Kapitalanlagen Comeback der Lebensversicherungen?

Lebensversicherungen gehören zu den beliebtesten Anlageprodukten der Deutschen, stehen aber auch häufig in der Kritik. Jetzt ziehen Versicherungsgesellschaften die Zinsen an. Bieten die Produkte damit neues Zukunftspotenzial?

 Lebensversicherungen werden wieder beliebter. Sie bieten einige Vorteile, jedoch ist eine umfassende Beratung wichtig.

Lebensversicherungen werden wieder beliebter. Sie bieten einige Vorteile, jedoch ist eine umfassende Beratung wichtig.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Die Zahlen sprechen für das Produkt. Lebensversicherungen sind mit knapp 87 Millionen Verträgen, davon mehr als 45 Millionen Rentenversicherungen, fester Bestandteil der Alterssicherung in Deutschland. Laut der Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind im Jahr 2021 fünf Millionen Verträge neu hinzugekommen, rund 300.000 mehr als im Jahr zuvor. Die Beitragseinnahmen übersprangen zum dritten Mal in Folge die 100-Milliarden-Euro-Grenze mit 103,2 Milliarden Euro. Die ausgezahlten Leistungen stiegen im Berichtsjahr 2021 um 2,4 Prozent auf 86,6 Milliarden Euro, heißt es in der Studie „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2022“.

Warum Lebensversicherungen so beliebt sind, erklärt der GDV so: „Für ein gutes Leben im Alter braucht es ergänzend zur umlagefinanzierten gesetzlichen Rente ein lebenslanges Alterseinkommen aus kapitalgedeckter Vorsorge.“ Schließlich könnte das Rentenniveau (also das Verhältnis zwischen der Rente nach 45 Jahre Beitragszahlung und dem durchschnittlichen Nettoeinkommen) bis 2035 auf unter 46 Prozent absinken. Damit drohe eine Rentenlücke, denn laut BVI Bundesverband Investment und Asset Management müssten im Ruhestand etwa 80 Prozent des letzten Nettoentgelts für die Versorgung zur Verfügung stehen. Unter www.bvi.de/service/rechner/rentenlueckenrechner/ können Interessenten die persönliche Rentenlücke im Alter errechnen.

Aber sind Lebensversicherungen dafür das ideale Mittel? Denn seit Jahren stehen die Produkte in der Kritik, einerseits wegen der Kosten, die teilweise höher sind als die Erträge aus dem für den Ruhestand angelegten Vermögen, andererseits wegen des niedrigen Höchstrechnungszinses, also die Mindestverzinsung, die auf die Sparanteile der Versicherungskunden gewährt werden muss. Dieser sogenannte Garantiezins beim Abschluss eines Neuvertrags betrug zuletzt 0,25 Prozent, im Jahr 2000 lag er noch bei vier Prozent. Durch die steigenden Zinsen soll aber die Verzinsung bei Lebensversicherungen wieder steigen. Wie das „Versicherungsmagazin“ berichtete, bieten zahlreiche Versicherungsunternehmen ihren Kunden 2023 eine höhere Gesamtverzinsung von meist über zwei Prozent pro Jahr.

Thorsten Dorn von Smart Asset Management Service, das sich auf die Analyse und Optimierung fondsgebundener Versicherungen spezialisiert hat, sieht generell weiterhin einen Mehrwert bei Lebensversicherungen. „Die Policen ermöglichen Sparern auch mit kleinen Summen den Zugang zum Investment in einem Versicherungsmantel und mit einem klar strukturierten Prozess für die Altersvorsorge. Wichtig ist der Blick auf die Fondsauswahl für den bestmöglichen Investmenterfolg, ganz unabhängig von der Mindestverzinsung.“

Der Erfolg von Fondspolicen hänge entscheidend davon ab, welche Fonds aus dem Fondsuniversum des jeweiligen Tarifs in welcher Gewichtung und Kombination eingesetzt würden und wie sie zum tatsächlichen Rendite-Risikoprofil des Kunden passten. „Wir raten daher Lebensversicherungskunden, sich mit dem Berater die zur Verfügung stehenden Fonds anzuschauen und erklären zu lassen, wie welche Zusammensetzung auf das individuelle Rendite-Risikoprofil passt. Das sollte regelmäßig passieren, um den sich verändernden Rahmenbedingungen zu entsprechen“, sagt Thorsten Dorn.

Trotzdem bleibe die Problematik der Kosten bestehen, betont Rolf Klein, Vermögensplaner und -manager aus Krefeld. „Vergangenes Jahr hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Kosten von Lebensversicherungen untersucht und die aus ihrer Sicht zu hohen Abzüge kritisiert. Teilweise müssten demnach Effektivkosten von vier Prozent gezahlt werden. Das ist deutlich zu viel, sodass Kunden vor dem Vertragsabschluss genau hinschauen sollten, was sie tatsächlich erwartet. Die Produktprüfung zeigt Vor- und Nachteile auf“, so Klein.

Der Experte rät vor der Produktentscheidung zu einer professionellen Finanzplanung. Dabei würden die tatsächliche Vermögenssituation, die finanziellen Ansprüche im Alter und das mögliche Eintrittsalter in den Ruhestand ermittelt. Diese Ergebnisse seien die Basis für das langfristige Vorgehen. Ein Tipp: Unter www.rk-familyoffice.de/ebook bietet Rolf Klein kostenlose E-Books zu zahlreichen Anlagethemen an.

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