Fusion von Fiat, Opel und Chrysler Stärken und Schwächen eines Autoriesen

Düsseldorf (RPO). Fiat-Chef Sergio Marchionne hat große Pläne. Der Italo-Kanadier will den zweitgrößten Autokonzern der Welt kreieren. Ein Fiat-Opel-Konzern soll sich hinter Toyota einreihen. Doch hat ein Bündnis aus Fiat, Opel und dem angeschlagenen US-Riesen Chrysler eine Chance auf den internationalen Automärkten?

Die Tops und Flops eines möglichen Fiat/Opel-Konzerns
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Die Tops und Flops eines möglichen Fiat/Opel-Konzerns

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Fiat will zusammen mit Opel und Chrysler einen der größten Autokonzerne der Welt schaffen. Das italienische Unternehmen beabsichtige, die drei traditionsreichen Autobauer zu einem einzigen Konzern zu verschmelzen, sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne am Montag. Die Opel-Werke in Rüsselsheim, Bochum und Eisenach sollen nach diesem Plan erhalten bleiben, von der Schließung bedroht sein könnte das Werk in Kaiserslautern.

Welche Stärken und Schwächen würde der geplante Autoriese Fiat/Opel mitbringen? Die Modelle, Vertrieb und Finanzen im Check:

Die Modellpalette: Hier könnten alle drei Marken gleichermaßen voneinander profitieren. Opel hat den erfolgreichen Vectra-Nachfolger Insignia, Fiats Kleinwagen sind insbesondere in Zeiten der Krise der Renner und Chrysler bringt dem Bündnis einige interessante Konzepte für die Elektroautos von morgen. Zudem verfügt Chrysler über die wertvolle Marke Jeep. Insbesondere die Amerikaner brauchen dringend Kleinwagen in ihrer Modellpalette. Fiat wäre mit Modellen wie Grande Punto und 500 der ideale Partner.

Bei Opel und Fiat ergeben sich vor allem Synergien bei den Kleinwagen. Die erfolgreichen Modelle Grande Punto und Corsa sind hier das beste Beispiel. Sie stammen aus einer früheren Fiat-GM-Kooperation und teilen sich eine Plattform. Die Kleinwagen der Rüsselsheimer verkaufen sich aktuell zwar gut, allerdings ist Deutschland aufgrund der hohen Herstellungskosten der falsche Produktionsstandort für Fahrzeuge mit niedrigeren Margen. Fiat lässt dagegen Fahrzeuge wie Panda oder 500 kostengünstig in Polen produzieren.

Kritiker sehen jedoch gerade im Kleinwagenbereich Gefahren für Opel und Fiat. "Opel und Fiat passen zusammen wie Feuer und Wasser, bauen dann gleiche Fahrzeuge für gleiche Märkte in gleichen Fabriken, die jetzt schon Überkapazitäten haben", warnt Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisurg-Essen. Erfolgreiche Kooperationen wie bei Punto und Corsa zeigen aber auch, dass die Reibungsverluste bei einem Zusammenschluss nicht allzu groß ausfallen müssen, solange die Fahrzeuge nicht ihre Markenidentität verlieren.

Fiat ist bislang im Bereich der Mittel- und Kompaktklasse chronisch erfolglos. Insbesondere die Autos der edleren Töchter Alfa und Lancia konnten sich nicht konstant am Markt etablieren. Ein Alfa 159 blieb in den Verkaufzahlen hinter Konkurrenten wie 3er-BMW, Audi A4 oder Mercedes C-Klasse weit zurück. Genau hier ist Opel aktuell erfolgreich. Bislang sollen für den Vectra-Nachfolger Insignia bereits über 80.000 Bestellungen eingegangen sein. Damit bewegt er sich auf Augenhöhe mit der Konkurrenz aus Wolfsburg, München oder Ingolstadt.

Der Vertrieb: Hier kann insbesondere Fiat von Chrysler profitieren. Die Italiener sind bislang nur mit ihren Sportwagen-Marken Ferrari und Maserati auf dem amerikanischen Markt vertreten. Über das Vertriebsnetz von Chrysler könnten ihn auch Fiat, Alfa und Lancia erreichen. Umgekehrt ist das Vertriebsnetz von Chrysler in Europa durchaus noch ausbaufähig. So könnten Fahrzeuge der Marke Jeep, Dodge oder Chrysler demnächst auch über den Fiat- oder Opel-Händler verkauft werden.

Die Kunden: Experten rechnen mit keinen Nachteilen für die Kunden. Alle Marken könnten unter Umständen von einer zentralen Werkstatt oder einem Händler betreut werden. Gerade bei den Ersatzteilen wäre der Nachschub für die Kunden gesichert. Allerdings kann das Image von Opel Schaden nehmen. Eingefleischte Opel-Fans könnten die Autos aus Rüsselsheim als Untermarke von Fiat sehen. Die Fahrzeuge aus Italien hatten in den letzten Jahren nicht immer das beste Image bei Qualität und Verarbeitung. Allerdings hat man sich auf diesem Feld bereits stark verbessert. So konnte der Fiat Panda gerade erst in der ADAC-Pannenstatistik Platz drei bei den Kleinwagen belegen. Zudem hatte auch Opel beim Thema Qualität Nachholbedarf. Erst mit dem Insignia ist es jetzt gelungen, dass Niveau eines VW Passat zu erreichen.

Die Finanzen: Eine Allianz aus Fiat, Chrysler und Opel bringt durchaus viele Vorteile mit sich - wenn da nicht die finanziellen Probleme wären. Fiat ist im ersten Quartal dieses Jahres tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Fehlbetrag erreichte 410 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte es noch einen Gewinn in Höhe von 405 Millionen Euro gegeben. Die deutschen Gewerkschaften fürchten, dass Fiat über den Umweg Opel lediglich an Bürgschaften kommen möchte und spätestens nach der Bundestagswahl in Deutschland massiv Stellen abbaut. In jedem Fall würde ein neuer Welt-Konzern trotz möglicher Synergie-Effekte nicht um radikale Sparmaßnahmen herumkommen.

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