Energetische Sanierung Energiekosten runter, Wohnwert rauf

Angesichts steigender Energiekosten und der beschlossenen Klimawende steht die energetische Sanierung der eigenen vier Wände bei vielen Immobilienbesitzern hoch im Kurs. Doch welche Maßnahmen helfen bei der Energiekostensenkung?

 Wer sein Haus grundlegend sanieren möchte, sollte das am besten von oben nach unten und von außen nach innen tun, raten Experten. Das heißt, zunächst das Dach, dann die Etagen darunter

Wer sein Haus grundlegend sanieren möchte, sollte das am besten von oben nach unten und von außen nach innen tun, raten Experten. Das heißt, zunächst das Dach, dann die Etagen darunter

Foto: dpa-tmn/Jan-Philipp Strobel

(rps) Ja, eine umfassende Sanierung macht die eigene Immobilie vorübergehend zur Baustelle und ja, sie kostet Geld und Nerven. Aber sie senkt Energiekosten und – immer wichtiger – den CO2-Ausstoß, attraktive Fördermöglichkeiten schonen zudem die Finanzen der Hausbesitzer. „Die wichtigsten Hebel der Sanierung im nächsten Jahr lassen sich jetzt mit ausreichend Vorlauf planen“, sagt der Modernisierungsexperte Thomas Billmann von der Schwäbisch Hall. Ein Überblick.

       

Alte Heizung austauschen                   

Die Heiztechnik ist der größte Hebel für Energieeinsparungen im Gebäude. Alternativen gibt es viele: Gas-Therme mit Solarunterstützung, Biomasseanlage oder Wärmepumpe? Je nach Typ des neuen Heizsystems bezuschusst die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) den Austausch einer Ölheizung derzeit mit 30 bis 45 Prozent der Kosten für die Neuanschaffung, Installation und Inbetriebnahme – bis maximal 60 000 Euro. „Bei der Entscheidung für ein Heizsystem muss der CO2-Ausstoß mit Blick auf die angestrebte Klimaneutralität eingerechnet werden.“

 

Die Außenfassade dämmen                                 

Die gedämmte Fassade verbessert die Energiebilanz deutlich, steigert den Immobilienwert und kann je nach Material Brand- und Schallschutz verbessern. „Wer die klassischen Dämmplatten aus Polystyrol vermeiden will, greift auf mineralische Stoffe wie Glas- oder Steinwolle, Schaumglasschotter, Kalziumsilikatplatten oder ökologische Materialien wie Holzfasern, Hanf oder Kork zurück“, so der Modernisierungsexperte.

 

Wärmedämmung für das Dach                                 

Mit der Dachdämmung lassen sich zwischen 20 und 30 Prozent der Heizwärme sparen. Am kostengünstigsten ist es, die oberste Geschossdecke anstelle des gesamten Dachs zu dämmen. Oft bietet sich aber das bisherige Kaltdach als zusätzliche Wohnfläche an. Dämm- und Ausbauarbeiten lassen sich so gut kombinieren. Vorsicht ist beim Anschluss der Dach- oder Deckendämmung an die Wanddämmung geboten: „Verläuft dieser nicht nahtlos oder ist schlecht abgedichtet, entstehen Wärmebrücken. Sie verschlechtern die Energiebilanz wieder und führen zu Feuchteschäden“, erklärt Billmann.

 

Alte Fenster austauschen                               

Jährlich zwölf Millionen Tonnen CO2 stünden weniger in der CO2-Bilanz Deutschlands, wenn man alle sanierungswürdigen Fenster austauschen würde, heißt es in einer aktuellen Statistik des Verbands Fenster und Fassade und Bundesverband Flachglas. Billmann: „Meine Faustregel: Alle Fenster, die vor 1995 eingesetzt wurden, sollte man gründlich prüfen, denn durch die simple Zweifachverglasung, mangelnde Isolierung und schlecht dämmende Rahmen geht bis zu 20 Prozent an Wärme verloren.“ Wichtig bei der Fensterauswahl ist neben energetischen Gesichtspunkten für viele Bauherren auch das Rahmenmaterial: Aluminium-Holz-Kombi, Kunststoff oder Holz sind die gängigsten. Immobilienbesitzer, die ihre Fenster erneuert haben, müssen ihr Lüftungsverhalten an die neuen Gegebenheiten anpassen. „Mit der Fenstererneuerung verringert sich der Luftaustausch und mit ihr – bei falschem Lüftungsverhalten – die Schimmelgefahr im Innenraum“, so Billmann.                                 

 

Anschubhilfe beim Sanieren                                       

Die KfW fördert diese Hebel mit einem Wohngebäude-Kredit bis zu 60 000 Euro. Alternativ unterstützt die BEG das Vorhaben mit 20 Prozent der förderfähigen Ausgaben (maximal 60 000 Euro). Werden die Sanierungsvorhaben mit der Heizungserneuerung gekoppelt und somit eine Effizienzhausstufe erreicht, ist der KfW-Wohngebäude-Zuschuss 461 von bis zu 75 000 Euro eine Option. Aber aufgepasst: Die Fördermittel für das Effizienzhaus 55 laufen zum
1. Februar 2022 aus. Bei der Sanierung von Altbauten ist eine Förderung weiterhin möglich, da die Sanierung im Bestand vorangetrieben werden soll. Für diejenigen, die sich dazu entschließen, mehrere Sanierungsmaßnahmen zu kombinieren, hat Schwäbisch Hall-Experte Billmann einen Tipp: „Am besten von oben nach unten und von außen nach innen sanieren. Das heißt, zunächst das Dach, dann die Etagen darunter. Nach Dämmungsarbeiten an der Fassade folgt der Einbau neuer Fenster und schließlich der Einbau der Anlagentechnik. So gehen die Energiekosten runter und der Wohnwert rauf.“

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