Die richtigen Schneeketten Winterreifen im Kettenhemd

Köln · Eine geschlossene weiße Decke reicht manchmal schon aus: Wenn Straßen zugeschneit sind und es bergauf geht, können selbst nagelneue Winterreifen die Motorkraft nicht mehr in Vortrieb verwandeln. Sie drehen durch. Schwindet der Grip, ist die Zeit für Schneeketten gekommen. Automobilclubs und Kfz-Prüforganisationen geben Tipps zu Kauf und Montage.

Schneeketten - wie sie funktionieren, wer sie braucht
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Schneeketten - wie sie funktionieren, wer sie braucht

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Foto: AP

Kunden haben die Wahl zwischen der klassischen Variante aus Stahl und der neueren aus festem Textil. Die etwas teureren Metallketten sind Testurteilen zufolge stabiler. Wer also oft auf Bergstraßen unterwegs ist, trifft damit eine gute Wahl. Die Stoffketten sind dagegen in der Regel etwas leichter zu montieren, als sogenannte Snow Socks müssen sie nur übergestülpt werden. Vereinzelt gibt es auch Stahlketten mit Stoffelementen.

Ab 1. Oktober sind die ersten Schneeketten zu haben

Reifenhändler bieten Schneeketten laut dem Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) immer spätestens ab dem Saisonstart am 1. Oktober an. Meistens sind sie dann auch im Autozubehörhandel erhältlich.

Wie ein Reifen auf die Felge, muss auch die Kette auf das Gummi passen. Schneeketten müssen also in der richtigen Größe gekauft werden, die an der Reifenflanke abgelesen wird. Fahrzeugbesitzer, deren Auto mit einem Reifendruckkontrollsystem ausgestattet ist, sollten die Schneeketten nicht nur an der Antriebsachse, sondern an allen vier Rädern anbringen. Ansonsten kann das System wegen des unterschiedlichen Abrollumfangs einen Druckverlust an zwei Reifen melden, erläutert die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ).

Kettenkäufer schauen bei der Modellwahl am besten auch nach einem Qualitätssiegel. Dies kann das TÜV- oder GS-Zeichen sein. Auch ein Prüfzeichen nach den österreichischen Normen V 5117 und V 5119 weist der GTÜ zufolge auf geprüfte Produktsicherheit hin. Eine deutsche Norm für Schneeketten gibt es nicht.

Die Preise für Schneeketten variieren stark: Es gibt Modelle um die 30 Euro, andere kosten das Zehnfache. Doch hohe Preise sind nach Erkenntnissen des Auto Club Europa (ACE) nicht unbedingt ein Garant für gute Ware.

Sogenannte Anfahrhilfen, die nur über die Reifen gestülpt werden, bringen laut dem ACE im Vergleich zu Schneekatten wenig. Auch bei Reifensprays, die dem Winterreifen zu mehr Grip verhelfen sollen, sind Zweifel angebracht. Solche Mittel können sich vom Pneu schnell wieder abfahren und ihre anfängliche Wirkung verlieren, so der ADAC.

Für den Ernstfall proben

Für die Schneeketten-Montage empfehlen TÜV und ADAC eine Generalprobe, damit im Ernstfall alles klappt. "Man sollte nicht erst dann üben, wenn die Situation zum Beispiel an einer Bergstraße prekär wird", sagt ADAC-Pressesprecher Christian Buric. Fürs Anbringen der Ketten im Dunkeln rät der TÜV Rheinland, eine Taschenlampe in den Wagen zu legen.

Anlegen dürfen Autofahrer die Fahrhilfen erst, wenn die Straße "nahezu vollständig" mit Schnee oder Eis bedeckt ist, erklärt ADAC-Juristin Katharina Bauer. In schneereichen Regionen weisen manchmal auch Verkehrsschilder am Straßenrand auf eine Schneekettenpflicht hin. "Wer sie dann nicht anbringt, dem drohen 20 Euro Bußgeld", sagt Bauer.

Behindern Autofahrer in solch einer Situation auch noch den Verkehr, verdoppelt sich die Geldbuße, und es gibt einen Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei. Wichtig in diesem Zusammenhang:
Textil-Varianten gelten rechtlich nicht als Schneeketten. "Sie sind zwar gar nicht so schlecht, wenn es darum geht, den Grip zu erhöhen.
Aber wenn ein Schild Schneeketten vorschreibt, sind die klassischen Stahlketten gemeint", sagt Bauer.

Im Ausland gibt es teils besondere Vorschriften zu Schneeketten.
Beispielsweise in Österreich und Italien dürfen sie laut dem ADAC - anders als in Deutschland - alternativ zu Winterreifen aufgezogen werden.

Wer in Deutschland mit Schneeketten unterwegs ist, darf der Straßenverkehrsordnung (StVO) zufolge höchstens 50 km/h fahren. Auf Schnee und Eis schneller unterwegs zu sein, wäre ohnehin nicht empfehlenswert.

(dpa)
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