VW-Abgas-Skandal Statt Diesel - Gas, Hybrid oder doch ein Benziner?

Düsseldorf · Rund jeder zweite Neuwagen in Deutschland wird mit Dieselmotor verkauft. Das könnte sich vor dem Hintergrund des VW Abgas-Skandals ändern – Alternativen gibt es genug. Ein Überblick

Diesel, Benzin, Erdgas & Co.: Kraftstoffe und Alternativen
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Rund jeder zweite Neuwagen in Deutschland wird mit Dieselmotor verkauft. Das könnte sich vor dem Hintergrund des VW Abgas-Skandals ändern — Alternativen gibt es genug. Ein Überblick

Der Diesel hat wieder ein Image-Problem. Wer dem Selbstzünder nach dem Start des VW-Skandals ernsthaft misstraut, hat aber einige Alternativen. Wir stellen die Vor- und Nachteile zusammen.

Die Diesel-Krise ist eine große Chance für den hierzulande chronisch erfolglosen Erdgasantrieb. Vor allem, wer auf möglichst niedrige Kraftstoffkosten Wert legt, fährt mit Erdgas beziehungsweise CNG gut.

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Foto: dpa, jst jhe

Die Kraftstoffkosten sind niedrig, allerdings sind die Neuwagenpreise hoch. Das Erdgasauto lohnt sich finanziell daher vor allem für Vielfahrer. Ein Beispiel aus dem ADAC-Kostenvergleich: Wenn man 30.000 Kilometer im Jahr mit der Erdgasversion der Mercedes E-Klasse fährt, kostet das inklusive Wertverlust, Wartung, Versicherung und Co. 50,5 Cent pro Kilometer. Ein Diesel käme auf 51,3 Cent, eine Benziner auf 53 Cent.

Auch in der Umweltbilanz schneidet Erdgas gut ab. Sie stoßen weniger CO2 aus als Benziner oder Diesel und sind auch bei Ruß und Stickoxiden deutlich überlegen. Der Nachteil ist das dünne Tankstellennetz: Lediglich 900 Zapfsäulen stehen in Deutschland, einige auf nur begrenzt zugänglichen Geländen von Stadtwerken oder Energieversorgern.

Eine Diesel-Alternative ist Erdgas daher vor allem für Autofahrer, die zwar viele Kilometer abspulen, dabei aber in der Nähe der heimischen Tankstelle bleiben.

Auch Autogas ist an der Zapfsäule günstig, zudem deutlich leichter zu bekommen als Erdgas. Rund jede zweite Tankstelle führt auch den LPG genannten Kraftstoff. Außerdem sind Autogasautos ab Werk nur wenig teurer als Benziner, können außerdem relativ günstig umgerüstet werden.

Im ADAC-Kostenvergleich schlägt Autogas daher ein vergleichbares Dieselauto auch schon auf kürzeren Strecken. So kostet der Kilometer in einem Dacia Duster mit Autogasantrieb 46,9 Cent, mit Diesel sind es 47,3 Cent.

Unter Umweltgesichtspunkten unterscheidet sich LPG wenig von Benzin, mit dem es chemisch eng verwandt ist. Beim CO2-Ausstoß schneiden die Fahrzeuge daher leicht schlechter ab als Diesel, bei Stickoxiden hingegen deutlich besser.

Zu den Nachteilen von Autogas zählt das eingeschränkte Fahrspaßpotential. Weil der Kraftstoff mit ganz neuen Ottomotorentypen nur eingeschränkt kompatibel ist, bieten die meisten Fahrzeughersteller ab Werk nur ältere und schwächere Triebwerke mit Autogastechnik an.

Wer auf Leistung nicht verzichten will, muss schon selbst einen großvolumigen Benzinmotor umrüsten lassen. Eine Diesel-Alternative ist Autogas daher vor allem in kleinen Fahrzeugklassen, wo Leistung keine entscheidende Rolle spielt.

Statt auf den Diesel setzen Japaner und Amerikaner schon seit Jahrzehnten auf den Hybridantrieb. In Deutschland konnte die Technik sich bislang nicht durchsetzen, weil die Kombination aus (in der Regel) Otto- und Elektromotor ihr Sparpotential in erster Linie im Stadtverkehr ausschöpft — aber auf der hierzulande wichtigen Autobahn kaum Vorteile bietet.

Das Angebot auf dem deutschen Markt ist entsprechend übersichtlich. Mit Ausnahme von Toyota/Lexus hat keine Marke ein überzeugendes Portfolio an klassischen Hybridautos. Die deutschen Hersteller setzen stattdessen auf den sogenannten Plug-in-Hybrid, der die bekannte Technik mit eine größeren, an der Steckdose aufladbaren, Batterie kombiniert.

Die Fahrzeuge sollen so die Vorteile von Hybrid und E-Auto vereinen. Allerdings sind entsprechende Modelle relativ teuer, Gebrauchtwagen gibt es noch kaum. Trotzdem sind Hybrid und Plug-in-Hybrid eine gute Alternative für diejenigen, die ein sparsames Kurzstreckenauto benötigen, gelegentlich aber auch bequem und ohne Tankstellen-Engpässe weitere Strecken fahren wollen.

Auch der Benziner könnte einige Diesel-Fans zurück erobern. Allerdings ist er bauartbedingt deutlich durstiger als der Diesel. Durch neue Ansätze wie Downsizing, Direkteinspritzung und Turboaufladung nähert er sich dem Selbstzünder zumindest bei den Normverbrauchswerten immer weiter an.

Allerdings gilt das auch für den Schadstoffausstoß — Rußpartikel etwa, lange Zeit kein Thema für Ottomotoren, werden bei modernen Benzinern zunehmend zum Problem.

Unterm Strich dürfte der Benziner aber für die meisten Diesel-Verächter die beste Wahl sein: die Kosten liegen jeweils niedriger als bei den vergleichbaren Alternativ-Antrieben, Kraftstoff gibt es an jeder Ecke und bei der Motorenwahl kann man sich zwischen maximalem Fahrspaß und minimalen Verbrauch entscheiden.

(SP-X)
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