Ratgeber Pkw Was man an seinem Auto noch selbst reparieren kann
Düsseldorf · Moderne Autos stecken voller Elektronik. In der Werkstatt ersetzt dann nicht selten ein System-Update den Griff zum Werkzeugkasten. Was heißt das für begabte Hobby-Schrauber?
„Jetzt helfe ich mir selbst“, „So wird’s gemacht“ oder schlicht „Reparaturanleitung“ hießen früher einige der Standardwerke im Bücherregal, wenn es darum ging, Geld zu sparen und selbst Hand anzulegen am Auto. Bei modernen Autos ist das gar nicht mehr so einfach. An vielen Stellen hat die Elektronik mechanische Bauteile ersetzt. Sparen durch Schrauben kann aber immer noch funktionieren.
Ein wenig Talent für Praktisches sollte parat sein Auch moderne Autos böten immer noch das Potenzial, einige Wartungsarbeiten im Do-it-yourself-Verfahren durchzuführen, sagt Malte Dringenberg vom Automobilclub von Deutschland (AvD). „Voraussetzung ist aber ein Mindestmaß an handwerklichem Geschick sowie die passende Ausrüstung.“ Die Bandbreite reiche vom Ölwechsel über die Kontrolle der Scheibenwischer bis zum Austausch der Bremsbeläge - „solide Fachkenntnisse vorausgesetzt“, so Dringenberg.
Die häufigsten Arbeiten, die Autofahrer selbst erledigen, sind das Wechseln der Scheibenwischer und das Austauschen von Lampen, sagt Holger Ippen von der „Auto Zeitung“. Die Fachzeitschrift beobachtet in den vergangenen zwei Jahren eine generelle Zunahme der Hobbyarbeiten an Autos. „In der Corona-Zeit haben sich die Leute wieder mehr mit ihren Autos beschäftigt, das zeigt eine deutlich gestiegene Nachfrage bei den Ersatzteilverkäufern“, sagt Ippen.
Du hilfst mir und ich helfe dir Auch gebe es wieder mehr Garagen-Treffs, wo sich Gleichgesinnte zusammentun, um an ihren Fahrzeugen zu schrauben. „Meist ist dann mindestens einer mit Fachkenntnissen dabei, denn ohne die sollte man sich weder an der Bremsanlage noch am Auspuff zu schaffen machen“, sagt Holger Ippen.
Allerdings seien mitunter auch vermeintlich einfache Arbeiten wie das Wechseln von Lampen bei einigen Fahrzeugen kaum möglich. „Bei den europäischen Fahrzeugtypen funktioniert das gut, bei englischen und japanischen schon weniger, und bei Fahrzeugen der Oberklasse benötigt man zum Teil sogar Spezialwerkzeug.“
Zu den Klassikern bei Do-it-yourself-Autofahrern zählt neben dem Öl- auch der Radwechsel und das Ausbessern kleinerer Lackschäden. Aber auch schon das Auffüllen des Wischwassers spart Geld, denn Kfz-Werkstätten berechnen für den Scheibenreiniger oft ein Vielfaches des reinen Produktpreises.
Irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht Mitunter aber wendet sich eine gut gedachte Reparatur auch ins Gegenteil. Etwa, wenn der Hobbybastler an seine Grenzen gerät. „Dann wird erst Zeit und Geld ins Selberschrauben investiert, und am Ende muss der Wagen von der Fachwerkstatt instandgesetzt werden“, sagt Ippen. Ein Innenraumfilter für einen Mercedes etwa koste 40 Euro. Wer wisse, wie der Filter gewechselt wird, könne viel Geld sparen. Denn die Fachwerkstatt berechne hierfür mitunter 160 Euro.
Ohne handwerkliches Geschick allerdings gerieten Laien hier schnell an ihre Grenzen. Eine gute und günstige Adresse für allerlei Arbeiten können SB-Werkstätten sein. Die vermieten stunden- oder tageweise komplett ausgestattete Arbeitsbühnen.
„Gerade in Ballungsgebieten hat diese Sonderform der Werkstatt in den vergangenen Jahren eine Renaissance erlebt“, sagt Dringenberg. Meist seien diese Selbsthilfe-Werkstätten in Gewerbegebieten in Ortsrandlagen zu finden.
Was ist mit der Garantie, wenn ich selber schraube? Speziell bei jüngeren Fahrzeugen jedoch sollten die Eigenleistungen überschaubar bleiben, um eventuelle Garantieansprüche nicht zu gefährden. „Oft wird von den Herstellern sogar verlangt, dass die Wartungen und Instandsetzungen in einem Fachbetrieb der Marke erfolgen, um die Ansprüche zu wahren“, sagt Daniela Mielchen, Fachanwältin für Verkehrsrecht.
Wenn die Inspektionen stets dem Scheckheft zufolge in einer autorisierten Werkstatt durchgeführt wurden, könne der Eigentümer aber durchaus auch eine Lampe oder einen Filter wechseln, ohne Garantieansprüche zu verlieren.
„Grundsätzlich steht es jedem Eigentümer frei, sein Fahrzeug zu warten und zu reparieren, wie er das möchte.“ Auf etwaige Gewährleistungsansprüche hätten Arbeiten wie diese ohnehin keine Auswirkung. „Im Rahmen der Gewährleistung haftet der Verkäufer für Mängel, die bereits bei Übergabe vorgelegen haben“, sagt Mielchen. Hier gehe es also um Schäden, die es schon beim Kauf eines Autos gab.
Gleichwohl rät die Expertin dazu, besonders bei Leasingfahrzeugen von „Eigenreparaturen“ jeglicher Art abzusehen. „Hier verpflichtet sich der Leasingnehmer in der Regel zu einer Wartung und Reparatur des Fahrzeuges in einem Fachbetrieb“, sagt sie. Wer dennoch selbst Hand anlege, werde möglicherweise vertragsbrüchig. Das könnte bei der Rückgabe des Leasingfahrzeugs zu Problemen führen.
Moderne Elektronik: Fluch oder Segen? Moderne Fahrzeuge haben mehr Elektronik und bieten daher grundsätzlich weniger Potenzial zum Selberschrauben. Findige Tüftler aber hält das nicht davon ab, auf anderem Wege in die Tiefen des Fahrzeugs hineinzuschauen, wie Holger Ippen weiß: „Die Elektronik ist längst kein Tabu mehr. Mittlerweile gibt es Diagnosegeräte für Preise ab 25 Euro, mit denen jeder auf die OBD II-Schnittstelle zugreifen kann, die unterhalb des Lenkrads liegt“, sagt er.
Auf diesem Weg könnten beispielsweise vor einem Werkstattbesuch alle vorliegenden Fehlercodes ausgelesen werden. „Erscheint beispielsweise im Cockpit die Warnlampe für die Bremsen, lässt sich mit diesem OBD II-Tester genaueres darüber erfahren, zum Beispiel ob es sich um einen Defekt oder um das Erreichen der Verschleißgrenze handelt.“, sagt Ippen.
Autofahrer hätten also über so ein Gerät die Möglichkeit, schon mit einem gewissen Informationsvorsprung in die Werkstatt zu fahren. So könnten sie genauere Angaben machen, was repariert werden müsse. Auch so lässt sich Geld sparen.
Finger weg von spezieller E-Auto-Technik Auf keinen Fall eingreifen sollten Autofahrer jedoch bei E-Autos oder Hybridfahrzeugen bei Komponenten, die orangefarben gekennzeichnet sind. „Durch diese Teile beziehungsweise Kabel fließt Strom im Hochvoltbereich und es ist lebensgefährlich, hier selbst Hand anzulegen“, sagt Dringenberg. Arbeiten an diesen Komponenten dürften auch in Fachwerkstätten nur von entsprechend geschultem Personal durchgeführt werden.