Absatzzahlen des Bio-Kraftstoffs stagnieren Nein Tanke — Kaum jemand will Super E10

Kempten · Rund zwei Jahre ist es her, dass die Kraftstoffsorte Super E10 mit einem Bioethanol-Anteil von zehn Prozent schrittweise auf dem deutschen Tankstellenmarkt eingeführt wurde. Die anfängliche Skepsis würde mit der Zeit weichen, hieß es. Doch auch heute noch greifen die meisten Autofahrer lieber zur Zapfpistole mit der Aufschrift Super E5 – und das, obwohl der Liter vier Cent teurer ist.

Checkliste: Fragen und Antworten zu E10
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Foto: AP

Rund zwei Jahre ist es her, dass die Kraftstoffsorte Super E10 mit einem Bioethanol-Anteil von zehn Prozent schrittweise auf dem deutschen Tankstellenmarkt eingeführt wurde. Die anfängliche Skepsis würde mit der Zeit weichen, hieß es. Doch auch heute noch greifen die meisten Autofahrer lieber zur Zapfpistole mit der Aufschrift Super E5 — und das, obwohl der Liter vier Cent teurer ist.

"Wir wollen, dass E10 ein Erfolg am Markt wird", sagte Shell-Sprecherin Cornelia Wolber im vergangenen Jahr kurz vor dem Start der Osterferien. Die Preisdifferenz zwischen Super E10 und Super E5 wurde zum damaligen Zeitpunkt um einen weiteren Cent erhöht. Statt drei Cent, beträgt der Unterschied seither vier Cent pro Liter.

Von Erfolg kann dennoch keine Rede sein. "Damals habe ich geglaubt, E10 setze sich wegen des Preisvorteils durch. Das sieht nicht mehr so aus", sagte Aral-Chef Stefan Brok erst vor wenigen Wochen.

"Verbraucher mit gemischten Gefühlen"

Vielmehr stagniert der E10-Anteil laut einer aktuellen Befragung des Energiehändlers Präg bei einem Wert von rund 20 Prozent. "Die Absatzentwicklung zeigt, dass die Verbraucher E10 mit gemischten Gefühlen tanken", sagt Klaus-Rüdiger Bischoff, Mitgeschäftsführer bei Präg.

Auch Cornelia Wolber bestätigt einen etwa 20-prozentigen Absatz von E10. Gleichzeitig weist die Shell-Sprecherin darauf hin, dass dies nicht sein müsste: "Über 90 Prozent aller Benziner könnten E10 tanken", so Wolber. Nur wollen, tun dies offensichtlich die wenigsten.

Im Gegenteil: 75 Prozent aller Autofahrer würden den Kraftstoff mit der erhöhten Bioethanol-Quote "absolut nicht" akzeptieren, heißt es in den Ergebnissen der Präg-Befragung.

Stattdessen gilt es weiter die Autofahrer möglichst gut aufzuklären. Zumal die meisten Verbraucher auch die Frage nach der ökologischen Nachhaltigkeit stellen. "E10 ist ein qualitativ hochwertiger Kraftstoff, der ganz klar nur nach geltenden Regeln produziert wird", sagt Wolber. "Die gesetzliche Vorgabe zur Bio-Quote sieht vor, dass nur nachhaltig produzierte Bio-Komponenten zur Herstellung von E10 beigefügt werden."

Entscheidung beim Kunden

Letztendlich läge die Entscheidung aber immer beim Kunden, der selbst nachschauen kann, ob sein Auto den E10-Kraftstoff verträgt. Auch über den Tankwart könne Rücksprache gehalten werden, erklärt Wolber. Und diese Möglichkeit wird von den Kunden auch gern genutzt.

Laut Präg wird auch heute noch etwa jeder zehnte Tankstellenbetreiber mindestens einmal täglich von verunsicherten Autofahrern gefragt, ob E10 Nebenwirkungen für den Motor habe. Begründet scheint diese Sorge aber kaum: Laut ADAC ist bislang nicht ein Fall bekannt geworden, bei dem ein Motorschaden durch E10 nachgewiesen wurde.

"Für uns ist ganz klar", sagt Wolber, "dass Biokraftstoff mittelfristig das größte Potenzial hat, um den CO2-Ausstoß der Autos weiter zu reduzieren". Ob die Autofahrer dieses Potenzial auch zu nutzen wissen, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

(sgo/anch/sgo)
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