Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf
EILMELDUNG
Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf

Letzter Trabi fuhr vor 20 Jahren vom Band Der "Sachsenporsche" rollt immer noch

Leipzig (RPO). Rennpappe, Duroplastbomber oder Sachsenporsche: Der Trabant wurde geliebt, belächelt und geschmäht. Doch auch mehr als zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung ist der Trabi nicht totzukriegen. Dabei schien sein schnelles Ende besiegelt, als am 30. April 1991 im Sachsenring Automobilwerk Zwickau der letzte Trabant - ein knallrosa Kombi - vom Band rollte.

 Der Trabi wird seit 20 Jahren nicht mehr produziert, auf deutschen Straßen ist er aber noch immer unterwegs.

Der Trabi wird seit 20 Jahren nicht mehr produziert, auf deutschen Straßen ist er aber noch immer unterwegs.

Foto: AFP, AFP

20 Jahre später tuckern immer noch mehr als 30.000 Trabis über deutsche Straßen. Die "Rennpappe" vereint heute Liebhaber in Ost und West. 34 Jahre lang schraubten Mechaniker des volkseigenen DDR-Betriebs in Zwickau Trabis zusammen - insgesamt mehr als drei Millionen Fahrzeuge.

1989 wurde der kleine Stinker zum "Auto des Jahres" gekürt, nachdem hunderttausende DDR-Bürger durch die geöffnete Mauer gerollt waren. Nach der Wende allerdings wurde der Trabi geschmäht. Die ostdeutschen Autofahrer stiegen auf schnittigere West-Fabrikate um und potenzielle Kunden in Osteuropa konnten nach der Währungsunion mangels Devisen das Auto nicht mehr bezahlen. Auch neue Modelle mit einem leisen Viertakt-Motor und mit Katalysator konnten den Trabi nicht retten.

Das Ende einer Ära

Mit dem Produktionsstopp für den Trabant endete auch die Ära des Fahrzeugbaus bei Sachsenring. Nach der Pleite der Sachsenring Fahrzeugtechnik AG wurde das Stammwerk an den Automobilzulieferer HQM verkauft. Nur ein Teil der ehemaligen Trabantbauer bekam Arbeit im neuen Zwickauer VW-Werk.

Die Trabis fanden ein zumeist unrühmliches Ende. Sie wurden massenhaft entsorgt, verrotteten am Straßenrand oder dienten als Ersatzteillager. Immer wieder gab es Versuche, das Kultauto neu zu beleben. So versuchten sich Zwickauer Tüftler an einem robusten und simpel konstruierten Trabi speziell für den afrikanischen Markt, was aber scheiterte. 2009 präsentierte der sächsische Karosseriebauer IndiKar den "Trabant nT" - ein modernes Elektroauto in Form seines kultigen Vorgängers. Doch der entscheidende Durchbruch gelang bisher nicht.

Liebhaber-Stück für Fans

Und so bleibt der Trabi bis heute vor allem eines - ein Liebhaber-Stück für eingefleischte Fans. Zahlreiche Fanklubs und Vereine widmen sich dem "Erhalt des Kulturguts Trabant" - ob in Friesland, Essen oder Zwickau. Gleichgesinnte treffen sich auf einem der zahlreichen Trabi-Treffen. Und bleibt ein Wagen liegen, dann hilft der deutschlandweite Trabi-Pannenhilfe-Notruf.

Thomas Winkelmann vom Trabi-Fanclub Zwickau fährt heute noch den Wagen seiner Oma. "Damit sind Erinnerungen verbunden, wenn mich die Oma mit dem Trabi aus der Schule abgeholt hat", sagt der 35-Jährige. Seine Begeisterung für die Rennpappe hat aber nicht nur nostalgische Gründe. Ihn fasziniert vor allem die einfache, anspruchslose Technik.

Erster Trabi für 300 D-Mark

Auch Mirko Bindheim vom Club "Trabipower Bremen" ist eingefleischter Fan, seit er einem zugezogenen Ostdeutschen für 300 D-Mark seinen ersten Trabi abkaufte. "Wenn ich im Trabi sitze, dann ist das wie eine Zeitreise", schwärmt der 35-Jährige und versichert, dies habe "nichts mit DDR-Nostalgie zu tun". Einmal schaffte er es mit einem Trabant sogar bis Norwegen, noch heute unternimmt der Familienvater mit seinem blauen Trabi-Cabrio gerne Ausflüge.

Die von zahlreichen Städten eingeführten Umweltzonen haben so manchem Trabifahrer allerdings das Hobby verleidet. Zwar können Oldtimer, deren Erstzulassung mehr als 30 Jahre zurückliegt, eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Für viele Trabis gilt dies aber nicht.

Immerhin gibt es für Nostalgiker bald ein neues Trabi-Mekka. Das August-Horch-Museum in Zwickau wird in einer erweiterten Ausstellung dem Trabant künftig deutlich mehr Platz einräumen. Bis Anfang 2014 solle der Ausbau beendet sein, betont Annett Kannhäuser, Sprecherin des Automobilmuseums. Dann soll auch wieder der pinkfarbene Trabi Kombi zu sehen sein, der vor 20 Jahren als letzter seiner Art das Sachsenring-Werk verließ und bisher im Fundus vor sich hindümpelt.

(AFP/nbe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort