Schmidt-Dienstwagen Expertin wundert sich über Auto-Fund

Düsseldorf (RPO). Der gestohlene und wieder aufgetauchte Dienstwagen von Ulla Schmidt macht Experten stutzig: "Normalerweise finden sich gestohlene Autos erst in fernen Ländern wieder", berichtet Katrin Rüter de Escobar vom Versicherungsverband GDV.

 Gesundheitsministerin Ulla Schmidt mit einem spanischen Bürgermeister (Mitte) vor Ort.

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt mit einem spanischen Bürgermeister (Mitte) vor Ort.

Foto: AP

Zuletzt entstand durch den Diebstahl von Pkw in Deutschland ein Gesamtschaden von 178 Millionen Euro. Die Langfinger hochwertiger Luxusautos seien grundsätzlich Banden und ein Teil der organisierten Kriminalität, erklärt Katrin Rüter weiter: "Sie sind darauf spezialisiert, die speziellen Schließ- und Sicherungssysteme der Extraklasse zu knacken." Anschließend würden die Luxusschlitten entweder in Teile zerlegt und als Schrott deklariert ins Ausland verschafft. Oder aber sie werden mit anderen Limousinen in Container verpackt in Richtung Süden verschifft.

Speziell ausgebildet Komplizen vor Ort übernehmen den Zusammenbau. "Verschiedentlich landen die Teile über Versteigerungsportale auch wieder in Deutschland", kennt die GDV-Sprecherin weitere Wege, in denen das Diebesgut auf Nimmerwiedersehen verschwindet.

"Keine Volltrottel"

Umso überraschter ist Katrin Rüter, dass Ulla Schmidts Dienstwagen so schnell wieder aufgetaucht ist: "An solchen Fahrzeugen machen sich üblicherweise keine Volltrottel zu schaffen." Profis zögen eine solche Nummer auch durch. Ob da jemand kalte Füße bekommen hat, kann nach bisherigem Sachstand nicht festgestellt werden.

Dass es sich um Profis handelte, dafür spricht auch die Vorgehensweise in diesem Fall: Um an den Wagen zu kommen, mopsten die dreisten in Alicante den Schlüssel aus dem Hotelzimmer des Chauffeurs. Dabei brachten sie sogar so viel kriminelle Energie auf und betäubten ihne vorher. Gerne brächen die Diebe in Häuser ein und fahndeten nach Autoschlüsseln, um den Schließmechanismen aus dem Weg zu gehen, erläutert die Versicherungsexpertin.

Mitunter transportierten Diebe die Luxusschlitten auch auf einem Abschleppwagen ab, so Rüter. Wieder andere besorgten sich auf dunklen Wegen die Rohlinge schon beim Hersteller. Nur wer wirklich ein Spezialist sei, könne das Sicherungssystem brechen und müsse dann nur noch die Wegfahrsperre als Hindernis überwinden. "In diesem Bereich findet ein regelrechtes Wettrüsten statt", kennt Rüter den Wettlauf zwischen Autoherstellern und Tätern um die neueste Technik.

Rangliste erstellt

Der GDV erstellt im übrigen Jahr für Jahr eine Rangliste der beliebtesten Autos bei den Dieben. Die nächste erscheint im Herbst 2009. Im übrigen gehen die Schadenssummen aufgrund gestohlener Pkw Jahr für Jahr seit 1993 kontinuierlich zurück. Nicht lange der Wiedervereinigung lag die Summe noch bei 800 Millionen Euro. Die mittlerweile erreichten 178 Millionen Euro sprechen dafür, dass die Herstellern den Langfingern in letzter Zeit oft einen Schritt voraus waren.

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