Probefahrt So gut fühlt man sich im BMW 5er GT

Düsseldorf (RPO). Viel Heck. Wie schon beim massigen X6 präsentieren die Bayern auch den 530d Gran Turismo mit wuchtigem Abschluss. Drinnen jedoch geht‘s gefällig-elegant zu. Wir haben ihn gefahren.

Das ist der neue BMW 5er GT
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"Im Grunde”, sagt der junge Mann im dunklen Anzug, "haben wir hier drei Autos.” Und dann zaubert er die Merkmale für "aus eins mach drei” hervor. Erstens: eine Sitzhöhe wie beim X5. Zweitens: Platzvielfalt wie im 5er Touring. Und drittens: Raumangebot wie im 7er in der Langfassung.

Was Markus Ossenbühl, Verkaufsberater im Autohaus Timmermanns in Düsseldorf, nicht so deutlich betont, was aber von München aus hörbar bis ins Rheinland getuschelt wird: So sieht der neue BMW 5er aus. Zumindest so ähnlich. Der kommt als Limousine im März. Dieser Typ, der 5er GT, dagegen ist schon da.

Schön oder hässlich?

Und er treibt die Fachpresse wie die weiß-blauen Fans schier in Ästhetik-Konflikte: Ist das nun ein schönes Auto oder ein hässliches? Die Frage bezieht sich auf die Optik. Werden die inneren Werte des "Ersten seiner Art” (BMW-Werbung) mit einbezogen, so lautet die Antwort: Es ist ein tolles Auto. Denn da stecken, tatsächlich, drei Münchner Modelle in einem...

Macho. Der spielt mit den Muskeln. Pure Anmache. Eine auffordernd maskulin geprägte Front mit weit nach vorn geschobener, großer Wichtigtuer-Marken-Niere. Markant geformte Schürze. Bullige Leuchten. Und dann das Heck! Ein Affront. Ein Hintern wie ein Kaltblüter. Nur der Protz-Po des Bruders X6 kann da noch auffälliger provozieren. Für den bestehen, bei Preisen, die selbst von jeder Promi-Piste abheben, vier Monate Lieferfrist. Da hat ein buckeliger BMW 5er GT (Gran Turismo) auch wohl beste Verkaufschancen.

Selten gab es eine so angenehme und so luxuriöse Einladung zum Einstieg in die automobile Oberklasse: Kaum in den wohlgeformten, hellen Sport-Ledersitz (Sonderausstattung) eingetaucht, spult die Black-Panel-Technologie ihr Programm ab. Diverse Anzeigen und Bedienfelder auf der Instrumententafel, bis dahin hinter einer mattschwarzen Fläche verborgen, leuchten wie von Geisterhand gesteuert auf. Plötzlich strahlen weiße Skalen mit Tacho-Zahlen und Drehzahlmesser-Ziffern. Das sei gleichsam die Begrüßung des Fahrers, erläutert der Verkaufsberater.

Augenschmaus Armaturentafel

Der Fahrer ist indes eher verdutzt darüber, dass er seine Liter-Flasche Mineralwasser nicht in den schmalen Türablagen eines Gran Turismo unterbringen kann. Tröstlich: Die Schächte in der massigen Mittelkonsole schlucken kleinere Behältnisse.

Augenschmaus: Die Armaturentafel mit wellenförmigen Linien neigt sich leicht zum Chauffeur. Edle Materialien ringsum, von den galvanisierten Dekorelementen bis zu den körperbetonten Sitzen. Voll im Blick das Navigations-Display, größer als eine Zigarrenkiste. Rechts hinten der Platz für den Chef. Der genießt Beinfreiheit wie in einer Großraumlimousine. Der Sessel fährt in der Komfortausstattung elektrisch um bis zu zehn Zentimeter vor- und zurück. Eine trotz der coupéartigen Form erhobene Kopfhaltung ermöglichen Dellen im Dach.

Alles was der Business-Mensch auf der Dienstreise braucht, liefern Info-Systeme in den Rückenlehnen der Vordersitze: vom Börsenkurs per Google bis zur politischen Wetterlage via Digital-TV. Das lässt sich beim Rollentausch am Wochenende, wenn der Chef auf den Chauffeur-Platz wechselt, auch gut nutzen: Dann schaut sich der Sohnemann auf einem der beiden 9,2-Zoll-Farbbildschirme die DVD mit den wilden Kerlen an.

Eine Mischung

Eine Mischung aus Limousine, Van und Kombi soll der BMW 5er GT sein. Schafft er das? Schafft er ­ mit kleinen Abstrichen. Unbestritten seine Eigenschaften als Wohlfühl-Reisemobil mit hochwertigen Materialien. Einen Van-Überblick nach vorn vermittelt die erhöhte Sitzposition. Allerdings: Die Sicht nach hinten durch schmale Fensterschlitze ist stark eingeschränkt (Rückfahrkamera für 420 Euro empfehlenswert). Die Transportleistung reicht bei umgeklappten Rücksitzen bis zu 1700 Liter. Jedoch: Der Kofferraum mit zweigeteilter Heckklappe packt für diese Klasse nur bescheidene 440 Liter.

Drei Kraftwerke helfen dem 2,1 Tonnen schweren 5er GT auf die Sprünge: die Benziner 535i V6 (225 kW/306 PS, ab 55.700 Euro) und der Achtzylinder 550i GT (300 kW/407 PS, ab 75.300 Euro). Der gefahrene Diesel (ab 55.200 Euro, mit Sonderausstattungen und Zubehör aus einer 146 Positionen umfassenden Liste auf rund 90.000 Euro angereichert) braucht sich da nicht zu ducken: sportlicher BMW-Fahrspaß fast grenzenlos. Und nebenbei: Das berühmt-berüchtigte Bediensystem "i-drive” funktionierte kinderleicht und tadellos. Geht doch!

(RP)
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