Dach- und Fassadenbegrünung Begrünte Dächer helfen dem Klima

Die hohe Bebauungsdichte in Kombination mit asphaltierten Wegenetzen sorgt in der Stadt gerade im Sommer dafür, dass es dort häufig heißer und stickiger ist als auf dem Land. Begrünte Hausdächer und -fassaden sollen Abhilfe schaffen

Immer mehr Menschen zogen in den vergangenen Jahren in die
Städte   – daran hat auch die Corona-Pandemie nicht geändert. 2020 lebten nach Angaben von Statista mehr als
77 Prozent der Deutschen in Ballungszentren. Prognosen zufolge soll sich bis zum Jahr 2050 die Zahl deutscher Stadtbewohner auf
84, 3 Prozent erhöhen.

Diesem hohen Urbanisierungsgrad müssen Stadtplaner, Architekten, Bauträger und Bauwillige Rechnung tragen. Und egal ob Klein- oder Großstadt – städtische Regionen zeichnen sich durch ein geschlossenes Siedlungsgebiet mit hoher Bebauungsdichte, engmaschigen Verkehrswegen und hoher Bevölkerungszahl im Vergleich zur Grundfläche aus. Die hohe Bebauungsdichte in Kombination mit asphaltierten Wegenetzen sorgt in der Stadt gerade im Sommer dafür, dass es dort häufig heißer und stickiger ist als auf dem Land. Denn es fehlen Grünflächen und Pflanzen, welche die Verdunstung reduzieren und die Luft feuchter halten können. Das heizt die Temperaturen in Städten zusätzlich an, sie können im Vergleich zum Land um zehn Prozent wärmer sein. Mehr Grün in die Städte zu bringen, ist das Gebot der Stunde, denn jede einzelne Pflanze verbessert das Stadtklima und macht das Leben in der Stadt angenehmer. Blätter und Zweige dienen sowohl als Staubfilter als auch als Wasserspeicher. Doch woher die Flächen nehmen?

Am sinnvollsten ist es, von dem zu profitieren, was die Stadt zuhauf hat: Gebäude. Und da lassen sich am einfachsten Dächer und Fassaden begrünen – ohne weitere Flächen in Anspruch zu nehmen oder ohnehin knappes Bauland weiter zu reduzieren. Düsseldorf ist in Sachen Dach- und Fassadenbegrünung ein Pionier: in der Ökosiedlung in Düsseldorf-Unterbach, in der die Bewohner seit mehr als 40 Jahren ökologisch, gemeinschaftlich und autofrei zusammen leben, zum Beispiel. Was Ende der 80er-Jahre von vielen als „Spinnerei“ abgetan wurde, gilt heute als ökologische Vorzeigesiedlung. Damals schlossen sich 30 Familien zusammen, um eine Siedlung zu bauen.  Sie sollte ökologisch sein und besonders die Bedürfnisse von Kindern berücksichtigen, die unbeschwert draußen in einer schadstofffreien Umwelt spielen und leben sollten. Ein Großteil der Häuser ist aus Holz gefertigt und alle Gebäude haben Grasdächer.

Die Vorteile dieser Begrünung erklärt Ludger Gigengack, Bewohner seit der ersten Stunde in einem Film der Düsseldorfer Verbraucherzentrale: „Wenn es über einen längeren Zeitraum regnet, dann speichern die Dächer lange Wasser und geben es nach und nach über Versicherungsketten in ein Drainagesystem ab,  in dem das ganze Regenwasser versickert – so brauchen wir keinen Anschluß an die Kanalisation.“

Das ist auch bei heutigen Systemen so üblich: beispielsweise  versickert das Wasser dort wo es niederschlägt über Rigolen im Erdreich, die mit den begrünten Dächern verbunden sind. Diese Verdunstungseffekte kühlen im Sommer und wärmen im Winter. Und sie haben einen weiteren Vorteil: Sie senken die Kosten für die Abwassergebühren. Denn was keine städtischen Kanäle belastet, wird auch nicht berechnet. Und schützt zudem vor Überschwemmungen.

Begrünte Dächer schaffen zudem einen naturnahen Lebensraum für Pflanzen und Tiere in der sonst recht lebensfeindlichen Umgebung „Stadt“. Vögel und Insekten finden Schutz, Nistmöglichkeiten und Nahrung und siedeln sich so auch im städtischen Raum an.

Die Planung von Gründächern sollte mit Hilfe von Dachprofis wie Architekten, Dachdeckern oder Dachgärtnern in Angriff genommen werden. Sie kennen sich mit den technischen Anforderungen an Dächer in Sachen Statik, Entwässerung, Brandschutz, An- und Abschlüsse aus. Gerade bei Flachdächern ist die Frage der Belastbarkeit entscheidend.

Die Stärke der Substratschicht entscheidet, ob Profis von extensiv oder intensiv begrünten Dächern sprechen. Die Aufbaudicke beträgt bei extensiv begrünten Dächern sechs bis 20 Zentimenter, bei intensiv begrünten Dächern sind 15 bis 40 Zentimenter mindesten notwendig. Was für Dächer gilt, gilt im Prinzip auch für Gebäudewände. Bepflanzte Fassaden haben  wie grüne Dächer eine Reihe von positiven Effekten. Die Verschattung der Fassaden durch Blätter hat einen kühlenden Effekt. Zudem reflektieren die Blätter das Sonnenlicht und verringern so ein Aufheizen des Gebäudes. Außerm wird die Luft rund um die Blätterwand abgekühlt, denn die Blätter der Pflanzen verdunsten viel Wasser. Grüne Fassaden können sowohl die Heizung als auch die Klimaanlage zumindest ergänzen, wenn nicht sogar ersetzen. Das spart Geld.

Außerdem binden Pflanzen Luftschadstoffe: Sie können wie ein Filter Feinstäube auf ihren Blättern binden. Der Regen wäscht die Schadstoffe von den Blättern und sie werden durch das Substrat unter den Pflanzen gebunden. Viele dieser Vorteile treten aber nur bei einer vollflächigen Begrünung auf. Also, jeder Quadratmeter Grün zählt.

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