immobilien auch weiterhin im Wert steigen werden, wenn auch nicht mehr so stark wie momentan. „Die Erfahrung zeigt, dass Immobilienpreise sich immer an die Inflation anpassen“, sagt Koppenhagen. Das gelte auch in Solingen, das zum Wohnen auch in Zukunft beliebt bleiben werde. Das gelte immerhin auch in einer ungewissen Zeit wie dieser als sicher.

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