Stau: Mach den Flieger!

Ein irres Ding! Nordrhein-Westfalen löst den Stau auf seinen Autobahnen auf. Der summierte sich im vorigen Jahr zu einer Kolonne von 135 000 Kilometern. Jetzt aber ist Schluss mit Pendlerverkehr Stoßstange an Stoßstange. Es rollt wieder auf den Schnellstraßen. Die Politik schafft Freiraum. Zumindest auf der A 57 zwischen Köln-Longerich und Köln-Bickendorf. Auf 5,82 Kilometern! Dort fließt der Verkehr jetzt über eine Fahrbahn, der man diese Transparenz gar nicht zugetraut hätte: dem Standstreifen.

Verkehrsstau in Deutschland ist ein immerwährendes Alltagsthema. Satte 400 000 Kilometer maß die stehende Karossen-Schlange im gesamten vergangenen Jahr zwischen Kiel und Konstanz. Kein Pkw-Beschleuniger, der da nicht schon bis zum Stillstand abbremsen musste. Aus vielerlei Gründen: Fußgänger, Tiere und Planen auf der Fahrbahn, Kombi in Brand geraten, Lkw in der Leitplanke. Und immer wieder ist es allerliebst anzuschauen, wie zwei, drei Kilometer voraus Engpässe signalisiert werden, die dann an der geballten Kraft des deutschen Straßenbaus vorbeizuckeln lassen: drei Männlein in Aktion – einer auf dem Bagger, einer an der Schüppe, der dritte als Berater. Wir staunen und stauen! Da sind, das muss man neidlos sagen, die Amerikaner weiter. Die haben ein Auto konstruiert, das bei Stau auf Knopfdruck Flügel ausfährt und abhebt. Wenn das Schule macht, stockt bald der fliegende Verkehr.

Carlheinz Tüllmann

(RP)
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