25 Jahre HafenCity Hamburg Leuchtturmprojekt mit Luft nach oben
Ein Vierteljahrhundert nach dem ersten Spatenstich: Hamburgs neuer Stadtteil am Wasser entwickelt sich trotz internationaler Krisen in die Höhe. Die HafenCity mit dem Hochhaus Elbtower soll bis 2030 fertiggestellt werden.
Andreas Kleinau schaut optimistisch aus seinem Bürofenster in der HafenCity. Der Vorsitzende der städtischen HafenCity Hamburg GmbH hat die historische Speicherstadt vor Augen. Daneben liegen moderne Wohn- und Geschäftshäuser in der zentralen Osakaallee. „Das passt optisch einfach gut zusammen“, sagt Kleinau. „Das Rot der typischen Hamburger Backsteine verbindet Alt und Neu!“
Bis 2025 will Hamburg seinen ehemaligen Hafen zu einem neuen Stadtteil umgebaut haben. Ein gigantisches Vorhaben, ein Leuchtturmprojekt für die Freie und Hansestadt: Hier stehen die teuersten Wohnungen der Metropole, viele prämierte Bürogebäude, bald Hamburgs erster Wolkenkratzer (Elbtower), das größte Einkaufszentrum der Stadt und mit der Elbphilharmonie seit 2017 ein Aufsehen erregendes Konzerthaus.
Vor 25 Jahren wurden mit dem Beschluss der Hamburger Bürgerschaft die Weichen für die größte innerstädtische Baustelle Europas gelegt – nach dem Motto: Die Stadt kehrt zurück zu ihrem Strom. Damals war es schwer vorstellbar, dass aus einer muffigen Ansammlung von Hafenbecken, leeren Hallen, brachliegenden Grundstücken und Immobilien, Speichern und Kränen ein schillernder neuer Stadtteil der Superlative entstehen würde: 150 Hektar Wohn-, Büro-, Kultur- und Parkflächen, 2,4 Millionen Quadratmeter Bruttogeschossfläche locken heute bereits nicht nur die Hamburger und Neu-Hamburger in das Viertel, sondern auch internationale Firmen, Hotels und Museen.
Für Hamburg ist die HafenCity noch immer ein Kraftakt: 25 Jahre Bauzeit, das bedeutete jede Menge Skandale, Baustopps und Investorensterben. Allen voran die Elbphilharmonie, die auch mit ihrer Kosten-
explosion Geschichte schrieb (aus den ursprünglich veranschlagten 60 Millionen Euro wurde knapp eine Milliarde Euro). Heute sonnen sich Stadt, Investoren und Betreiber nach überstandener Pandemie im Erfolg: Seit ihrer Eröffnung 2017 gab und gibt es einen regelrechten, zum Teil auch internationalen Boom um die „Elphi“.
Mehr noch: „Insgesamt wurden in die HafenCity bis 2020 bereits circa 13 Milliarden Euro investiert, davon sind allein zehn Milliarden private Investitionen. Etwa drei Milliarden sind öffentliche Investitionen, davon wird wiederum die Hälfte aus den Grundstückserlösen gegenfinanziert“, rechnet Andreas Kleinau vor und erklärt, dass die Nummer drei unter Europas Häfen schon zu Beginn der Stadtteil-Entwicklung die Grundstücke in ein sogenanntes Sondervermögen Stadt und Hafen eingebracht hatte. Aus dem Verkauf der Grundstücke werden Infrastrukturprojekte wie Straßen, Brücken oder Parks gebaut. Die andere Hälfte der öffentlichen Investitionen wie für die Universität, Schulen oder Kulturbauten kommen aus dem städtischen Haushalt, gepaart mit Bundesmitteln.
Im Fokus stehen Zigtausende Besucher aus aller Welt, die auch mit Kreuzfahrtschiffen im Hamburger Hafen anlanden, übernachten und konsumieren sollen. Im „The Westin“, dem nicht sterne-klassifizierten Lifestyle-Hotel direkt in der Elbphilharmonie zum Beispiel, wollten seit der Eröffnung vor mehr als fünf Jahren so viele übernachten, dass man den Ansturm kaum bewältigen konnte. Musik- und Architekturliebhaber aus dem In- und Ausland hatten nicht nur den Konzertsaal im ehemaligen Kaispeicher A als Ziel. Generalmanagerin Madeleine Marx: „Die Idee von einem Konzerthaus für alle mit eigenem Hotel zu moderaten Preisen ist aufgegangen.“ Hamburg sei durch die Elbphilharmonie international zu einem „Sehnsuchtsort“ aufgestiegen.
„Die Pandemie konnte diesem Trend lediglich eine Delle verpassen“, bestätigt Michael Otremba von der Hamburg Tourismus GmbH. Mehr als 1,5 Millionen Übernachtungen in einem einzelnen Monat so „sein“ Ergebnis im Sommer 2022. Touristischer Konsum lag 2019 bei acht Milliarden Euro. Das sind mehr als drei Prozent der Bruttowertschöpfung an der Elbe. 88.000 Menschen arbeiten in der Branche.
Otremba ist voll des Lobes. Während München mit dem Motto „Mia san mia“, und Berlin mit dem Slogan „arm, aber sexy“ Selbstbewusstsein ausstrahlen, schaffe es Hamburg, „viel zurückgenommener und freundlicher stolz zu sein“, sagt Otremba und erzählt von seinem Lieblingsort, der Plaza in 37 Metern Höhe auf der Elphi. „Mit Besuchern gehen die meisten Hamburger erst mal auf diese Dachterrasse, die um die beiden Konzertsäle herumführt.“
Unterdessen drehen sich die Baukräne weiter. Zum Beispiel im Überseequartier, wo an einem unterirdischen Einkaufszentrum gebaut wird. Auch die Fundamente für drei weitere Hotels sind fertig. Kreuzfahrttouristen werden dann direkt vom neuen Kreuzfahrtterminal in das Einkaufszen-
trum geleitet.
Viel Luft nach oben hat der künftige Elbtower, der 245 Meter hohe Wolkenkratzer (Investitionssumme: knapp eine Milliarde Euro), der im Osten der Hafencity an den Elbbrücken liegt und die HafenCity abschließen soll. Die Finanzierung ist in trockenen Tüchern, eine Aussichtsplattform im 55. Stockwerk geplant. Mit dem in schwindelerregender Höhe geplanten „Nobu“ Hotel (121 Zimmer und Suiten), das dem Hollywood-Star Robert de Niro mitgehört, hat sich der Bauherr Signa für ein hochpreisiges Luxushotel entschieden.