X3 - die goldene Mitte

Der X3 war so etwas wie die Mutter aller Kompakt-SUVs – und ist mittlerweile zur Großmutter geworden. Höchste Zeit also für eine Neuauflage. Die zweite Generation folgt den Gepflogenheiten des Marktes und hat deutlich zugelegt, um acht Zentimeter in der Länge, drei in der Breite, einen in der Höhe. Der neue X3 ist damit so groß wie der erste X5. Ein Zuwachs, der zunächst fragwürdig erscheint, bei näherem Hinsehen aber das ehemalige Erfolgsmodell (über 600 000 verkaufte Einheiten weltweit) noch attraktiver macht.

Denn das Wachstum zahlt sich aus. Im Fond sitzen nun auch große Passagiere bequem, der Kofferraum schluckt zwischen ausreichenden 550 und üppigen 1600 Litern (bei umgelegter Rückbank). Damit wird der X3 endgültig zum Reisewagen. Noch ein anderer Umstand qualifiziert ihn dazu: BMW hat seinem mittleren SUV eine Federung spendiert, die den Namen auch verdient. Wo der Vorgänger noch jede Bodenwelle brav meldete, rollt der neue X3 souverän ab. Auch ins Gelände darf er dank permanentem Allradantrieb. Fahren macht hier wirklich Freude.

Das liegt natürlich auch an der Motorisierung. Schon der von uns gefahrene 20d mit 184 PS erlaubt sich kaum Schwächen; zwar verwandelt er das Geländefahrzeug nicht in einen Rennwagen, bietet aber stets ein angenehm komfortables Leistungsspektrum. Und verbraucht dabei, etwas Zurückhaltung vorausgesetzt, nur sieben Liter – ein Top-Wert in dieser Klasse.

Auch optisch hat der Münchner Vierradler gewonnen. Er steht nicht mehr ganz so kantig da, die Sicken sind tiefer, die Linienführung ist dynamischer. Das Heck rundet nun mit einem kecken Bürzel das insgesamt sehr gefällige Erscheinungsbild ab. Innen herrscht die typische BMW-Optik; liebloses Hartplastik, wie beim Vorgänger oft kritisiert, sucht man vergebens. Schließlich muss sich der X3 gegen eine harte Konkurrenz behaupten.

Ein Signal soll auch der Preis sein: mit 39 400 Euro liegt der X3 20d auf Augenhöhe mit den kompakten SUVs von Mercedes und Audi. Nach oben gibt es freilich wie immer keine Grenze. Verzichten kann man getrost auf die dynamische Dämpfer-Control-Funktion (1100 Euro), die Fahrwerk, Gas und Lenkung per Knopfdruck sportlicher abstimmt. Denn schon die Grundeinstellung ist ausgewogen. Sinnvoll erscheint dagegen das hervorragende, leider 2590 Euro teure Navigationsgerät "Professional" plus Head-up-Display (1100 Euro). Aber am Ende erhält man dafür kein großmütterliches SUV mehr, sondern ein Auto, das die Konkurrenz alt aussehen lässt.

(RP)
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