Sicherheitsprobleme Test: Extreme Mängel bei Billig-Kindersitzen
München (rpo). Bei einem Test des ADAC von Billig-Kindersitzen hat sich ein katastrophales Ergebnis herausgestellt. Nur einer von neun getesteten Sitzen hat die Note "zufrieden stellend" erhalten. Fünf Modelle sind dagegen glatt durchgefallen. Der Club rät Eltern daher, nicht bei der Sicherheit ihrer Kinder zu sparen.
Von den neun getesteten Modellen in der Preisklasse von 50 bis 85 Euro fielen fünf mit der Bewertung "mangelhaft" glatt durch. Drei Sitze schafften ein "ausreichend" und nur einen Sitz bewerteten die Prüfer als "zufrieden stellend". Diese Ergebnisse seien katastrophal, sagte ADAC-Experte Andreas Ratzek am Montag in München. Bei der Sicherheit ihrer Kinder sollten Eltern nicht am falschen Ende sparen.
Die getesteten Kindersitze sind bundesweit in Bau- und Verbrauchermärkten, im Zubehör- sowie im Versandhandel erhältlich. Als "mangelhaft" wurde die Babyschale "IWH Baby Primeur" (50 Euro, null bis ein Jahr) eingestuft - wegen offenkundiger Schwächen bei einem Frontalcrash. "Der Schrittgurt des sitzeigenen Gurtsystems riss aus der Sitzschale, so dass der Dummy nicht mehr gesichert war und durchs Fahrzeug flog", schilderte der ADAC das Testergebnis. Wegen unzureichender Sicherheit bei einem Frontcrash fiel auch der "Kids im Sitz Speedway" (50 Euro) für Kinder zwischen neun Monaten und zwölf Jahren mit der Bewertung "mangelhaft" durch.
Als "mangelhaft" wurde auch der "IWH Remi" (50 bis 75 Euro, null bis vier Jahre) eingestuft. Bei ihm riss im Test beim Frontcrash die Fahrzeuggurtführung für den Schultergurt aus, der Sitz löste sich vom Fahrzeug und schleuderte samt Dummy nach vorne. Ein "mangelhaft" bekam auch der "Looney Tunes Dooby" (50 bis 85 Euro, null bis vier Jahre), bei dem sich der Fahrzeuggurt beim Frontcrash am Sitz aushängte. Ebenfalls mit "mangelhaft" schnitt der Sitzerhöher "IWH Sunny touring" (7,50 bis 10 Euro) für Kinder zwischen vier und zwölf Jahren ab.
Gefahr der Fehlbedienung
Mit "ausreichend" wurde der "Kids im Sitz Carry Easy" (35 bis 40 Euro, null bis ein Jahr) bewertet. Bei ihm sei die Gefahr einer Fehlbedienung auf Grund der verwirrenden Größenanpassung sehr groß, hieß es. Zudem seien erhöhte Belastungswerte beim Seitencrash festgestellt worden. Auch der "IWH Kids Club" (10 Euro, neun Monate bis vier Jahre) erhielt ein "ausreichend". Bei ihm erwiesen sich Sitzschale und Fangkörper als bruchempfindlich. Dieser Sitz sei aber vor allem wegen der unzureichenden Montageanleitung herabgestuft worden, erläuterte Experte Ratzek vom ADAC-Technik-Zentrum in Landsberg.
Auch die "Uniropa Kindersitzerhöhung" (5 Euro, vier bis zwölf Jahre) wurde mit "ausreichend" bewertet - wegen erhöhter Belastungswerte beim Front- und Seitencrash sei sie nur als Notlösung brauchbar. Das einzige Modell mit der Note "zufrieden stellend" war den Angaben zufolge der "Uniropa Navy" (40 Euro, vier bis zwölf Jahre). Dieser Sitz habe eine gute Gurtgeometrie, eine gute seitliche Abstützung im Beckenbereich und eine klar verständliche Bedienungsanleitung.
Besser als Fahrzeuggurt
"Trotz der erschreckenden Ergebnisse bieten die getesteten Kindersitze aber immer noch mehr Sicherheit als ein bloßer Fahrzeuggurt", betonte der ADAC. Er will den Test nicht zuletzt als Ansporn für die Hersteller verstanden wissen, auch für Leute mit kleinem Geldbeutel zuverlässige Kindersitze anzubieten. "Denn natürlich können sich nicht alle Eltern einen superguten Kindersitz für 300 Euro leisten", sagte ADAC-Experte Ratzek.
Als Alternative kämen gute gebrauchte Kindersitze in Frage. Aber man sollte laut Ratzek den Verkäufer kennen, um sicher zu gehen, dass der Sitz noch keinen Unfall aushalten musste und so keinen verborgenen Schäden aufweist. Aus gutem Grund schreibe der Gesetzgeber vor, dass Kinder unter zwölf Jahren oder unter 1,50 Meter Größe nur im Kindersitz mitfahren dürfen.