VW Golf GTI Edition 35 Vom Volkssportler zum edlen Sammlerstück

Düsseldorf (RPO). Seit 35 Jahren vereint der VW Golf GTI Sportlichkeit und Alltagsnutzen. Zum Geburtstag kommt das kompakte Kraftpaket nun als Sondermodell mit mehr Ausstattung, ein paar Zusatz-PS und Zierteilen auf den Markt. Der Volkssportler wird so zum edlen Sammlerstück für die mittlerweile solventen Fans der ersten Stunde. Denn mit 30.425 Euro ist der GTI Edition 35 deutlich teurer als die weiterhin angebotene Standardversion.

2011: VW Golf GTI Edition 35
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2011: VW Golf GTI Edition 35

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Nachdem die GTI-Tradition in den 90er-Jahren zur reinen Ausstattungslinie verwässert wurde, wuchert VW mittlerweile wieder geschickt mit seinem wohl emotionalsten Modell. Schon der normale GTI trägt seine Geschichte mit roten Kühlergrill-Zierstäben, Karo-Sitzen und liebevollen Details wieder stolz vor sich her.

Das neue Editionsmodell setzt da vorsichtig noch einen drauf. Eine leicht veränderte Frontpartie, spezielle Felgen, schwarze Außenspiegel und "35"-Plaketten an Kotflügeln und Sitzpolstern lassen den GTI-Fan wissen wen er vor sich hat, ohne dabei zu sehr auf dicke Hose zu machen.

Das wäre allerdings auch ein wenig übertrieben. Zwar erstarkt der 2,0-Liter-Turbobenziner gegenüber dem Basismodell um 25 PS, die resultierenden 235 Geburtstags-PS (173 kW) sind aber eher ein psychologisches Zahlenspiel als ein im Alltag wirklich spürbarer Leistungszuschlag. Auch die Fahrleistungen bleiben von dem Kraft-Plus eher unbeeindruckt. Statt 6,9 Sekunden braucht das Sondermodell nur 6,6 Sekunden für den Spurt auf 100, die Höchstgeschwindigkeit steigt um 7 km/h auf 247 km/h.

Wie sich die Papierwerte auf dem Asphalt schlagen, wird nach dem Drehen des Zündschlüssels (im Zeitalter der Start-Knöpfe fast schon retro) schnell klar. Der GTI hängt direkt und unmittelbar am Gas und lässt sich gut dosierbar auf Tempo treiben. Der aufgeladene Vierzylinder sorgt über ein extrem breites Drehzahlband für Druck.

Untenrum liefert der Turbo Kraft, obenrum helfen Hubraum und Drehfreude. Nach dem Anfahren könnte man getrost permanent im dritten Gang bleiben; dank der hohen Elastizität des Motors gelingt damit sowohl das Schleichen durch die 30er-Zone als auch das forcierte Preschen über die Landstraße.

Die sehr kultiviert entfesselte Kraft lässt sich auch hören. Bei niedrigen Touren gibt sich der Motor sozialfreundlich leise, um unter Volllast ein betörendes Röhren zu entfachen. Großes Kino für die Ohren — zumindest angesichts eines Vierzylindermotors. Ganz ohne Regie-Eingriff der Entwickler gelingt das aber nicht. Der volle Klang ist Resultat eines Konstruktionstricks — ein elektronischer Verstärker optimiert den Sound und leitet ihn angefettet in den Innenraum.

Auch das gut abgestimmte Fahrwerk passt zum sportlich-praktischen Charakter des GTI. Immer sicher und spurstabil zieht der Fronttriebler seine Bahnen, auch dank der serienmäßigen elektronischen Differentialsperre. Tendenziell eher straff abgestimmt, bietet das Fahrwerk ausreichende Federung.

Komfortabler geht es mit dem optionalen adaptiven Fahrwerk, dessen per Knopfdruck wählbare Normal-Einstellung den GTI sogar zum angenehmen Langstreckenwagen macht. Als Verbrauch gibt der Hersteller 8,1 Liter an, was bei zurückgenommener Fahrweise auch einigermaßen realistisch scheint. Wer allerdings lieber im roten Drehzahlbereich unterwegs ist, muss mit zweistelligen Werten rechnen.

Knapp bei Kasse sollte der Sondermodell-Interessent sowieso nicht sein. 30.425 Euro kostet die Basisversion — fast doppelt so viel wie ein Basis-Golf und 3.150 Euro mehr als der Standard-GTI. Dafür gibt es aber auch eine fast vollständige Serienausstattung. An Bord sind unter anderem Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrleuchten und Kurvenlicht, Klimaautomatik und LED-Rückleuchten. Auf der Optionsliste finden sich nur noch wenige Posten, darunter ein Siebengang-Direktschaltgetriebe und Ledersitze.

Etwa jeder fünfte GTI soll künftig in der Editions-Version bestellt werden. Interessant ist das Sondermodell vor allem für Besitzer anderer GTI-Varianten oder Golf-Fahrer, die die gewohnten Alltagstugenden ihres Autos mit mehr Leistung paaren wollen und dabei nicht aufs Kleingeld gucken. Beinharte Sportfahrer hingegen werden trotz der Zusatzleistung wohl weiterhin beim kompromissloseren und noch stärkeren Golf R bleiben.

(SP-X)
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